Am Dienstagmorgen gab es einen medizinischen Notfall in einer Stadtbahn. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein Unfall in der Haltestelle Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz in Stuttgart zeigt, wie anfällig die Transportsysteme in der Innenstadt sind. Ein Erfahrungsbericht.

Stuttgart - Dienstag Vormittag, 9.15 Uhr: Das Gedränge an der Stadtbahnhaltestelle Olgaeck nimmt deutlich zu. Der Grund: Nichts geht mehr auf der Talquerlinie zwischen Hauptbahnhof und Olgaeck, und zwar in beide Richtungen. Informationen dazu gibt es per Lautsprecher und Digitalanzeigen: Ein medizinischer Notfall an der Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz, der sich gegen 8.50 Uhr ereignet hat. Ein Schienenersatzverkehr werde eingerichtet. Doch woher soll der kommen? Der Schlund vom U-Bahnhof Charlottenplatz spuckt keine gelben Wagen aus. Daher das Gedränge auf den Hochbahnsteigen, eine sehr riskante Mischung einerseits von Ratlosen, die nicht mehr weiter wissen. Und von Hektikern, die halt irgendwie möglichst schnell weiterkommen wollen.

Waldau als Umweg

Und dann taucht doch auf einmal eine U 7 aus dem Untergrund auf auf ihrem Weg nach Ostfildern. Wer Bescheid weiß, wittert nun die Chance: Mit dieser zur Haltestelle Waldau, dort umsteigen auf die Linie U 8, und schon steht dem Ziel Fildern nichts mehr im Weg. Die Fahrgastinformationen verschweigen das allerdings, gerade mal ein paar Leute steigen in die U 7 ein. Dann auf der Waldau die nächste Überraschung: Statt der erwarteten U 8 taucht eine U 5 auf, die auf diesem Streckenast eigentlich gar nichts verloren hat. Und die hat als Zielangabe Killesberg – würde also bedeuten: Zurück in die Innenstadt. Doch der Fahrer klärt auf: Es geht nach Leinfelden. Die Verunsicherung der Fahrgäste ist groß, doch ihr Vertrauen wird belohnt, die Bahn fährt die erhoffte Route.

Unterwegs zum Casting

Bei den Mobilitätsaufgaben, die täglich in dieser Stadt gelöst werden, mag dies ein kleiner Zwischenfall sein. Er zeigt aber auch, wie anfällig die Transportwege und -möglichkeiten sind, wie schnell die Kapazitätsgrenzen erreicht sind selbst wie hier in einer eher verkehrsärmeren Zeit.

Null Chance haben da jene, die sich überhaupt nicht auskennen in der Stadt. So wie jene ältere Dame, die aus Karlsruhe kommt und nach Möhringen möchte. Ihr Ziel: Das Casting zu „Voice of Germany“ beim Musical. Für sie gab es dafür zwei Herren entsprechenden Alters in der Stadtbahn, die sowohl viel Verständnis hatten für die Orientierungslosigkeit der Badenerin sowie für deren Nervosität vor diesem Termin. Sie bekam ein persönliches Geleit und viele beruhigende Worte bis zur Haltestelle „Salzäcker“.

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