Die CD „Melodic Landscapes“ haben Werner Lener und seine Mitmusiker im heimischen Wohnzimmer aufgenommen. Foto: sm

Der Stammheimer Jazzpianist Werner Lener legt eine neue Einspielung vor und reist durch „Melodic Landscapes“.

Stammheim - Gerade hat er in der Zuffenhäuser Pauluskirche den Autor Jürgen Kaiser bei dessen Lesung begleitet. Um Schwaben ging es dabei, die in der Fremde ihr Glück gemacht haben: Bei Werner Lener, seinerseits Jazzpianist aus Stammheim mit internationalen Projekten, klang das so: Improvisation, „Auf de schwäbsche Eisebahne“, Improvisation, amerikanische Nationalhymne, Improvisation und so weiter. Kreativ Dinge aufzugreifen und zu verändern – das ist, was Jazz für den Stammheimer ausmacht. Entsprechend ist seine neue Einspielung „Melodic Landscapes“ eine recht verspielte Mischung: „Chez Soi“ wiegt im Rumbatakt, der urban klingende „Repetition Blues“ hat es eilig und was bei „Walking Waltz“ als stimmungsvoller Südstaatenblues anfängt, wird bald zum Jazz-Walzer.

Eingespielt hat das Werner Lener Trio, bestehend aus Werner Lener (Klavier), Thomas Krisch (Bass) und Hans Fickelscher (Schlagzeug), die CD in Eigenregie: Dann wird das heimische Wohnzimmer ausgeräumt und verwandelt sich in ein veritables Tonstudio. Über das für eine professionelle Aufnahme nötige Knowhow verfügt der Elektroingenieur Lener schon durch seinen langjährigen Brotberuf. Bearbeitet werden die Tonspuren später auf dem Computer. Und weil die veranschlagten zwei Tage dann doch wieder zu kurz waren, hat der Pianist, der sich seit frühester Jugend in diversen Formationen dem Jazz verschrieben hat, zwei weitere Stücke solo eingespielt – darunter „In the Wee Small Hours of the Morning“ vom amerikanischen Jazzer David A. Mann.

Die meisten Stücke selbst geschrieben

Es bleibt das einzige musikalische Zitat auf der CD, alle anderen Stücke stammen aus der Feder von Werner Lener selbst: Frühere Jazzgrößen hätten noch andere für sich komponieren lassen, erzählt er: „Es ist inzwischen aber so, dass heute jeder seine eigenen Sachen schreibt und spielt.“ Was nicht nur positiv ist: Einerseits ist damit eine Einnahmequelle weggebrochen, andererseits findet nun so manche Komposition nicht mehr die Aufmerksamkeit, die ihr eigentlich zustünde: „Das bedeutet, dass ich entweder auftrete und CDs einspiele – oder ich schreibe für die Schublade.“ Was schade wäre, denn „Melodic Landscapes“ gibt sich spielfreudig und eignet sich hervorragend für Autofahrten – quasi als Soundtrack zur real vorbeifliegenden Landschaft.

Werner Lener erzählt, dass nicht alles am Ende so klingt, wie von ihm geplant: „Chez Soi hatte ich ursprünglich als Ballade gedacht, aber als ich das Stück Thomas Krisch zeigte, wollte der, dass wir was anderes damit probieren.“ Heraus kam die bereits erwähnte Rumba – zumindest für jetzt, für die CD. Beim nächsten Konzert kann das schon wieder anders sein. Dass im Jazz nicht jede Komposition in Stein gemeißelt ist, belegt auch das letzte Stück, „Past, Present and Future“. Hierzu hat Werner Lener jeweils nur kurze Teile komponiert, die die Musiker mit Improvisationen ergänzt und verbunden haben.

Auf dem CD-Booklet ist das Werner Lener Trio übrigens unverkennbar vor den bemalten Wänden der Zuffenhäuser Pauluskirche zu sehen. Das wirkt schon wie ein Ausblick auf das Konzert, das dort für den 6. Oktober vorgesehen ist. Und in der Stammheimer Schlossscheuer ist ein weiterer Auftritt am 8. Dezember geplant. Dort wird von „Melodic Landscapes“ bestimmt auch das schmissige „Sydney’s Blues“ zu hören sein, das dort immerhin seine Uraufführung hatte. Auch wenn es dann wieder ganz anders klingen kann: Jazz ist schließlich Improvisation.

Info Melodic Landscapes“ kann bei den Auftritten von Werner Lener bezogen werden, die CD ist außerdem über die gängigen Onlinehändler erhältlich.

Hörproben und weitere Infos gibt es unter: www.lener.de