Uwe Heine vom Jigger & Spoon: „Alkoholhaltige Heißgetränke wurden in Bars schon in den 20er Jahren serviert.“ (Archivbild) Foto: Lichtgut/Michael Latz/Lichtgut/Michael Latz

Der Trend auf Weihnachtsmärkten geht weg vom klassischen Glühwein und hin zu Glüh-Gin, Glüh-Aperol oder Glüh-Negroni. Manchen schmeckt das nicht – Uwe Heine, Barkeeper im Jigger & Spoon, bemüht sich um einen neutralen Blick.

Stuttgart - Schmeckt das noch nach Weihnachten? Glüh-Gin, Glüh-Aperol, Glüh-Negroni – auf immer mehr Weihnachtsmärkten schenken die Beschicker nicht mehr einfach nur Glühwein aus, sondern deutlich extravagantere Heißgetränke mit Alkohol. Auch in Stuttgart ist das der Fall, was zu Diskussionen auf Twitter führte. Gerade die Gin-Variante mit Wacholderaromen und Punsch vermengt, sprengt dort bei einigen Kommentatoren alle Grenzen des guten Geschmacks. Aber ist das wirklich so? Der Profi-Barkeeper Uwe Heine von der Bar Jigger & Spoon im Stuttgarter Hospitalviertel sieht das etwas anders.

„Ich persönlich mag das zwar nicht, aber an sich ist es eine gute Sache“, sagt er. Auch das Jigger & Spoon habe vergangenes Jahr auf einen Punsch auf Whisky-Basis mit Kirschnektar gesetzt. Prinzipiell gelte beim Trinken: Jeder das, was er mag.

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„Der Qualitätsanspruch bei Genussmitteln ist allgemein gestiegen“, sagt Heine. So sei jedenfalls der Trend zu Glüh-Gin und Co. zu erklären. „Mit Gepansche und Glühwein aus dem Tetrapack kommt man nicht mehr weit“, sagt Heine. Der moderne Bargast wolle mehr Innovation als früher.

Ein Auswuchs der Moderne sind alkoholhaltige Heißgetränke aber mitnichten. „Ein beliebter Cocktail und seit Jahren in Barsortimenten ist der Hot Butterum“, sagt Heine. Warmer Rum, Apfelsaft, Gewürzbutter. Klingt womöglich auch etwas abwegig, aber scheint offenbar zu funktionieren.

Irisch Coffee viel älter als Glühwein

Und auch bevor Bars die Innenstädte besonders im letzten Jahrzehnt eroberten, lange vor dem letzten Bar-Boom also, kamen findige Barkeeper in den 20er Jahren darauf, dass ein Spirituosenmix nicht zwingend kalt serviert werden muss. „Zum Anzünden und mit Zucker vermengt“, sagt Heine, „oder Irisch Coffee.“ Irischer Whisky, Wasser, Süße und eine Sahnehaube drauf. Insofern seien nicht diese Drinks das Neue, sondern eher der Glühwein. „Der kam erst mit den Weihnachtsmärkten.“

Von einer Sache rät Uwe Heine trotzdem ab. „Für den Hausgebrauch muss man sich wirklich keine Bastelsets holen“, sagt er. Glühwein, Glüh-Gin oder andere Weihnachtsdrinks selber machen gerne – aber da reiche meistens, was jede ordentlich ausgestattete Küche an Gewürzen im Schrank habe. „Und die Getränkehändler sind so gut ausgestattet, dass man da guten Gewissens den Alkohol kaufen kann.“

Ob die Weihnachtsmarktbuden mit Glüh-Gin den Bars Konkurrenz machen? „Überhaupt nicht“, sagt Heine. Das Bargeschäft laufe da völlig außer Konkurrenz. „Auch wir gehen ja auf den Weihnachtsmarkt, um das Weihnachtsfest zu genießen.“