Der Vorstand der Daimler Truck AG soll auch dem Vorstand der Daimler Truck Holding AG unter der Führung von Martin Daum angehören. (Archivbild) Foto: dpa/Axel Postinett

Der Stuttgarter Autobauer beschließt Details zur Aufspaltung in zwei eigenständige Konzerne. Daimler-Aktionäre werden zu 65 Prozent an dem Lkw-Hersteller beteiligt. Festgelegt wurde auch, wie die Anteilseigner an den Truck-Aktien teilhaben sollen.

Stuttgart - Vorstand und Aufsichtsrat des Autokonzerns Daimler AG haben den Weg bereitet für die Aufspaltung in zwei eigenständige, börsennotierte Unternehmen. Nach der bis Ende dieses Jahres geplanten Abspaltung von Daimler Truck „werden die Aktionäre der Daimler AG zu 65 Prozent an der neu gegründeten Daimler Truck Holding AG beteiligt sein“, teilte Daimler am Freitagnachmittag mit. Daimler Truck, Weltmarktführer im Nutzfahrzeuggeschäft, werde dann als eigenständiges Unternehmen an der Börse notiert sein, heißt es weiter. Die Erstnotiz sei bis Jahresende geplant.

Dax-Notierung ist das Ziel

Die Daimler-Aktionäre sollen demnach für je zwei Aktien der Daimler AG eine zusätzliche Aktie der Daimler Truck Holding AG erhalten. Daimler werde einen Minderheitsanteil von 35 Prozent an der Truck Holding AG halten. Daimler strebt mit der Truck Holding AG, die das Geschäft mit Lastwagen und Bussen (Trucks & Buses) umfasst, eine Aufnahme in den Deutschen Aktienindex (Dax) an und wäre damit mit zwei Unternehmen in der ersten deutschen Börsenliga vertreten.

Hauptversammlung am 1. Oktober

Die Daimler-Aktionäre sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 1. Oktober die vom Unternehmen angekündigten Pläne beschließen. Die Anteilseigner werden auch über eine Namensänderung abstimmen: Die bereits im Dax notierte Daimler AG mit Vorstandschef Ola Källenius an der Spitze soll zum 1. Februar 2022 zur Mercedes-Benz Group AG umfirmieren. Mit diesem Schritt solle „die Fokussierung auf das Pkw- und Van-Geschäft mit der Marke Mercedes-Benz“ und den dazugehörigen Marken AMG, Maybach und EQ unterstrichen werden. Die Marke EQ umfasst die Elektroauto-Palette von Mercedes-Benz mit dem Flaggschiff EQS, der Elektro-S-Klasse an der Spitze. Das Modell wird in der Hightechfabrik in Sindelfingen gebaut.

Höhere Bewertung angestrebt

Daimler betont, Investoren seien „künftig an zwei starken Unternehmen beteiligt“. Der Konzern hat sich auch für die Eigenständigkeit und Börsennotierung der Truck Holding AG entschieden, um attraktiver für Anleger zu werden und insgesamt möglichst eine höhere Bewertung an der Börse zu erlangen. In dem Zusammenhang sind auch zwei weitere Entscheidungen zu sehen: Fünf Prozent seiner 35 Prozent, die Daimler an der Truck Holding AG weiterhin halten will, sollen an den konzerneigenen Pensionsfonds übertragen werden. „Mit dem beabsichtigten Aktientransfer an den Daimler Pension Trust erhöht sich der Streubesitz der Daimler Truck Holding AG entsprechend, ein wesentliches Kriterium für die Aufnahme in den führenden deutschen Börsenindex Dax“, erläutert Daimler seine Pläne weiter. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Truck Holding AG „voraussichtlich im ersten Quartal 2022 in den dann auf 40 Mitglieder erweiterten Börsenindex aufgenommen wird“.

„Solide Kapitalausstattung“

Der Konzern betont zudem, dass „Daimler keinen beherrschenden Einfluss auf die Daimler Truck Holding AG ausüben“ werde. Dies werde durch eine entsprechende Vereinbarung sichergestellt. Dem Lkw-Hersteller werde darüber hinaus eine „solide Kapitalausstattung“ mit auf den Weg gegeben.

Truck-Vorstand bleibt

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Daimler, Michael Brecht, bezeichnete den Börsengang von Daimler Truck mit seinen rund 100 000 Beschäftigten als „einschneidendes und auch emotionales Ereignis“. Die Belegschaft vertraue darauf, „dass wir für sie die richtigen Entscheidungen treffen“. Deshalb müsse die „neue Aufstellung auch zu einer Erfolgsgeschichte für die Beschäftigten werden“.

Der Vorstand der Daimler Truck AG soll auch dem Vorstand der Daimler Truck Holding AG unter der Führung von Martin Daum angehören. Dies war bereits zuvor beschlossen worden. „Bislang mussten wir im Konvoi fahren. Künftig können wir unsere eigene Route planen und den für uns optimalen Weg wählen“, sagte Daum.

Das Pkw- und Van-Geschäft mit derzeit 170 000 Beschäftigten wird sich laut Vorstandschef Källenius „noch stärker auf das Premium-und-Luxus-Segment konzentrieren“. Mercedes-Benz strebe weltweit die Führung bei elektrischen Antrieben und Fahrzeugsoftware an. Källenius hatte vor wenigen Tagen eine umfassende Elektro-Strategie angekündigt.