Auch für Gudrun Pfahl und Rainer Effenberger ist der neue Markt ein Glücksfall – sie haben in Wolfbusch nach langer Zeit Arbeit gefunden. Foto: Georg Linsenmann

Der vor einem Jahr eröffnete Bonus-Markt am Hubertus-Platz in Stuttgart-Wolfbusch wird gut angenommen und trägt sich selbst. Am Mittwoch wurde über das Lebensmittelgeschäft im Bezirksbeirat berichtet.

Wolfbusch - Wie Beschwörungen klangen die Reden zur Eröffnung im Oktober vergangenen Jahres, denn eines war von Anfang an klar: Ein Lebensmittelmarkt von so relativ kleinem Zuschnitt ist ein Experiment und ein Wagnis – und gut geht das nur, wenn er sich bei der Bevölkerung hinreichend als Einkaufsmöglichkeit etablieren kann: „Am Ende entscheiden Sie als Bürger, ob sich der Markt halten kann“, hatte Oberbürgermeister Fritz Kuhn zum Start in die Menge gerufen. Ein Bangen im Hintergrund, das noch nachklang, als jetzt nach einem Jahr in der aktuellen Sitzung des Bezirksbeirates eine erste Bilanz gezogen wurde und die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich die entscheidende Frage auf den Punkt brachte: „Klappt es oder klappt es nicht?“

Eine Frage, auf die Torsten von Appen vom Team der Wirtschaftsförderung der Stadt umgehend mit „einer positiven Nachricht“ reagierte: „Der Bonus-Markt hat inzwischen eine gewisse Flughöhe erreicht und trägt sich selbst.“ Insofern bleibe ihm eigentlich nur, dem Gremium „für die Weitsicht zu danken, auf 130 Quadratmeter Grundfläche einen nachhaltigen Lebensmittelmarkt anzusiedeln“. Und wenn OB Kuhn die Parole ausgegeben habe, dass es möglich sein müsse, in einem Quartier wie dem Wolfbusch ohne Auto einzukaufen, dann könne man jetzt resümieren: „Auftrag erfüllt!“

Am Anfang Schwierigkeiten mit den Kosten

So kam auch Karsten Fischer, der Vertriebsleiter von Bonus, zu dem Schluss: „Dieses Pilotprojekt ist gelungen. Wir hatten am Anfang Schwierigkeiten mit den Kosten. Aber das haben wir justiert, und nun sind wir ganz im Plan.“ Fischer ging sogar noch einen Schritt weiter: „Im Prinzip ließe sich der Bonus-Markt von Wolfbusch auch als Modell für andere Stadtgebiete denken.“ Ein entscheidender Faktor des Modells: Die Stadt hatte als Anschubfinanzierung für die technische Ausstattung einmalig 70 000 Euro Zuschuss gegeben. Daran erinnerte Michael Schrade (Freie Wähler): „Dem Gemeinderat gebührt Dank, dass er dieses Geld zur Verfügung gestellt hat. Sonst wäre das nicht möglich gewesen.“ Michael Lateier (Bündnis 90/Die Grünen) dankte ebenfalls „für das Engagement aller Beteiligter“ – und erinnerte an die „Arbeitsplätze, die dabei geschaffen wurden“.

Als Non-profit-Unternehmen gibt Bonus auch Menschen eine Chance, die länger arbeitslos waren und am ersten Arbeitsmarkt kaum noch unterkommen. Wie Gudrun Pfahl und Rainer Effenberger, beide Mitte 50. „Es war ein Glück für mich, dass ich nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit zu Bonus gekommen bin. Ich habe wieder eine Aufgabe, ich werde gebraucht und mein Leben hat wieder Regelmäßigkeit und Struktur“, sagt der Marktleiter. Ähnlich seine Stellvertreterin: „Mir ist es wichtig, dass ich mein Geld selbst verdienen kann und nicht vom Staat abhängig bin. Außerdem sind die Leute sehr nett hier und dankbar, dass es den Markt gibt.“ Zwei, drei Mal die Woche kommt etwa Jessy Manz in den Markt: „Da kann ich zu Fuß mit meinen Kindern einkaufen und kriege alles, was ich brauche. Außerdem gibt es keine Schlangen an der Kasse und es ist eine sehr angenehme Atmosphäre“, betont sie und fügt hinzu: „Der Markt soll bitte bleiben!“

Obst und Backwaren aus Weilimdorf

Auch Nino, 19, holt sich „schnell mal was zum Essen oder Trinken. Oder die Zigaretten! Das ist sehr praktisch, ich wohne gleich um die Ecke!“ Wie Heideruth Bauer, mit 73 Jahren „ein Wolfbusch-Urgestein“: „Etwa Besseres hat uns nicht passieren können“, sagt die Seniorin, „ich brauche kaum noch das Auto und kriege alles, was ich brauche“. Besonders gefällt ihr, „dass Obst und Backwaren aus Weilimdorf sind“, vom Obsthof Hörnle und von der Bäckerei Sauter. „Außerdem trifft man fast immer jemanden, den man kennt und mit dem man schwätzen kann. Und das Personal kennt man auch“, fügt sie frohgemut hinzu und schließt: „Ich hoffe natürlich, dass das alles so bleibt!“