Das Baby ist echt, der Pelz nicht: Cro bei der Stuttgart-Premiere von „Unsere Zeit ist jetzt“ vor dem Wizemann. Foto: ubo

Mit einem Baby im Arm ist Cro am Mittwochabend zur Stuttgart-Premiere seines Films „Unsere Zeit ist jetzt“ in den Club Wizemann gekommen. Das Baby war echt, der Pelz, den er trug, nicht. Das Kind gehört einem seiner „Homies“, wie der 26-Jährige seine Freunde in der Heimat nennt.

Stuttgart - Um etwa eine Stunde verzögert sich bei der „Mutterstadt-Premiere“ - es ist die Nacht nach der „Weltpremiere“ in Berlin – der Filmstart daheim. DennCro, den man in einer S-Klasse etwa 20 Meter vom Büroeingang des Clubs Wizemann an den Haupteingang vorgefahren hat, kommt nur im Schneckentempo voran. Erst muss er auf dem blauen Teppich Fans, Freunde und seine Familie so gewissenhaft herzen, als wolle er keinen auslassen.

Einen nach dem anderen schließt der Panda-Rapper in den Arm und macht unzählige Selfies, auch mit seinem eigenen Smartphone, das sich von den anderen dadurch unterscheidet, dass die Scheibe kaputt ist. Soll die blaue Farbe des Teppichs ausdrücken, dass in Stuttgart alles anders ist? „Keine Ahnung, warum er blau ist“, antwortet Cro alias Carlo Waibel. Um so besser kann er erklären, warum die Proteste von Tierschützern im Netz, die seinen angeblichen Pelzmantel in Berlin gar nicht lustig fanden, ihr Ziel verfehlen. „Der Pelz ist doch nicht echt“, erklärt er und lässt sich bereitwillig an die Jacke fassen. Stimmt!

Til Schweiger war nicht dabei

Die drei Hauptdarsteller Peri Baumeister, David Schütter
und Marc Benjamin sind in Stuttgart dabei – Produzent Til Schweiger allerdings fehlt. In der Rapper-Komödie spielt der Nuschel-King Cro in 30 Jahren. Unter der Maske sieht man Bart, halb grau, halb braun. Auf dem Golfplatz schlägt er so heftig auf den Ball, dass Sand auf die Gesichter seiner Begleiter schleudert. „Jungs, macht ne Tour klar!“, ruft der alte Cro. Er brauche ein Comeback . Überzeugt ist er von sich: „Meine Zeit ist jetzt!“

Wer wehmütig in die Vergangenheit schaut oder wartend auf die Zukunft hofft, könnte den wichtigsten Teil seines Erdendaseins verpassen. „Unsere Zeit ist jetzt“ – der schöne Titel des Cro-Films ist die Aufforderung, jetzt und sofort sein Leben zu leben und nichts aufzusparen.

Der Held des Films, dem mit 26 Jahren ein Kinodenkmal gesetzt wird, erlebt mal wieder eine unglaubliche Zeit. Nach dem roten Teppich von Berlin gibt es nicht etwa blaue Flecken, sondern einen blauen Riesenteppich, der sich quer durch den Wizemann-Hof zieht. Unter den Gästen sind 70 Gewinner des Sponsors sowie die besagten „Homies“, Freunde und Familie. Gesehen: MfG-Chef Carl Bergengruen, Johannes „Strachi“ Strachwitz und Jean-Christoph „Schowi“ Ritter, die Chefs des HipHop-Labels 0711.

„Ganz froh“ ist Cro, dass es in der „Mutterstadt“ nicht ganz so wild zugeht wie in der Nacht zuvor in Berlin. Viel geschlafen hat er nicht. Wie gut, dass man unter einer Maske keine Augenringe sieht. Der Sponsor hat noch eine „Pool-Party“ für ihn und seine Crew in einer Villa klargemacht.

Von der Mosel sind zwei Mütter mit ihren 14-jährigen Töchtern gekommen, die Karten gewonnen haben. „Wir sind drei Stunden hergefahren“, berichtet eine von ihnen. Während die Kinder bereits drinnen im Wizemann sind, stehen die kartenlosen Muttis auf der Straße. Es lohnte sich für sie. Denn Cro versorgt auch sie mit Autogrammen und Selfies. Was ihre Töchter so toll an dem Rapper finden? „Er ist so cool“, lautet die Antwort. Und obendrein ist er höflich zu Müttern. Noch am selben Abend fahren sie mit ihren Kindern drei Stunden zurück nach Hause – am nächsten Tag haben die Mädels eine Klassenarbeit.

Am 6. Oktober kommt der Film in die Kinos

Der Plot von „Unsere Zeit ist jetzt“ ist schnell erzählt: Cro (er spielt sich selbst) will einen Kinofilm über sein Leben drehen und fordert seine Fans auf, ihre Ideen zu präsentieren. Bei den Vorbereitungen kommen drei Nachwuchsfilmer einander näher: Plötzlich wird die scheue Asperger-Patientin Vanessa von zwei Männern umschwärmt: Der in den Tag hineinlebende Drehbuchautor Dawid und der frustrierte Comic-Zeichner Ludwig verlieben sich Hals über Kopf in die unnahbare Vanessa.

Drei Jahre hat die in Stuttgart und Berlin ansässige Firma Chimperator Films zusammen mit Til Schweigers Firma Mr. Brown Entertainment nach eigenem Bekunden an der Komödie gearbeitet. Gedreht wurde an 40 Tagen in Berlin-Brandenburg und Stuttgart. Cro spielt selbst mit und hat im Team um Regisseur Martin Schreier, Drehbuchautor Ari Remmers und Chimperator-Films-Geschäftsführer Sebastian „Sebo“ Fruner am Drehbuch mitgearbeitet.

Ein Enthüllungsfilm wird es nicht. Die Maske bleibt an! Dabei hat Carlo Waibel nichts zu verbergen, wie Til Schweiger findet. „Er sieht sexy aus“ – so lässt sich der Schauspieler zitieren. Am 6. Oktober kommt der Film in die Kinos. Die meisten Besucher der „Mutterstadt“-Premiere sind begeistert: Was Cro anfasst, haut rein.