Auf der Kita Bernsteinstraße befindet sich eine Fotovoltaik-Anlage. Foto: C. Holowiecki

Den Menschen in Sillenbuch soll die energetische Sanierung ihrer Häuser schmackhaft gemacht werden. Jüngst wurden die Bezirksbeiräte über ein Quartierskonzept informiert. Der Leiter der Abteilung Energiewirtschaft beim Amt für Umweltschutz nannte ein wichtiges Ziel für die Gesamtstadt.

Sillenbuch - Der Bezirksbeirat möchte die Urbanisierung der Energiewende in Sillenbuch vorantreiben und hat die Stadt aufgefordert, im Bezirk einen Planungsprozess zur Erstellung eines Quartierskonzepts zu initiieren und zu begleiten. Die Zahl derer, die ihr Eigenheim sanieren, dadurch Energie sparen und den Wärmeausstoß verringern, soll sich erhöhen. Vorteil eines energetischen Quartierskonzepts: Die Förderquote über das KfW-Programm 432 liegt bei 65 Prozent der Kosten für die Voruntersuchung. Beispiele gibt es in Stöckach, in der Botnanger Ortsmitte, und in Degerloch ist für die Gebiete Hoffeld und Tränke der Antrag eingereicht.

Den Sillenbucher Ist-Zustand hat in der jüngsten Sitzung Jürgen Görres, Leiter der Abteilung Energiewirtschaft beim Amt für Umweltschutz, beschrieben. 4200 Gebäude stehen in Sillenbuch, in 3700 davon leben Menschen. Was auffällt: Knapp jedes dritte Haus in Sillenbuch stammt aus den 60er und 70er Jahren. Dementsprechend werden sie auch geheizt. Gas dominiert (62 Prozent), die Zahl der Häuser, die sich über Heizöl versorgen, ist aber mit 29 Prozent fast doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt (16 Prozent). Immerhin sechs Prozent heizen mit Strom, „die sind für uns sehr interessant, weil diejenigen hohe Energiekostenrechungen haben. Hier kann man ansetzen“, so Görres.

Es gibt Nachbesserungsbedarf in puncto Wärmeverbrauch

Schwerpunkte, wo man den Leuten Sanierungen schmackhaft machen könnte, hat die Stadt in einem Wärmebedarfskataster ausgemacht. Den höchsten Bedarf mit mehr als 350 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr haben demnach die Häuser in der nördlichen Landstadtsiedlung. Doch auch in Alt-Sillenbuch, im Gebiet rund um die Mendelssohnstraße und in Alt-Heumaden gibt es in puncto Wärmeverbrauch noch Nachbesserungsbedarf.

Bei eigenen Liegenschaften geht die Stadt mit gutem Beispiel voran, wie Görres betonte. So ist das Bädle mit Stromabsorbermatten ausgestattet worden, die Kita Bernsteinstraße mit einer 82 Quadratmeter großen Fotovoltaik-Anlage, die jährlich 6,6 Tonnen Kohlendioxid einspare. Weitere FV-Anlagen sind auf der Sporthalle Riedenberg und der Turn- und Versammlungshalle Heumaden nach ihrer Sanierung vorgesehen.

Stuttgart will bis 2050 klimaneutral sein

Auch die Bezirksbeiräte möchten ihren Beitrag leisten. „Wir haben in Sillenbuch die besten Voraussetzungen für ein Quartierskonzept“, betonte Manfred Riesle (SÖS/Linke-plus), es gebe viele aktive Bürger, außerdem Gruppen wie die Lokale Agenda. „Wenn wir erkennen, dass viele Gebäudebesitzer Interesse haben, das wäre ein Impuls“, gab der Amtsleiter den Räten mit. Im Rathaus sei man offen, „was wir vielleicht noch dieses Jahr angehen“. Und immerhin: Bei einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema Gebäudesanierung im Herbst 2016 waren 120 Sillenbucher da, 40 nahmen eine kostenlose Energieberatung in Anspruch. Zum Vergleich: Seit 2009 sind im Bezirk 105 durch das Energiesparprogramm geförderte Sanierungen bewerkstelligt worden. Werden Restanträge realisiert, könnte man für 2016 bei 130 stehen.

Geht es nach dem Bezirksbeirat, sollen es viel mehr werden. Der Stadt käme das nur entgegen. Stuttgart hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Aktuell werden pro Jahr in der ganzen Stadt jedoch nur ein bis anderthalb Prozent der Häuser energetisch saniert. Görres: „Mit einer Sanierungsrate von 1,5 Prozent werden wir das nicht hingekommen. Wir müssen schon auf das Drei-Prozent-Ziel kommen oder es leicht übersteigen.“