Krätze ist eine von Milben übertragene Hautkrankheit. Betroffene müssen zum Arzt gehen. Er kann Salben und Tabletten verschreiben. Foto: dpa

Das Stuttgarter Gesundheitsamt gibt auf Infoblättern am Eingang der betroffenen Schule in mehreren Sprachen Hinweise zur richtigen Körperhygiene. Was tun, wenn’s juckt und brennt?

Möhringen - Es beginnt mit einem Jucken, danach bilden sich auf der Haut Bläschen, gerötete Knötchen und zum Teil seltsame Muster. Betroffene sollten sofort handeln, denn es könnte sich um Krätze handeln. Milben, also kleine Spinnentierchen, sind Ursache für die Hautkrankheit, die unter Medizinern Skabies heißt. Sie bohren sich in die obere Schicht der Haut. Und zwar vorzugsweise dort, wo die Haut dünn ist, also zum Beispiel in Fingerzwischenräumen oder am Nabel. Die Weibchen legen Gänge an und ihre Eier oder auch Kot ab. Lange Zeit galt Krätze in Deutschland als so gut wie ausgerottet, nun ist sie zurück. Die Zahl der Fälle steigt. Das Gesundheitsamt hat 2018 etwa 240 Meldungen bekommen.

Eine Klasse war betroffen

Vor einigen Wochen tauchte die Krankheit auch an der Riedseeschule in Stuttgart-Möhringen auf. „Es waren zwei Fälle in einer zweiten Klasse“, sagt Almuth Windisch vom Staatlichen Schulamt. Weitere Fälle an anderen Schulen seien ihr nicht bekannt. Grundsätzlich sei das Auftreten der Krankheit kein Grund, in Panik zu geraten. Wichtig sei, dass sich die betroffene Schule sofort an das Gesundheitsamt wende. Dafür gibt es spezielle Meldebögen. Genau das hat die Rektorin Alexandra Beyer gemacht. Vom Gesundheitsamt bekam sie Hinweise, was in welcher Reihenfolge zu tun ist. „Das ist ein standardisiertes Verfahren, wir machen da nicht einfach, was wir denken“, betont Beyer. Es gibt einen Hygieneplan. Mitarbeiter des Infektionsschutzes überprüfen diesen regelmäßig.

Elternbriefe und Aushänge am Tor

An der Riedseeschule wurden alle Eltern der Schüler in der betroffenen Klasse schriftlich über die Krätzefälle informiert. Die Eltern der anderen Schüler bekamen keinen Brief. Stattdessen veröffentlichte die Schulleitung Aushänge an den Eingängen. Daneben gab es auch ein Infoblatt mit Hinweisen zur Körperhygiene in mehreren Sprachen. „Das ist Pflicht“, betont Windisch. Die Aushänge hätten nichts damit zu tun, dass man Eltern und Kindern nicht zutraue, sich richtig zu waschen. „Das sind allgemeine Tipps, so wie man es auch von Grippewellen kennt“, sagt Windisch. Auf den Blättern stehe zum Beispiel, dass man sich die Hände regelmäßig und gründlich waschen sollte, dass man Fingernägel am besten kurz schneidet und dass man Türklinken nach Möglichkeit meidet.

Mütter und Väter sind verunsichert

Das Team der Riedseeschule informierte in Kooperation mit dem Gesundheitsamt auch umgehend die Elternbeiräte. „Mit aller erforderlichen Sensibilität“, sagt Beyer. Denn Hysterie helfe niemandem. Vor Kurzem gingen an der Schule E-Mails vom Elternbeirat um, mit allgemeinen Informationen, aber auch die Krätze wurde noch einmal kurz thematisiert. Manch einer erfuhr erst dadurch von den Vorfällen an der Riedseeschule. Bei einigen Eltern war daraufhin die Verunsicherung groß.

„Wir haben uns absolut korrekt verhalten“, betont Beyer. Als Vorsichtsmaßnahme ließ die Rektorin zudem die betroffenen Klassenzimmer desinfizieren. Darüber hinaus sei an der Schule nun eine Fortbildung zum Thema Krätze und ähnlichen Krankheiten geplant. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, die Lehrer vor einer eventuellen Ansteckung zu schützen. Denn in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas oder auch Pflegeheimen sind häufig die Erwachsenen, also Lehrer, Erzieher oder Mitarbeiter betroffen.

Bei Krätze hilft nur der Arzt

Wer Symptome von Krätze bei sich oder seinen Kindern entdeckt, sollte zum Arzt gehen. Die Krankheit wird mit Salben oder Tabletten behandelt. Im Extremfall kann sogar ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Wenn ein Kind wegen Krätze zu Hause bleiben musste, braucht es eine Gesundschreibung vom Arzt, bevor es wieder zur Schule gehen darf. Denn die Ansteckungsgefahr ist hoch, insbesondere dort, wo viele Menschen auf engem Raum sind. Nötig ist dazu ein enger Körperkontakt. Die Milben überleben aber auch mehrere Tage lang außerhalb des menschlichen Körpers.

Häufig werden die kleinen Spinnentiere innerhalb der Familie übertragen. Das passiert zum Beispiel, wenn man im selben Bett liegt oder die selben Handtücher benutzt. Darum gilt bei einem Krätzefall im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung, dass Kleidung, Bettwäsche und Handtücher am besten täglich gewechselt und bei 60 Grad Celsius gewaschen werden. Große Kuscheltiere und andere Dinge, die nicht in die Maschine passen, sollte man für eine Woche luftdicht in einem Plastikbeutel verpacken.