Die Rükkkehr des Teleskops vor einem Jahr: Auch die Sternwarte macht bei der Stuttgart-Nacht mit. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eine Stadt, eine Nacht und jede Menge Kultur: Für Samstag, 20. Oktober, lädt das Magazin „Lift“ zur Stuttgart-Nacht ein. Die Sternwarte bietet als einer von 60 Orten ein Programm.

Stuttgart - Die Sternwarte Stuttgart ist erstmals seit dem vorsätzlich gelegten Feuer von 2015 wieder regulär bei der Stuttgart-Nacht am 20. Oktober dabei und bietet den Besuchern einen Live-Blick ins All. „Im vergangenen Jahr waren wir mit Außenteleskopen auf dem Rathausdach und bei der Langen Nacht der Museen auf dem Dach des Mercedes-Museums vertreten – das war auch nett“, sagt der Vorsitzende des Sternwartenvereins Andreas Eberle. „Aber die Sternwarte auf der Uhlandshöhe hat nun einmal ihren ganz eigenen Charme.“

Und darüber hinaus neben den Außen- noch vier weitere Teleskope – darunter ein historisches. „Das ist über 100 Jahre alt und steht in der Hauptkuppel“, sagt Eberle. Nach dem Brand wurde es aufwendig repariert. Das Besondere an diesem Herzstück der Sternwarte sei die mechanische Handführung. „Bei einer höheren Auflösung wird das Gesichtsfeld so klein, dass man innerhalb kürzester Zeit das Objekt verliert“, erklärt Eberle. Mit der Handführung könne man die Erdrotation kompensieren. Bei modernen Teleskopen funktioniere dies elektrisch, bei dem historischen eben mechanisch. „Das ist schon etwas Nettes“, sagt Eberle. Überhaupt mache das Selbst-Erleben den Reiz aus, auch bei der Stuttgart-Nacht: Selbst durch das Teleskop schauen zu können, statt nur auf den Monitor zu starren – und am frühen Abend Saturn und später Mars zu sehen. „Oder einen Sternenhaufen, dessen Licht mitunter Tausende von Jahren unterwegs war, um überhaupt anzukommen.“ Es ist ziemlich offensichtlich: Eberle gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er von Astronomie redet.

20 bis 30 Mitglieder stemmen ehrenamtlich 200 Veranstaltungen

Diese Begeisterung ist wohl eine Voraussetzung für die Arbeit im Verein. Dieser stemmt pro Jahr mit 20 bis 30 aktiven Mitgliedern rund 200 Veranstaltungen. Alle arbeiten ehrenamtlich, um die Faszination für die Sterne weiterzugeben. „Nach der Wiederaufbauphase von zweieinhalb Jahren war es auch für uns spannend zu sehen, ob noch genug Mitglieder mitmachen“, sagt Eberle. Im Frühjahr 2018 dann wurde die Sternwarte wieder eröffnet – und Eberle ist sehr zufrieden: „Es ist gut angelaufen, die Besucher kommen.“

Das Beste aus der Tragödie gemacht

Auch, um sich die neue alte Sternwarte anzuschauen: Denn diese wurde im Zuge des Wiederaufbaus modernisiert. „Durch den Rauch war innen alles zerstört, wir mussten alles rausreißen – am Schluss standen nur noch die Außenmauern“, sagt Eberle. Mit rund 400 000 Euro wurde alles komplett saniert. „Wir haben einfach versucht, das Beste aus der Tragödie zu machen“, sagt Eberle. Er ist stolz, dass der Verein es mit dem zur Verfügung stehenden Budget geschafft hat: „Es war schon eine Herausforderung, so zu wirtschaften, dass wir bei einer so komplexen Baustelle mit den begrenzten Mittel ausgekommen sind“, sagt Eberle.

Doch kaum ist der eine Kraftakt vollbracht, steht schon der nächste an: Ein Anbau ist erforderlich, um einen Standort für ein neues großes Teleskop zu schaffen – und um eigene Toiletten unterbringen zu können. „Vom kommenden Jahr an geht es rund in Sachen Anbau“, sagt Eberle. Dann müssten die Finanzierung und der Bau geplant werden. Schließlich will man bis zum 100-Jahr-Jubiläum mit dem Neubau fertig sein. Zum Glück ist man da allerdings ein wenig variabel: Der Verein wurde 1920 gegründet, die Sternwarte gibt es seit 1922. „Bis in zwei oder spätestens vier Jahren wollen wir eine Perspektive für die nächsten 100 Jahre Sternwarte schaffen“, sagt Eberle.