Schon wieder einer: An Dieter Krämers Garten fahren ständig Autos vorbei. Foto: Caroline Holowiecki

Seit Jahren setzt der Sillenbucher Bezirksbeirat alles daran, dass eine illegale Schleichstrecke Richtung Rohracker gesperrt wird. Mittlerweile gibt es auch einen Verwaltungsvorschlag dazu. Nun zeigt sich aber: Das Problem ist weitaus komplexer.

Sillenbuch - Pinkeln muss er. Der junge Mann im hellen Auto mit Leipziger Kennzeichen setzt einen gequälten Gesichtsausdruck auf. Er sei auf dem Weg zu seiner Freundin, und andersrum würde er zehn Minuten länger brauchen. Nur: Diese zehn Minuten habe seine Blase nicht mehr. Also fährt er da, wo er nicht darf. Quer durchs Landschaftsschutzgebiet zwischen Alt-Sillenbuch und Rohracker. „So hat jeder seine Geschichte“, sagt Dieter Krämer und nickt wissend, denn er hat schon viele davon gehört.

Der 72-Jährige steht vor dem Tor seines Gartens. Auf dem ehemaligen Stückle seiner Eltern baut er auf 700 Quadratmetern Wein an, außerdem Tomaten, Kürbisse, „und ich habe auch schon Feigen geerntet“. Entsprechend viel Zeit verbringt er im Grünen. Und entsprechend viele Autos sieht er täglich an seinem Zaun vorbeifahren, obwohl sie das gar nicht dürften. Denn zugelassen ist hier nur landwirtschaftlicher Verkehr.

Viele wollen die stauträchtigen Routen umfahren

Das erinnert an den Ärger mit dem Hohlweg. Jenem illegalen Schleichweg nach Rohracker runter, den die Sillenbucher Bezirksbeiräte schon lange im Blick haben. Seit mehr als drei Jahren kämpfen sie verstärkt dafür, dass die illegale Route gesperrt wird, da sie massenhaft genutzt wird von Leuten, die die stauträchtige Hedelfinger Filderauffahrt und die Kirchheimer Straße auf diese Weise umfahren wollen.

Jüngst hat die Stuttgarter Stadtverwaltung einen Lösungsvorschlag unterbreitet, der Poller vorsieht. Im Herbst soll das Thema noch mal im Gremium besprochen werden. Nur: Dieter Krämers Garten liegt gar nicht am Hohlweg. Er liegt an jenem Sträßle, das gleich vorn vom Wehinger Weg abgeht und ins Tal führt. Der in den Fokus geratene Hohlweg hat nämlich einen Zwilling.

Außerhalb der Ferien sind es deutlich mehr Schleichwegfahrer

Für Dieter Krämer steht fest: Werden vorn an der Tuttlinger Straße – wie vorgesehen – Poller gesetzt, kommt noch mehr Schleichverkehr bei ihm an. Wenig sei das schon jetzt nicht, dabei ist die Trasse gerade mal so breit wie ein Auto. Vier Fahrzeuge sind es an diesem Nachmittag binnen 30 Minuten. Außerhalb der Ferien seien es deutlich mehr, betont Dieter Krämer.

Taxis seien darunter und Kleinlastwagen. „Wir vermuten, dass viele aus Rohracker nach Sillenbuch zum Einkaufen fahren.“ Dabei sind es nicht mal die Autos an sich, die ihn so sehr stören. „Hoch fahren sie ja noch relativ gemäßigt, aber manche brettern richtig runter“, sagt er. In dem Gebiet spielten viele Kinder, auch bei ihm sei dieser Tage die Familie zu Besuch gewesen, Enkel inklusive. Ein Radler braust in dem Moment den Berg hinab. Käme jetzt aus der engen Kurve zwischen den hohen Hecken ein Auto, hätte er ein ernsthaftes Problem. „Es wundert mich, dass noch nichts passiert ist“, sagt Dieter Krämer.

Der Gartenbesitzer wünscht sich mehr Kontrollen

Der Mann, der täglich aus dem Stuttgarter Westen in seinen Garten bei Sillenbuch fährt, wünscht sich, dass das Problem in seiner Gesamtheit betrachtet wird. „Es geht immer nur um den Hohlweg, das andere wird gar nicht erwähnt“, findet Dieter Krämer.

Immerhin gibt es mehrere Routen durch das Gebiet, und „die sind alle in den Navis drin“. Wie auch die Menschen am Hohlweg wünscht sich Dieter Krämer mehr Kontrollen, um abzuschrecken. Mit einigen Gartennachbarn habe er schon gesprochen, die seien seiner Meinung. Dieter Krämer kündigt an: Sollte sich durch eine Sperrung des Hohlwegs Verkehr zum Wehinger Weg verlagern, könnte er sich vorstellen, eine Bürgerinitiative zu gründen. „Ich kenne viele dadurch, dass ich hier groß geworden bin.“