Der Parkplatznot an den Straßenrändern Plieningens soll Einhalt geboten werden. Es gibt auch schon Ideen dafür. Foto: Ralf Recklies

Pendelnde Studenten und geizige Fluggäste buhlen mit Anwohnern um Stellplätze fürs Auto. Nun könnte auf den Fildern etwas eingeführt werden, was es bisher nur in der Innenstadt und in Bad Cannstatt gibt.

Plieningen - Für Urlauber aus Stuttgart und der Region ist es geschickt: mit dem Auto bequem bis nach Plieningen fahren, das Auto in der Nähe einer Bushaltestelle abstellen und den nächsten Bus in Richtung Flughafen nehmen. Von Plieningen sind es nur wenige Minuten Busfahrt – und Reisende sparen sich die Gebühren im Flughafen-Parkhaus. Doch das Abstellen des Autos für ein, zwei oder gar drei Wochen könnte die Urlauber bald teuer zu stehen kommen: Lokalpolitiker und Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung erörtern derzeit, ob künftig im Stadtbezirk Plieningen kostenfreies Parken nur noch mit Anwohnerausweis möglich ist – so wie es in der Innenstadt bereits der Fall ist.

Fritz Kuhn sagte bei der Einwohnerversammlung kürzlich in Plieningen: „Wir müssen überprüfen, ob wir in Plieningen ein Parkraummanagement einführen sollen – gerade deshalb, weil auch die Uni Hohenheim eine solche Regelung einführen will.“ Anfang März hatte das Land Baden-Württemberg entschieden, Gebühren auf 1750 Parkplätze an der Uni Hohenheim und auf 2000 Parkplätze an der Uni in Stuttgart-Vaihingen zu erheben. Laut Florian Klebs, dem Sprecher der Uni Hohenheim, wird eine solche Regelung wohl nicht vor Herbst 2019 kommen, dann aber sollen Mitarbeiter, Studenten und Besucher der Uni Hohenheim dort nicht mehr einfach so ihr Auto abstellen können. Das Land hofft durch die Regelung „Fehlanreize“ zu verhindern und zu erreichen, dass mehr Menschen auf Bus und Bahn, Fahrrad oder Fahrgemeinschaften umsteigen.

Anwohner klagen über zugeparkte Ausfahrten und Kurven

Seitdem sind Klagen aus Birkach und Plieningen lauter geworden: Die Anwohner befürchten, dass die Mitarbeiter und Studenten der Uni nicht etwa freiwillig für die Parkplätze rund um die Uni bezahlen werden, sondern vielmehr die Anwohnerstraßen rund um die Uni nutzen. Bereits jetzt sind dort Parkplätze oft Mangelware. Das zumindest wurde deutlich bei der Einwohnerversammlung in Plieningen: Speziell rund um die Studentenwohnheime haben Anwohner offenbar große Probleme, einen Platz für ihr Auto zu finden. Sogar Kurven, Ausfahrten und Fluchtwege würden regelmäßig zugeparkt.

In der Einwohnerversammlung warb der Oberbürgermeister Fritz Kuhn jedoch auch um Verständnis für die Studenten und deren Wohnheime: „Die schlechteste Alternative ist, überhaupt keine Wohnheime für Studenten mehr zu bauen. Dann aber fahren die Studenten jeden Tag von der Schwäbischen Alb nach Hohenheim und parken Plieningen noch mehr zu.“ Die Stadt könne der Uni Hohenheim auch nicht vorschreiben, weniger Studenten aufzunehmen, um die Parkplatzsituation zu entspannen. Der Baubürgermeister Peter Pätzold ergänzte: „Es gibt baurechtlich gesehen eine Mindestanzahl an Parkplätzen bei Neubauten. Diese wurde eingehalten beim Bau der neuen Studentenwohnheime.“ Man sei aber trotzdem mit der Universität im Gespräch bezüglich der Parkplatzsituation.

Uni will sich mit Anwohnern abstimmen

Ein Vertreter der Hohenheimer Studenten war ebenfalls bei der Einwohnerversammlung und erläuterte das Dilemma der jungen Menschen: „Viele Studenten müssen pendeln, weil in der direkten Umgebung der Uni nicht genügend bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist.“ Und die öffentlichen Verkehrsmittel seien für viele Studenten ungeschickt. Mit Bus und Bahn brauche man von der Uni Hohenheim bis zum Hauptbahnhof relativ lange, außerdem sei die Nutzung der Busse oft kein Vergnügen: „Zum Vorlesungsbeginn am Morgen fahren viele Busse in Richtung Hohenheim einfach an den Haltestellen vorbei, weil die Busse so überlastet sind.“

Der Sprecher der Universität Hohenheim Florian Klebs sagt, dass es die Uni befürworte, wenn sich Hochschule und Bezirk entsprechend abstimmen würden bezüglich der Parkgebühren: „Die Universität Hohenheim hat sich immer dafür eingesetzt, dass Maßnahmen mit wechselseitigen Auswirkungen auf Campusleben und Anwohner in gegenseitiger Information und Abstimmung durchgeführt werden.“ Klebs geht davon aus, dass der landeseigene Parkraumbewirtschafter PBW diese Tradition fortsetzen wird. „Die Universität Hohenheim wird die PBW auf jeden Fall dazu auffordern“, kündigt Klebs an.

Ein Parkausweis kostet 30,70 Euro pro Jahr

Sollte das Parkraummanagement für den gesamten Bezirk kommen, haben die Anwohner voraussichtlich mit etwas weniger pendelnden Studenten und „Mallorca-Parkern“ als derzeit zu tun – doch auch auf sie würden zusätzliche Kosten zukommen: Jeder Anwohner müsste sich im Rathaus einen Anwohnerparkausweis ausstellen lassen. Dieser kostet derzeit 30,70 Euro pro Jahr. Doch vielen Plieningern wäre es das offenbar wert: Ulrich Berger, Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirksbeirat von Plieningen und Birkach, hat deshalb nun durchgesetzt, dass in der Juni-Bezirksbeiratssitzung der Geschäftsführer der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg sowie ein Vertreter der Stadt Stuttgart kommen und über mögliche Parkregelungen für Plieningen referieren.