Allabendlich werden die Wagen in der Werkstatt gewartet. Foto: /Hans-Joachim Knupfer

Die Zacke erhält in den nächsten Jahren neue Triebwagen. Für deren neue Technik wird derzeit die alte Werkstatthalle aus den 1960er Jahren umgebaut. Die neue Zacke-Flotte soll bis Mitte 2022 komplett sein. Sie ist barrierefrei und kann mehr Räder mitnehmen.

S-Süd - Die Werkstatt der Zacke wird gerade umgebaut. Den Tag über sieht man Bauleute, Bagger und schweres Gerät auf den letzten Gleismetern hinter dem alten Zahnradbahnhof, wo heute auch das Theater Rampe residiert. Die Wagen der Zacke werden in den kommenden zwei Jahren gegen niedrige und damit barrierefreie Triebwagen ausgetauscht. Die Technik befindet sich dann nicht mehr unter dem Wagen, sondern auf dem Dach. „Die Technik der Werkstatt muss dann der Technik der Wagen folgen. Bislang wird ja viel in der Grube geschafft. Aber künftig müssen mehr schwere Teile wie Antriebsaggregate oder Klimaanlage gelupft werden“, erklärt Hans-Joachim Knupfer, Sprecher bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Daher werde unter anderem die hydraulische Hebebühne erneuert. Das bedeutet auch, dass der bestehende Bau verbreitert werden muss. Dafür soll die Seitenwand entlang der Gleise abgerissen und durch eine neue, leicht versetzte Wand ersetzt werden. Momentan wird dafür an der irrsinnig engen Stelle zwischen Gleis und Werkstattwand der Grund mit Betonpfählen stabilisiert. „Wenn die neue Betonwand hochgezogen wird, muss die Verschalung mit Streben im Innern der Werkstatt abgestützt werden, weil neben den Gleisen kein Platz mehr ist“, erklärt der SSB-Sprecher die verzwickte Situation dieser Baustelle. Die Arbeiter müssen ihre Baustelle jeden Abend wieder räumen, „weil dann ja das Zügle in die Abstellhalle fahren muss und morgens wieder raus“.

Ein Mal täglich zur Wartung

Auch das Dach der Werkstatt muss neu gemacht werden, und sie erhält Tore aus Glas. Trotz dieses enormen Aufwandes sei das allemal günstiger, als den „massiven und soliden“ Bau von 1960 komplett durch einen neuen zu ersetzen, sagt Knupfer. Unverändert bleibt indes die Schiebebühne vor der Werkstatt, mit der sich die Wagen parallel verschieben lassen, so dass platzsparend alle Gleise bedienbar sind. Denn in der Werkstatt herrscht Hochbetrieb: Die Wagen werden täglich gewartet und gereinigt, und einmal die Woche gibt es einen Rundcheck mit Ölstand, Bremsen und Sonstigem. Die Zacke kann nicht wie die übrigen Wagen der SSB im Heslacher Betriebshof gewartet werden, denn sie kann nicht aus der Spur. Sie verkehrt nicht auf der Normalspur, sondern auf der schmäleren Meterspur. Daher braucht sie weiterhin eine eigene Werkstatt. Das bleibt auch so, wenn die drei alten durch drei neue Wagen ersetzt sein werden.

Der erste neue Wagen soll im Sommer nächsten Jahres seinen Probebetrieb zwischen Marienplatz und Degerloch aufnehmen. Solange werde es wohl auch dauern, bis die Werkstatt fertig sei, schätzt Knupfer. Die beiden anderen Wagen von der Firma Stadler in der Schweiz, dem einzigen Anbieter von Zahnradbahnen weltweit, werden bis etwa Sommer 2022 geliefert. Die Ersatzbeschaffung ist laut der SSB nötig geworden, da die 40 Jahre alten Trieb- und Vorstellwagen der Zacke „das Ende ihrer technischen und wirtschaftlichen Lebensdauer erreicht haben“. Die Ersatzteilbeschaffung sei in den vergangenen Jahren immer schwieriger und langwieriger geworden.

Ebenerdig einsteigen

Die tiefergelegten Zacke-Triebwagen kann man nahezu ebenerdig über beide Fahrgasttüren betreten, zumal die Bahnsteige angeglichen werden sollen. Der abgesenkte Wageninnenraum bietet neben einigen Sitzplätzen eine Mehrzweckfläche für Rollstühle und Kinderwagen. Weitere Sitzgelegenheiten wird es im vorderen und im hinteren Bereich geben, die man über drei Treppenstufen erreicht. Das ist erforderlich, um die Zahnradbahntechnik im Unterboden unterzubringen. Für die SSB war die Anschaffung der neuen Wagen ein Spagat: Einerseits wollte sie die Zacke als Stuttgarter Wahrzeichen erhalten. Andererseits sollte die Zacke heutigen Ansprüchen genügen – und dazu gehören außer der Barrierefreiheit auch ausreichend Möglichkeit, Fahrräder zu transportieren. Mit 54 Sitzplätzen wird die bisherige Kapazität der Triebwagen gleichbleiben, die der Vorstellwagen wird sich allerdings verdoppeln: Bis zu 21 Fahrräder wird die Zacke künftig gleichzeitig mitnehmen können. Die neuen, gelben Zahnradbahntriebwagen werden optisch an den im Stadtgebiet häufig zu sehenden Stadtbahnwagen DT 8.12 angelehnt sein.

Der Gemeinderat hatte vor drei Jahren einen Zuschuss pro Triebwagen in Höhe von 2,5 Millionen Euro beschlossen. Vom Land wird es zudem eine Million Euro pro Wagen geben. Der gesamte Auftragswert beläuft sich auf 19,3 Millionen Euro.