Der Beschuldigte soll mehrfach auf Polizeibeamte losgegangen sein. Foto: dpa

Ein 40 Jahre alter Mann soll versucht haben, mit einer Säge Polizisten zu verletzten, wenn nicht sogar zu töten. Jetzt steht er vor dem Landgericht Stuttgart.

Stuttgart/Weinstadt - Was die Staatsanwältin vor der 9. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart vorträgt, hat es in sich. Sie wirft dem 40-jährigen Mann aus dem Rems-Murr-Kreis tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, Körperverletzung, versuchte räuberische Erpressung sowie versuchten Totschlag vor – mehr oder weniger jedenfalls.

Der gebürtige Magdeburger war am Vormittag des 14. November 2018 im Amtsgericht Bad Cannstatt, um den Sorgerechtsstreit seiner Freundin um deren Kinder zu verfolgen. Das Familiengericht entschied, die Kinder sollten zum Vater, was den Beschuldigten offenbar in Rage versetzt hat. Er soll die Kinder seiner inzwischen ehemaligen Freundin lieb gewonnen haben. Er rastete komplett aus.

„Hurensöhne und Wichser“

Erst brach er eine Metallstange an der Eingangstür ab, dann betitelte er die Justizbeamten als „Hurensöhne und Wichser“ und spuckte sie an. Es kam zu einer Rangelei, bei der Justizbeamte und die herbeigerufenen Polizisten leicht verletzt wurden. Im Dienstfahrzeug soll der Mann um sich getreten und versucht haben, sich das Pfefferspray eines Beamten zu greifen. Er wurde auf den Fahrzeugboden gelegt, wobei er erneut einen Beamten leicht verletzt haben soll.

Am 3. Januar dieses Jahres hat der Mann laut Staatsanwältin bei seiner Ex-Freundin in deren Wohnung in Stuttgart angerufen. Erst soll er sie als „Hure“ beschimpft haben. Dann habe er gefordert, sie solle ihm 1000 Euro geben, sonst werde er sie und ihre Tochter „aufschlitzen“.

Der wohl gravierendste Vorfall datiert vom selben Tag. Die Polizei rückte zur Wohnung des 40-Jährigen im Rems-Murr-Kreis aus, weil der Beschuldigte vor dem Wohnhaus randaliert haben soll. Die Beamten wollten den Mann einer sogenannten Gefährderansprache unterziehen. Die Polizisten sollen sofort wüst beleidigt und bedroht worden sein. Sollten sie in seine Wohnung kommen, werde er sie „umlegen“.

Polizist macht von Waffe Gebrauch

Die Beamten zogen sich zurück und forderten Verstärkung an. Ein Polizeikommissar forderte den Mann erneut auf, die Tür zu öffnen. Dem kam der 40-Jährige schließlich nach. Zu einem Gespräch scheint er indes nicht bereit gewesen zu sein. Stattdessen soll er nach dem Kommissar mit einer japanischen Feinsäge zugeschlagen haben. Der Polizist konnte den Hieb mit seinem Schlagstock abwehren. Er setzte Pfefferspray ein. Eine solche Feinsäge besteht aus einem Griff und einer längeren gezackten Klinge .

Erneut zogen sich die Einsatzkräfte zurück, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Plötzlich sei die Wohnungstür wieder aufgegangen, der 40-Jährige habe mit der Säge ein weiteres Mal ausgeholt. Der Polizeikommissar, der nur einen Meter von dem Mann stand, schoss. Er traf den Mann in die linke Schulter und in die rechte Hand.

Die Staatsanwältin trägt vor, der Beschuldigte leide unter einer paranoiden halluzinatorischen Schizophrenie und könne für seine Taten nicht verantwortlich gemacht werden. Er müsse in der Psychiatrie untergebracht werden, da er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle. Der Prozess wird am 9. Juli fortgesetzt.