Heinz Kisgen ärgert sich über das vergammelte Holz im Silberwald. Dieses ist zum Großteil sogar bereits verkauft. Foto: Caroline Holowiecki

Wer im Wald zwischen dem Fernsehturm und Stuttgart-Sillenbuch spazieren geht, kommt an etlichen Holzstapeln vorbei. Ein Anwohner moniert, dass die meisten Stämme schon längst verrottet sind. Dieser Missstand hat mehrere Gründe.

Sillenbuch - Den Silberwald kennt Heinz Kisgen gut. Zweimal am Tag führt der 83-jährige Sillenbucher dort seinen Pepe Gassi. Doch während der Hund die Touren genießt, ärgert sich sein Herrchen. Denn im Silberwald sieht es stellenweise aus wie bei Hempels unterm Sofa. In der Verlängerung des Hermann-Löns-Weges zeigt der Anwohner, was ihn stört. Ein gemauerter Kanal, der Wasser aus Richtung Sporthalle bergab zum Kleinhohenheimer Bach leiten soll, ist voller Blätter.

Eigentlich ist das nicht außergewöhnlich in dieser Jahreszeit; doch nach den Worten von Kisgen ist die Rinne schon länger nicht mehr gereinigt worden – mit der Konsequenz, dass bei Regen das Wasser über den Weg schwappt. Mehrfach hat Heinz Kisgen schon Hand angelegt und die Rinne vom Dreck befreit. „Das ist ein Trauerspiel für unsere Stadt“, sagt er.

Das Holz ist zum Großteil bereits verkauft

Mehr noch ärgert ihn, dass entlang der Spazierwege Holz verrottet. An mehreren Stellen sind gefällte Bäume aufgeschichtet, sogar vielfach mit Farbe, Zahlen und Zetteln versehen – also verkauft. Und das Holz vergammelt. Birken, Fichten und andere Stämme sind porös, mit Moos und Pilzen übersät. „Vor zwei Jahren ist viel gefällt worden. Ein Teil des Holzes wurde abgeholt, ein Teil liegt herum“, sagt Heinz Kisgen.

Er berichtet, dass ein Sturm vor Monaten einen dicken Baum über die Verlängerung des Hermann-Löns-Weges flachgelegt hat. Das Holz wurde anschließend nur als wegbreite Schneise rausgesägt und entfernt. Die Krone und der Wurzelstamm liegen noch rechts und links des Weges. Und sie sind mittlerweile mit einer schwarzen Schicht überzogen, die wohl Schimmel ist.

Heinz Kisgen betont: „Holz ist ein wertvoller Rohstoff. Dass er nicht genutzt wird, leuchtet mir nicht ein.“ Dass im Wald immer wieder abgeholzt werde, etwa aus Sicherheitsgründen oder um den Wald zu verjüngen, das findet er wichtig und richtig. „Ich finde es vom Forstamt aber nicht in Ordnung, dass man die Wälder so in Unordnung lässt.“

Lastwagen und Fahrer fehlen

Bei der Stadt weist man die Kritik zurück. Vielmehr ärgern sich die Fachleute bei der Verwaltung selbst. Im Silberwald habe es tatsächlich in den vergangenen beiden Jahren eine Holzernte gegeben; die Stämme seien fast vollständig verkauft worden, sagt die Verwaltungssprecherin Ann-Katrin Gehrung für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt. „Es liegt an den Kunden, ihr gekauftes Holz abzuholen. Leider wird das Holz teilweise erst sehr spät wegtransportiert. Auch uns wäre eine schnelle Abfuhr lieber; das legen wir den Kunden nahe.“ Erschwerend kommt nach den Worten von Gehrung hinzu: In diesem Jahr haben Stürme und Borkenkäfer zahlreiche Bäume zerstört. Das hat den Holzmarkt in Mitteleuropa überfrachtet. Die Abfuhr hat sich verzögert, weil es nicht genug Lastwagen und Fahrer gibt.

So bleiben soll es trotzdem nicht. „Über das Holz im Silberwald sind wir informiert und dazu auch mit den Käufern in Kontakt“, sagt Ann-Katrin Gehrung. Die Stadt habe vertraglich verschiedene Möglichkeiten. Eine Umlagerung auf Kosten des Käufers sei denkbar, im Extremfall ein Rücktritt vom Vertrag. „Das ist aber das letzte Mittel, zu dem wir greifen. Mit unseren Kunden stehen wir in langjährigen Geschäftsbeziehungen. Hier setzen wir zuerst auf Gespräche.“