Rund 30 Bewohner des Haus Schönberg seien für einen Umzug nach Altbach (Landkreis Esslingen) angemeldet. Foto: dpa/Tom Weller

An den Umzugsplänen für das Heim in Stuttgart-Schönberg hat sich nichts geändert. Hinter den Kulissen laufen offenbar nach wie vor Gespräche, weil die Stadt den Standort unbedingt erhalten will. Langsam drängt die Zeit.

Schönberg - Klaus Stadelmaiers Mutter hatte Glück im Unglück. Sie ist am 6. Januar dieses Jahres in die Seniorenresidenz am Sillenbucher Markt gezogen. Damit ist die 91-Jährige zum einen näher bei ihrer Familie: Ihr 93-jähriger Mann lebt in Lederberg, ihr Sohn Klaus Stadelmaier in Heumaden. Zum anderen konnte so aber auch ein Umzug nach Altbach (Landkreis Esslingen) verhindert werden.

Für die aktuell noch 53 im Haus Schönberg lebenden Bewohner steht spätestens zum Jahresbeginn 2021 ein Umzug an. Das Pflegeheim am Röhrlingweg soll geschlossen werden, so die Pläne der Bruderhausdiakonie in Reutlingen, die das Heim betreibt. Eine umfassende Sanierung wäre erforderlich gewesen, um das Haus nach modernen Standards weiterzubetreiben, hieß es im Juli 2019, als die Absichten bekannt geworden waren. Auch die personelle Situation und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hätten den Ausschlag gegeben, dass man sich für einen Ersatzneubau in Altbach entschieden habe, so die Bruderhausdiakonie.

Auch wenn es für seine Mutter gut ausgegangen ist, so sagt Klaus Stadelmaier sehr deutlich, wie sauer er ist. „Es war wunderschön in Schönberg“, sagt er. Tolle Lage, ruhiges Zimmer. Vom Umzug selbst habe seine Mutter, so denkt er, nichts mitbekommen, die Alzheimer-Krankheit sei sehr weit fortgeschritten. Doch für seinen Vater sei die Ungewissheit, wohin die Mutter kommt, schwer gewesen, erzählt Klaus Stadelmaier.

Der Schritt wirft viele Fragen auf

Die Pläne haben vor Ort viel Wirbel ausgelöst. Angehörige waren wütend, Bürger haben Unterschriften gesammelt, und Lokalpolitiker verschiedener Bezirke in Stuttgart forderten Informationen von der Verwaltung ein. Denn wenn ein Heim mit einstmals knapp 100 Plätzen ersatzlos geschlossen werden soll, wirft das Fragen auf. In der Stadt gibt es eh viel zu wenige Plätze, und die Verwaltung arbeitet längst an Alternativkonzepten für die Pflege der Zukunft. So hatte es Alexander Gunsilius, Sozialplaner für den Bereich Altenhilfe in Stuttgart, in einer Sitzung des Bezirksbeirats Sillenbuch im Februar 2020 erklärt. Pflege müsse dezentraler werden, die Menschen müssten länger daheim bleiben. Einer Prognose nach werden im Jahr 2030 auf den Fildern 600 Plätze fehlen, in ganz Stuttgart könnten es 2064 sein.

In derselben Sitzung in Sillenbuch kam auch zum Ausdruck, dass die Stadt Stuttgart unbedingt an dem Standort in Schönberg festhalten will. Schon damals hieß es, im Hintergrund liefen Gespräche auf höchster Ebene. „Die Stadt Stuttgart tut wirklich alles“, sagte Gunsilius im Februar in Sillenbuch.

Konkreteres ist auch nun, ein halbes Jahr später, nicht zu erfahren. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass es aktuell nichts Neues zu berichten gebe. „Die Landeshauptstadt Stuttgart ist mit der Bruderhausdiakonie im Gespräch“, erklärt Anna Sendler, eine Sprecherin der Stadt. „Aktuell werden notwendige Informationen eingeholt.“ Die fast wortgleiche Aussage gibt es auch von der Sprecherin der Bruderhausdiakonie. „Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir das Ergebnis dieser Gespräche abwarten möchten.“

Noch wolle man die Gespräche abwarten

Rund 30 der Heimbewohner aus Schönberg hätten sich für einen Umzug in den Neubau nach Altbach angemeldet, sagt die Sprecherin. Ein Großteil der anderen Bewohner sei bereits umgezogen. „Entweder in Einrichtungen der Bruderhausdiakonie in Stuttgart oder in alternative Einrichtungen“, sagt die Sprecherin der Bruderhausdiakonie. „Sobald ein Wunschplatz frei wurde oder wird, konnten und können die Bewohner umziehen. Die Kündigungsfristen sind in diesen Fällen gelockert.“

Diese Ideen gibt es für das Haus Schönberg

Im Stadtbezirk Birkach gibt es indessen einige Ideen, was aus dem Haus Schönberg werden könnte, wenn die Bruderhausdiakonie ausgezogen ist. Brigitta Haak, FDP-Bezirksbeirätin, und Ulrich Fellmeth (Grüne) haben ein sechsseitiges Exposé erstellt mit Visionen, die Ideensammlung habe man auch dem Gemeinderat zur Verfügung gestellt, sagt Brigitta Haak.

Würde wahr, was sich die beiden Lokalpolitiker ausgedacht haben, würden dort weiterhin betagte Menschen leben, aber auch junge wie beispielsweise Studenten. Das Haus am Röhrlingweg wäre aber viel mehr: Es wäre ein Gemeinschaftszentrum. Und damit meinen Haak und Fellmeth, dass es einen Laden und ein Café geben könnte, die jeweils auch für die anderen Bewohner im Schönberg geöffnet hätten. Es gäbe Räume für Veranstaltungen, einfach mehr Miteinander.