Damit die Europazentrale von Lapp umweltfreundlich ist, sind verschiedene Maßnahmen ergriffen worden wie Förderung von E-Mobilität und Fotovoltaik. Foto:  

In der Europazentrale des Kabelherstellers Lapp wird CO2-neutral gearbeitet. Weil die Produktion der Kabel durchaus viel Energie frisst, ist das klimafreundliche Gebäude auch Kompensation. Übertragbar ist das Konzept übrigens nur bedingt.

Möhringen - Mit einem Kabelbaum ist bei der Firma Lapp Kabel zu rechnen. Dass in den Räumen der vor zwei Jahren eröffneten Europazentrale an der Möhringer Schulze-Delitzsch-Straße Laubbäume gedeihen, ist indessen ebenso überraschend wie der Wasserlauf, der unter Glas an einer Wand des Treppenhauses hinabströmt – flankiert von einer Grünfläche, die aussieht, wie ein hochkant gekipptes Beet voller Farne. Die Bepflanzung ist Ausdruck des Anspruchs, CO2-neutral zu arbeiten. „Das funktioniert, und es funktioniert sehr gut“, sagt Markus Müller, der für die Öffentlichkeitsarbeit bei Lapp zuständig ist.

Kern des Konzepts ist die Nutzung von Geothermie. Sonden reichen unter dem Gebäude bis zu hundert Meter tief in den Boden. Über Schläuche mit wärmeleitender Flüssigkeit wird die konstante Erdtemperatur nach oben geleitet und dort wahlweise zum Heizen oder Kühlen verwendet. Wärmetauscher machen es möglich. Den benötigten Strom liefert eine Fotovoltaik-Anlage. „Wir sind von der Richtigkeit der Wetterprognosen abhängig“, benennt Müller den einzigen kleinen Haken. „Wir können nicht einfach die Heizung aufdrehen oder die Klimaanlage abschalten, sondern brauchen ein, zwei Tage Vorlauf, damit alles funktioniert.“ Aktuell konsultiert Lapp zwei meteorologische Dienste und bildet den Mittelwert aus deren Vorhersagen. Bislang erfolgreich.

Kann das jetzt jeder nachmachen? Leider nein.

Der Neubau hat Modellcharakter für weitere Projekte. Problemlos auf jeden Standort übertragbar ist das Konzept allerdings nicht. „Erdwärme ist nicht überall nutzbar“, erklärt Markus Müller. Das hängt immer von der Bodenbeschaffenheit ab.“ Wo es häufig zu Erdbeben komme, sei die Technologie fehl am Platz. Die unterirdischen Schläuche würden durch die Erschütterung reißen. „Umgekehrt nutzt unser Standort in Norwegen schon viel länger Erdwärme als wir“, erzählt der Lapp-Mitarbeiter. „In den skandinavischen Ländern gibt es Aufgrund vulkanischer Aktivitäten oft ausgezeichnete Voraussetzungen. Island deckt fast seinen gesamten Strombedarf durch Geothermie.“ Der ist gar nicht so gering, wie man vermuten könnte. Müller: „In Island wird viel Aluminium verhüttet. Das ist wahnsinnig energieintensiv.“

Neben der Wärmeregulierung tragen in der Lapp-Zentrale weitere Faktoren zu einer positiven CO2-Bilanz bei: Automatische Jalousien sperren bei Bedarf die Sonne aus, damit sich die Räume nicht aufheizen. In den Büros stehen moderne Drucker und Scanner. Fahrradstellplätze, Ladestationen für Elektromobile oder bezuschusster öffentlicher Nahverkehr bieten Anreize, das eigene Auto zu Hause zu lassen. Denn die Verkehrsentwicklung im Synergiepark, sieht Müller kritisch. „Der Infarkt wird wohl nicht mehr zu vermeiden sein“, schätzt er. „Wir sind mit der Stadt und anderen hier ansässigen Unternehmen im Gespräch. Die Umsetzung der Ideen dürfte aber einfach zu lange dauern, um die Zunahme des Verkehrs aufzufangen.“ Da hilft nur der Umstieg auf Bus, Bahn oder das Fahrrad.

Dennoch ist für Lapp auch die Förderung der E-Mobilität nicht nur eine Investition in die Umwelt, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor: Die Firma liefert Ladekabel für E-Fahrzeuge. Kabelherstellung ist aber sehr energieintensiv. Somit ist der Neubau in Möhringen auch ein Stück weit Kompensation.

Der Neubau ist auch ein Stück weit Kompensation

Das Gesamtpaket an CO2-sparenden Maßnahmen hat man selbst ausgeklügelt. „Wir haben uns im Vorfeld beraten lassen und umgesehen, was andere Firmen bereits erreicht haben“, sagt Müller. Das Ganze hat laut dem Marketing-Mann durchaus Außenwirkung. „Wir hatten schon mehrfach Kunden hier, die sich inspiriert fühlten“, berichtet er. „Einzelne Elemente lassen sich sicher auch isoliert in andere Büros integrieren.“