Auf seiner neuen CD „Liebe kennt kein Warum“ bringt das Zuffenhäuser Ensemble Cosmedin Musik und Texte der Mystikzu Gehör. Foto: Susanne Müller-Baji

Das Ensemble Cosmedin aus Stuttgart-Zuffenhausen hat Texte von Meister Eckhart ins Heute übersetzt. Nun haben sie eine neue CD herausgebracht.

Zuffenhausen - Das Leben in einem mittelalterlichen Dominikanerkloster erscheint uns heute weit weg zu sein, die universellen Wahrheiten, nach denen Eckhart von Hochheim (um 1260 – 1328), besser bekannt als Meister Eckhart, gesucht hat, haben allerdings bis heute Gültigkeit. Die Zuffenhäuser Künstler Stephanie und Christoph Haas haben als Ensemble Cosmedin nun die CD „Liebe kennt kein Warum – Musik und Texte der Mystik“ eingespielt, die Texte von Meister Eckart rezitiert und in zeitlose Klangwelten übersetzt.

Mit dem Begriff Mystik bezeichnet man gemeinhin „Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer göttlichen oder absoluten Wirklichkeit“, so fasst es zumindest Wikipedia zusammen. Ob das überlieferte Werk von Meister Eckhart tatsächlich in den Bereich der Mystik fällt, daran scheidet sich tatsächlich die Fachwelt. Was der neuen CD aber keinerlei Abbruch tut: Sie bringt traditionelle Gesänge, auch von Hildegard von Bingen, zusammen mit Rezitationen aus Meister Eckarts Predigten und Unterweisungen. Einige zeitgenössische Kompositionen von Christoph Haas ergänzen die Einspielung, und es gelingt ihm, die überlieferten Gesänge durch die eigenwillige Instrumentierung mit Tambura oder Tenorfidel auf eine zeitlose Ebene zu heben.

Zusammenspiel von Musik und Texten

Im Zusammenspiel von Musik und Texten entsteht so ein schwebendes Ganze, das perfekt in den derzeitigen Wandel der Jahreszeiten passt. Wo immer in lateinischer oder mittelhochdeutscher Sprache gesungen oder rezitiert wird, findet sich dankenswerterweise eine Übersetzung im Booklet. Denn die darin aufgeworfenen Fragestellungen sind bis heute nachdenkenswert: Um selbstlose Freundschaft geht es etwa in der titelgebenden Rezitation „Liebe kennt kein Warum“: „Ich soll meinen Freund lieben um alles dessentwillen, was er in sich selbst ist“, trägt Christoph Haas vor und Stephanie Haas ergänzt: „Solche Liebe ist eine Blume und eine Zierde, und die Mutter aller Tugenden.“ Für das Ensemble Cosmedin ist die Auseinandersetzung mit sakralen Inhalten freilich nicht ganz neu: So hat sich das Paar bereits mit dem Thema „Martin Luther und der Psalter“ in „Ein menschlich Hertz ist wie ein Schiff auf eim wilden Meer“ befasst, hinzu kommen Vertonungen von Psalmen sowie die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk der Hildegard von Bingen.

Stephanie Haas hat an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart Gesang und Liedgestaltung studiert. Christoph Haas hat sich als Percussion-Musiker einen Namen gemacht, insbesondere für seinen unkonventionellen Einsatz für zahlreiche Instrumente aus aller Welt.

Meister Eckhart wurde der Häresie angeklagt

Hat Meister Eckhart auch ein Leben lang nach Harmonie und dem gottgefälligen Leben gesucht, seine späten Jahre erinnern an einen Klosterkrimi á la „Der Name der Rose“: Nach einer Intrige zweier Mitbrüder wurde der hochrangige Theologe 1325 vor der Kölner Inquisitionskommission der Häresie (Abweichung von der Rechtgläubigkeit) angeklagt. Wohl, weil er seine Werke nicht nur in lateinischer, sondern teilweise auch in mittelhochdeutscher Sprache verfasst hatte, um sie dem gemeinen Volk zugänglich zu machen. Die drohende Todesstrafe konnte er abwenden, der Prozess wurde aber an den päpstlichen Hof ins französische Avignon verlegt und immer wieder verzögert. Meister Eckhart starb dort schließlich noch vor Prozessende.

Info Hörproben zu „Liebe kennt kein Warum“ gibt es im Internet auf der Seite www.ensemble-cosmedin.de, dort kann die CD auch bestellt werden.