Die Pauluskirche in Zuffenhausen war am Sonntagmorgen zum Auftritt des Pop-Projektchores und dem Ensemble der Stuttgarter Musikschule gut besucht. Foto: Susanne Müller-Baji

Der Pop-Projektchor hat einen Gottesdienst in der Pauluskirche gestaltet. Eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen.

Zuffenhausen - Musikalische Gottesdienste sind nichts Neues in der evangelischen Pauluskirche. Dass dabei Ausschnitte aus einem zeitgenössischen Werk zu hören waren, ist da schon ungewöhnlicher. Erst recht, weil dafür erstmals ein eigens ins Leben gerufener Projekt-Chor und ein Ensemble der Stuttgarter Musikschule kooperierten. Geht es nach den Beteiligten, könnte der Auftritt am Sonntag nicht der Endpunkt gewesen sein, sondern der Beginn einer neuen Leidenschaft für den Chorgesang.

Es wurde richtig voll in der Pauluskirche, und das war nicht allein der Tatsache geschuldet, dass in diesem Gottesdienst auch gleich zwei Taufen im Gottesdienst gefeiert wurden. Ausschlaggebend war für viele Gäste auch, dass am Sonntag die „Messe 2012“ von Michael Schütz, Kirchenmusiker der Berliner Trinitatisgemeinde Charlottenburg und Dozent für kirchliche Popularmusik, zur Aufführung kam, aus der der Projektchor die beiden Eingangssätze Kyrie und Gloria darbot. Ungewöhnlich dabei die Melodien, die stellenweise mehr an Rock-Oper als an Kirchenlied denken ließen: Eingängige Rhythmen, viel Schmelz und eine Überraschung im Gloria-Satz, als darin mit einem Mal das traditionelle Kirchenlied „Nun danket alle Gott“ anklang. Dem dekanatsweiten Aufruf im März waren erfreulich viele Interessierte gefolgt, überwiegend Frauen, deren Reihen Dekanatskantor Alexander Kuhlo noch durch einige Männerstimmen aus der Pauluskantorei ergänzte, so dass nun ein zirka 20-köpfiger Projektchor vor das Publikum treten konnte. Für einige der Sänger war es die erste Erfahrung mit dem Chorgesang – und damit ja auch mit dem Lampenfieber. Die Proben, die ab 12. April stattfanden, waren überdies auf donnerstags gelegt worden, was nun feiertagsbedingt für etliche Ausfälle gesorgt hatte.

Neuauflage des Projektes möglich

Aber die Sänger machten ihre Sache sehr gut, auch wenn das von Schulleiterin Ulrike Fromm-Pfeiffer geleitete Schülerorchester der Stuttgarter Musikschule schon souveräner mit der Anspannung vor dem Auftritt umging, wie Dekanatskantor Kuhlo nun lachend einräumte.

Wie aber geht es weiter? „Einige haben den Auftritt durchaus als Abschluss des Projektes betrachtet, aber die meisten wollen weitermachen“, sagt der Dekanatskantor: Sollte es ihm gelingen, Freiräume in seinem Zeitplan zu schaffen, könnte es zum Jahresende oder Anfang 2019 eine Neuauflage des Projekts geben, zumal die „Messe 2012“ auch noch weitere Sätze bereithält. Wem das Warten zu lang dauert, könnte auch die Reihen der Pauluskantorei ergänzen; dort aber mit klassischeren Werken und Kirchenliedern. Ohnehin würde dem klassischen Kirchenchor eine Verjüngung gut tun, sagt Kuhlo noch. Allerdings darf man eines nicht vergessen: Auch die Pauluskantorei ist 1987 aus einem Projektchor von Kuhlos Amtsvorgänger Hans-Rudolf Krüger hervorgegangen und besteht bis heute.

Das Format des musikalischen Gottesdienstes scheint ein Erfolgsmodell in Zuffenhausen zu sein: Neben dem Pop-Gottesdienst hat Pfarrer Dieter Kümmel unlängst auch ein Reihe von Jazz-Gottesdiensten mit dem Stammheimer Pianisten Werner Lener initiiert. Kuhlo hat eine interessante Beobachtung gemacht: Ein musikalischer Gottesdienst scheint mehr Besucher anzuziehen als ein herkömmlicher Gottesdienst – aber auch als ein traditionelles Konzert. Da scheint eine Fortsetzung des Pop-Projektes buchstäblich nur eine Frage der Zeit zu sein.