Die Stadt hat die Bauarbeiten im Landschaftsschutzgebiet vorerst gestoppt. Foto: privat

Ist das etwa erlaubt? Einige Bewohner aus Stuttgart-Kaltental bezweifeln, dass die Baggerarbeiten in einem Landschaftsschutzgebiet rechtens sind. Die Stadt Stuttgart hat die Baustelle jedenfalls vorerst gestoppt.

Kaltental - Seit etwa 14 Tagen sind im Landschaftsschutzgebiet Glemswald am Kaltentaler Brandenkopfweg die Bagger los. Auf einem großen Grundstück werden Leitungen und Betonbodenplatten verlegt. Anwohner, die das Landschaftsschutzgebiet der Naturvielfalt wegen lieben, sind empört. Sie vermuten hier illegale Umtriebe.

„Meine Frau und ich fahren immer wieder mit den Fahrrädern den Brandenkopfweg hoch. Vor 14 Tagen haben wir gesehen, dass auf dem großen Grundstück massiv abgeholzt wird“, erzählt ein Leser unserer Zeitung, der am Brandenkopfweg wohnt. Sein Nachbar habe bis vor circa zwei Jahren ein Hühnerställchen auf seinem Grundstück gehabt und dieses wegen des LandschaftsschutzgebietsGlemswald entfernen müssen. Er verstehe nicht, dass dort nun solche Erdbewegungen möglich sein sollen.

Er habe mehrere Bilder von den Arbeiten gemacht

„Ich habe auf dem Grundstück mehrere Betonbodenplatten gesehen, eine circa drei auf vier Meter groß, die andere etwa vier auf sechs Meter“, berichtet der Kaltentaler. Entlang der Grenze des Grundstücks würden sogar Leitungen für Wasser und Strom verlegt. Außerdem sehe es so aus, als ob auch Parkplätze entstünden.

Ein anderer Kaltentaler bestätigt die Aussagen. „Als ich Mitte April dort war, waren vier bis fünf Leute auf dem Grundstück tätig. Kleine Bagger waren auch da“, erzählt er. Er habe mehrere Bilder gemacht: „Die habe ich dem Zoll geschickt. Wenn die Bauarbeiten illegal sind, wird vermutlich schwarz gearbeitet.“ Die Arbeiter hätten ihn wegen des Fotografierens zur Rede stellen wollen, aber er habe nicht reagiert: „Was dort passiert, geht zu weit.“ Auf der einzigen hohen Tanne, die auf dem Grundstück stehe, nisteten Falken, die Junge hätten.

Es seien auch schon Autoposer gesichtet worden

Ein weiterer Nachbar ärgert sich ebenfalls. „Das kostet mich zwar keine schlaflosen Nächte, aber ich wundere mich über Bagger und Fundamente im Landschaftsschutzgebiet. Für meinen Carport musste ich einen Bauantrag stellen“, sagt er. Außerdem seien an der Straße ein Transporter für den Bagger, der Kleintransporter eines Landschaftsgärtners und andere Fahrzeuge gestanden: „Das ist kein Parkplatz, sondern ein Verbindungsweg nach Vaihingen.“ Weil er inzwischen dort auch Poser gesichtet habe, fürchtet er, „dass diese Typen abends im Landschaftsschutzgebiet Partys veranstalten wollen. Das sind keine typischen Kleingärtner, die nur ihr Grundstück bearbeiten“.

Mitarbeiter des städtischen Umweltamts haben den Arbeiten mittlerweile ein Ende bereitet. „Wir sind mit dem Eigentümer in Kontakt und haben die Bauaktivitäten vorerst gestoppt. Zum Vorgang wurde nun ein Verfahren eingeleitet, zu dem wir uns aus Datenschutzgründen jedoch nicht öffentlich äußern können“, teilt Ann-Katrin Keicher, Sprecherin der Stadt, mit. Auf die Frage, welche Folgen es hätte, wenn im Landschaftsschutzgebiet illegal gebaut würde, sagt sie: „Nach Rücksprache mit dem Fachamt können wir Ihnen die potenziell möglichen Konsequenzen nicht vorab skizzieren. Hierfür ist es noch zu früh. Die Verwaltung prüft den konkreten Sachverhalt momentan noch.“