Der Angeklagte soll mehr als eine Million Euro veruntreut haben. Foto: dpa

Ein Firmenchef und Ex-Vereinspräsident steht vor dem Landgericht Stuttgart, weil er Millionen veruntreut haben soll. Zum Verhängnis wurde ihm dabei auch ein Hotel-Neubau.

Stuttgart - Jürgen H. war einst eine durchaus schillernde Figur in Stuttgart und Umgebung: Geschäftsmann, Unternehmer, Bauherr und Präsident sowie Hauptsponsor der Handballer des HV Stuttgarter Kickers. Von dem früheren Glanz ist nichts geblieben. Der 51-Jährige ist mit seinen drei Firmen krachend gescheitert, die 2005 aus dem Degerlocher Hauptverein ausgegliederte Handballabteilung ging ebenfalls pleite.

Jetzt steht der Stuttgarter vor der 16. Strafkammer des Landgerichts und muss sich wegen Veruntreuung in Millionenhöhe verantworten. Sein Verteidiger Frank Theumer hat gleich zu Beginn des Prozesses signalisiert, sein Mandant werde ein Geständnis ablegen.

1991 hatte sich der gelernte Bankkaufmann mit einer Firma für Hausverwaltung selbstständig gemacht. Bei diesen Leisten hätte Jürgen H. allem Anschein nach bleiben sollen, denn seine Hausverwaltungs GmbH lief gut. Als Dienstleister rund ums Haus verwaltete seine Firma im Raum Stuttgart mehr als 250 Immobilien. Dann stieg Jürgen H. ins Baugeschäft ein. Seine Pläne waren bemerkenswert.

35-Millionen-Hotel bleibt Luftschloss

Im Februar 2009 gab er bekannt, er werde am Rand Degerlochs ein siebenstöckiges Vier-Sterne-Hotel für rund 35 Millionen Euro bauen – in Form eines J, dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens. Mit der Stadt sei alles besprochen, einen Pächter und Betreiber für das Hotel habe er auch schon.

Nach drei Jahren hatte sich auf dem Gelände immer noch nichts getan, das Projekt wurde beerdigt, das Bauunternehmen des Angeklagten ging im Herbst 2012 in die Insolvenz.

Auch mit dem Auftrag, in Tübingen die denkmalgeschützte Alte Silcherschule zu sanieren und umzubauen, ging der Unternehmer baden. Die Kosten waren aus dem Ruder gelaufen. Zwar hatte die Bank das Darlehen von 900 000 Euro auf 1,6 Millionen Euro aufgestockt, aber: „Das hat auch nicht gereicht“, so Jürgen H. Die Bank kündigte den Kredit, Jürgen H. kam seinen Verbindlichkeiten nicht mehr hinterher.

Just zu dieser Zeit kam auch die zweite von H.s Firmen, seine Tübinger Treuhand, in Schieflage, die in Tübingen immerhin 150 Gebäude mit 1570 Wohnungen, Büros und Läden verwaltete. Grund dafür soll gewesen sein, dass der heute 51-Jährige Rücklagen seiner Kundschaft in seine anderen Firmen umgeschichtet habe.

Mit Kundengeld Kredite bedient

Wobei der Begriff „umgeschichtet“ laut Staatsanwaltschaft in Irre führe. Die Ankläger nennen diesen Vorgang Veruntreuung.

Rund 1,7 Millionen Euro soll Jürgen H. bei von ihm betreuten Wohnungseigentümergemeinschaften abgezweigt haben, um Kredite für die Tübinger Silcherschule bedienen zu können.

Konkret listet die Staatsanwaltschaft auf, der Angeklagte habe von März bis August 2012 rund 290 000 Euro von einem Geschäftskonto auf Privatkonten und andere Firmen transferiert. Im Oktober 2012 soll er dann als Geschäftsführer seiner Hausverwaltungs GmbH 1,7 Millionen Euro abgeräumt haben. Schließlich habe er mit weiteren 160 000 Euro Rücklagen seiner Kunden Gläubiger bedient. Ende 2012 soll er zudem Krankenkassenbeiträge seiner Mitarbeiter in Höhe von knapp 90 000 Euro nicht abgeführt haben.

Der Prozess ist bis Ende Juni terminiert, dürfte ob des Geständnisses allerdings früher beendet sein.