Der junge Angeklagte hat gleich zu Beginn des Prozesses ein Geständnis abgelegt. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein junger Mann hat vor dem Landgericht Stuttgart gestanden, bei einem Überfall auf ein Casino einen Mitarbeiter blutig geschlagen zu haben.

Stuttgart - Der junge Mann aus Hessen gibt bereitwillig Auskunft und kommt dabei vor der 2. Jugendstrafkammer des Landgerichts durchaus sympathisch rüber – allerdings auch ein wenig unbedarft. So, wie er von der Planung und der Durchführung eines ziemlich brutalen Überfalls berichtet, hört es sich an, als habe er sich mit seinen Freunden zum Pizzaessen verabredet.

Es ist der 23. April 2018. Um genau 23.28 Uhr kommt ein Mann in ein Spielcasino an der Unterländer Straße in Zuffenhausen. Er zockt nicht, er schaut sich nur um und geht wieder. 29 Minuten später stürmen drei maskierte Gestalten in das Casino. Ein Mann hat eine Schusswaffe, ein anderer ein Messer. Der Täter mit der Schusswaffe herrscht zwei Mitarbeiter an, sie sollen sich auf den Boden legen.

Räuber stoßen Todesdrohungen aus

Weil sie dem Maskenmann nicht schnell genug Folge leisten, schlägt er einem Mitarbeiter mit der Waffe auf den Kopf. Der Mann erleidet zwei blutende Platzwunden und mehrere Hämatome. Ein Räuber plündert die Kassenschublade, ein anderer bedroht eine Mitarbeiterin des Spielcasinos, in dem sich zu dieser Zeit keine Spieler mehr aufhalten. Wenn sie den Tresor nicht sofort öffne, werde er einen ihrer Kollegen töten.

Aus dem Tresor stehlen die Männer 5850 Euro. Dann wollen sie an den Inhalt eines zweiten Tresors. Die verängstigte Frau sagt, sie kenne die Geheimnummer für den zweiten Safe nicht. Die drei Räuber machen nicht viel Federlesen – sie reißen den Tresor aus der Wand und flüchten. Am Ende haben sie mehr als 15 000 Euro erbeutet.

Der 22-Jährige auf der Anklagebank war der Mann mit der Schusswaffe. Sein Verteidiger Oliver Wallasch gibt gleich zu Beginn eine knappe Erklärung ab: „Im Grunde ist alles, was in der Anklage steht, richtig. Mein Mandant räumt die Tat voll umfänglich ein.“

Er habe in Wiesbaden zufällig einen Bekannten auf der Straße getroffen, der ihn in eine Bar mitgenommen habe. Dort seien ihm unbekannte Männer gesessen und hätten, bei seinem Eintreffen, schon den Überfall in Stuttgart besprochen. „Ich kam halt dazu“, so der 22-Jährige. Warum er sich so bereitwillig hat in den Plan einbinden lassen, wird am ersten Prozesstag nicht klar. Er sei halt im Auto mitgefahren, so der Angeklagte. Unterwegs habe man eine Nase Kokain gezogen.

Komplizen sind bereits verurteilt

Vor der Spielhalle in Zuffenhausen habe man ihm die ungeladene Schreckschusswaffe in die Hand gedrückt. „Als der eine sagte, wir könnten jetzt rein, sind wir reingestürmt“, so der junge Mann. Er kann bei seinem Geständnis frei von der Leber weg erzählen. Auf seine drei Komplizen muss er keine Rücksicht nehmen. Sie sind bereits Anfang dieses Jahres von der 5. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart zu zweieinhalb, drei und sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Urteile sind rechtskräftig.

Der Angeklagte war, quasi als Nachzügler, Mitte Juni dieses Jahres festgenommen worden.

Warum er bei dem blutigen Überfall auf das Casino an der Unterländer Straße mitgemacht hat, bleibt unklar. Er hat nach eigener Aussage keine Drogen- oder Alkoholprobleme. Auch drückten ihn damals keine nennenswerten Schulden. Und vor allem: Der Mann ist allem Anschein nach vor dem Überfall noch nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Seine weiße Weste ist er jedenfalls los. Der Prozess wird am 7. Januar fortgesetzt.