Seit den frühen Morgenstunden an diesem Freitag ist es amtlich, die Briten sind raus aus der EU und der Brexit ist beschlossene Sache. Wir haben die beiden englischen Inhaber des English Tearoom in Stuttgart zum Videogespräch getroffen um ihre Reaktionen festzuhalten.

Stuttgart - Die erste Amtshandlung von Christian Hazlewood, Inhaber des English Tearoom, an diesem sonnigen Freitagvormittag ist, die britische Flagge an der Außenfassade seines Teeladens im Stuttgarter Heusteigviertel auf Halbmast zu setzten. Da hängt der Union Jack nun etwas kraftlos im lauen Wind, der durch die Weißenburgstraße weht. Das Minenspiel von Christian und seiner Frau Lynn Hazlewood spiegelt die Trostlosigkeit dieser Szene fast eins zu eins wieder.

Die beiden englischen Staatsbürger können das Endergebnis der britischen Volksabstimmung zum EU-Austritt und den damit verbundenen Brexit noch nicht wirklich realisieren. Der beschlossene Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist für das Ehepaar, das bereits seit zwölf Jahren in Deutschland lebt, ein Schock. „Ich kann es noch gar nicht glauben“, antwortet Lynn Hazlewood und ihr Mann Christian fügt hinzu: „Die Realität ist ein harter Schlag für uns.“

Dem Schock weicht die Enttäuschung

Das denkbar knappe Ergebnis von 48 Prozent Nein-Stimmen zu 52 Prozent Ja-Stimmen zum Brexit ist eine wirkliche Enttäuschung für das Ehepaar Hazlewood. Am Freitagmorgen, genauer um 8.21 Uhr deutscher Zeit, gab die Wahlleitung das offizielle Ergebnis des Referendums bekannt. Die Inhaber des English Tearoom verfolgten die Entwicklungen der Brexit-Abstimmung aber schon seit vier Uhr nachts am heimischen Computerbildschirm im Internet. „Wir haben überhaupt nicht mit diesem Ausgang gerechnet, aber jetzt müssen wir das Ergebnis akzeptieren und nach vorne schauen“, so Christian Hazlewood. Die beiden denken nun über eine Einbürgerung in Deutschland nach.

Auch die Kunden, die am Morgen nach der Brexit-Entscheidung im English Tearoom einkaufen, zeigen sich betroffen. Für viele hat die Abstimmung der Briten auch etwas Unwirkliches. Genauso wie die Hazlewoods hätten die meisten einen Brexit nicht für möglich gehalten. Jetzt nehmen die Anwesenden die gegebene Situation aber mit Humor. „Ich kaufe hier noch schnell Kekse, bevor die teurer werden“, scherzt eine Kundin und ein weiterer Kunde überlegt:„Wir befinden uns ja jetzt im außereuropäischen Ausland, muss ich meinen Tee dann verzollen, wenn ich euren Laden verlasse?“

Wake for Great Britain

Neben den Späßchen bleibt aber der bittere Beigeschmack der Brexit-Folgen bestehen. Lynn und Christian Hazlewood haben für den Freitagabend eine sogenannte „Wake for Great Britain“ organisiert. Das spontane Event soll als Trauerfeier nach der Brexit-Entscheidung dienen. Neben ausgewählten Tee-Sorten wird es wohl auch schottischen Whisky zum hinunterspülen der jüngsten Entwicklungen geben. Wenigstens die Schotten hatten sich ja mehrheitlich gegen den Brexit ausgesprochen.