Schon heute ist die Volksbank Stuttgart die größte Volksbank im Südwesten. Hans Rudolf Zeisl ist der Vorstandschef in Stuttgart. Lukas Kuhn (links) und Hermann Sonnenschein, die Chefs in Göppingen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die anhaltende Niedrigzinsphase, die Digitalisierung und die zunehmende Regulierung – allein dies fordert derzeit die Bankenlandschaft heraus. Nun wollen die Volksbanken in Stuttgart und Göppingen ganz nah zusammenrücken.

Stuttgart - Stolz treten die Chefs der beiden Volksbanken in Stuttgart und Göppingen am Freitag vor die Presse und bestätigen das, was tags zuvor durchgesickert war: Beide Häuser verhandeln – wie berichtet – über eine Fusion. Nach Sondierungsgesprächen von nur wenigen Wochen haben die Aufsichtsräte beider Institute die Vorstände beauftragt, Fusionsverhandlungen aufzunehmen. Dass es so schnell geht, lässt Hans Rudolf Zeisl, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Stuttgart wissen, liege nicht allein daran, dass die Bündelung der Kräfte sinnvoll sei, sondern auch weil die Chemie stimme zwischen den Beteiligten.

Hintergrund der Fusionspläne ist das schwierige Bankenumfeld. Dazu zählen die anhaltende Niedrigzinsphase, die die Erträge unter Druck setzt, aber auch die zunehmende Regulatorik, die fortschreitende Digitalisierung und der intensive Wettbewerb im Südwesten. Diese Herausforderungen seien gemeinsam besser zu stemmen. Sowohl die Volksbank Stuttgart, die größte Volksbank im Südwesten, als auch die Volksbank Göppingen seien „kerngesund“, betont Zeisl. Aber wenn das Geschäftsmodell einer Genossenschaftsbank mit ihrer Verankerung in der Region in Zukunft Bestand haben soll, „müssen wir Strukturen schaffen, dass wir uns das in Zukunft leisten können“, fügt er hinzu.

Beide Institute haben gesunde Risikostruktur

Auch Lukas Kuhn, der gemeinsam mit seinem Kollegen Hermann Sonnenschein die Volksbank Göppingen leitet, ist von der Zukunftsfähigkeit des Zusammenschlusses überzeugt: „Beide Häuser haben eine sehr gesunde Risikostruktur und sind vom Eigenkapital her gut aufgestellt.“ Man wolle zukunftsfähig bleiben und die Arbeitsplätze sichern. Würde die Volksbank Göppingen allein bleiben, „würde der Veränderungsdruck in unserer Größenstruktur stärker werden“.

Die Volksbank Stuttgart ist mit einer Bilanzsumme von 6,5 Milliarden Euro knapp drei mal so groß wie die Volksbank Göppingen mit 2,2 Milliarden Euro. Das Institut in Stuttgart beschäftigt 1138 Mitarbeiter, das in Göppingen 370. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Stuttgart ein Betriebsergebnis vor Bewertung der Risiken von 56,9 Millionen Euro (plus 4,6 Prozent); Göppingen erzielte bei dieser Kenngröße 17,7 Millionen Euro (minus 8,2 Prozent). Beide Institute verfügen über eine gute Kapitalausstattung, konkret hat Stuttgart eine Gesamtkapitalquote von 17,4 Prozent und Göppingen von 25,9 Prozent.

Fusionsbedingte Kündigungen soll es nicht geben

Bei den Mitarbeitern, so Zeisl, sei die Nachricht von der Fusion mit einer gewissen Unruhe aufgenommen worden, vor allem beim kleineren Institut. Zeisl betont deshalb: „Es wird eine Garantie geben, dass keine fusionsbedingten Kündigungen sowohl in Stuttgart als auch in Göppingen ausgesprochen werden.“ Man wolle Synergien „nicht mit Brachialgewalt“ heben, sondern die biologische Fluktuation, sprich das Ausscheiden altershalber, nutzen, um Personal abzubauen. Dieses Rezept sei bei zurückliegenden Fusionen Erfolg versprechend gewesen, und „das soll auch der Weg in die Zukunft sein“, so Zeisl.

Beim baden-württembergischen Genossenschaftsverband beobachtet man ein erhöhtes Fusionstempo seit 2016, wie Präsident Roman Glaser sagt. „Wir gehen derzeit davon aus, dass Fusionsbestrebungen noch mindestens die kommenden drei bis vier Jahre anhalten werden.“ Damit einhergehend werde sich die Zahl der Mitarbeiter und Filialen ebenfalls verringern – „allerdings in eher moderatem Maße“, so Glaser. Trotz der Digitalisierung würden Kunden und Mitglieder weiterhin sehr großen Wert auf eine regionale Präsenz und persönliche Beratung legen. „Die große persönliche Nähe und ein enges Vertrauensverhältnis zu den Menschen zeichnen uns im Gegensatz zu vielen anderen Banken aus“, sagt der Präsident des Genoverbands. Die Volks- und Raiffeisenbanken unterhielten „mit Abstand“ das dichteste Filialnetz in Baden-Württemberg.

Bis Oktober sollen die Details stehen

Bis spätestens Oktober sollen die Details der Fusion zwischen Stuttgart und Göppingen feststehen und ein Verschmelzungsvertrag erstellt werden. Im November sollen die Mitgliedervertreter der beiden Institute jeweils in einer außerordentlichen Vertreterversammlung die Pläne absegnen. Mindestens 75 Prozent der anwesenden Vertreter müssen der Fusion zustimmen. Wie das Institut künftig heißen wird, steht nicht fest. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir das Richtige tun“, sagt Hermann Sonnenschein, Vorstand der Volksbank Göppingen.