Silas Wamangituka durfte gegen Darmstadt von Beginn an ran – aber auch er traf nicht für den VfB Stuttgart. Foto: dpa/Uwe Anspach

Tim Walter wollte mit der Elf des VfB Stuttgart, die das Spiel im zweiten Abschnitt gegen Nürnberg gedreht hatte, auch in Darmstadt erfolgreich sein. Doch der Plan ging nicht auf. Eine Analyse.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat sich beim SV Darmstadt 98 mit einem 1:1 begnügen müssen. Dem Aufstiegsaspiranten der zweiten Fußballliga war das zum Hinrunden-Abschluss zu wenig. Doch es gibt Gründe, warum sich die Mannschaft von Trainer Tim Walter nicht auf den zweiten Tabellenplatz vorgeschoben hat. Das zeigt unsere Spielanalyse in der „Fünferkette“.

Spielidee: Der Plan des Trainers war klar. Tim Walter wollte mit der Elf, die das Spiel zuvor im zweiten Abschnitt gegen den 1. FC Nürnberg gedreht hatte, auch in Darmstadt erfolgreich sein. Mehr Tempo und mehr Flügelspiel waren angesagt. Der VfB kam auch gut in die Partie, hatte das Geschehen unter Kontrolle – bis eine Unkonzentriertheit zum 0:1 durch Tobias Kempe führte (20.). Danach gab es auch ein wiederkehrendes Auswärtsmuster zu erkennen: Die Stuttgarter rannten und spielten gegen einen leidenschaftlich verteidigenden Gastgeber an. Trotz zahlreicher Chancen fand jedoch nur Borna Sosa einmal die Lücke (45.). „Im Abschluss hat uns die Kompromisslosigkeit gefehlt, die Borna Sosa bei seinem Treffer gezeigt hat“, sagte Walter.

Spielentscheidend: Beim VfB genügte, dass Holger Badstuber nach einem Pass ins Seitenaus einen Augenblick zu lange mit sich selbst haderte. Der Innenverteidiger fehlte dann im Abwehrzentrum, wo die Darmstädter schnell den Ball hindurchspielten. „Das war ein unnötiger Fehler, da wir nicht im Raum verteidigt haben, sondern am Mann“, sagte der Trainer Tim Walter. Danach waren die Stuttgarter gezwungen, noch mehr ins Risiko zu gehen. Nach dem 1:1 durch Borna Sosa taten sie das nach der Halbzeit entschlossener und mit mehr Zug zum Tor. Auch deshalb waren die Gäste dem Siegtor näher als der SV Darmstadt 98. Nur: Die VfB-Offensive ist nicht effizient. „Wir haben den absoluten Willen vermissen lassen, ein Tor unbedingt erzielen zu wollen“, kritisierte Walter.

Lesen Sie hier die Stimmen zum Spiel: „Es hat der absolute Wille gefehlt“

Spielentscheider: Borna Sosa, weil er den wichtigen Ausgleich erzielte und nach der Pause auch das vermeintliche Siegtor durch Mario Gomez vorbereitete. Doch der VfB-Stürmer befand sich im Abseits, was der Videoschiedsrichter bestätigte. Der Kroate hatte auch noch andere Szenen, in denen seine Flanken oder Hereingaben für Gefahr sorgten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Sosa mehr aus seinem Talent herausholen könnte.

Wortspiel: Den Ausgang im Stadion am Böllenfalltor hatte sich der VfB anders vorgestellt. Das 1:1 war Sven Mislintat zu wenig. „Wir haben unser Tagesziel nicht erreicht“, sagte der Sportdirektor. Es wurde die Chance verpasst, auf den zweiten Tabellenplatz zu kommen. Auch das Hinrunden-Soll sieht Mislintat bei 30 Punkten aus 17 Begegnungen nicht erfüllt. „Wir haben viele Hausaufgaben zu erledigen, um unseren angepeilten Schnitt von zwei Punkten pro Spiel zu erreichen“, sagte Mislintat, der dem Trainer Tim Walter das Vertrauen aussprach: „Er spürt unsere Rückendeckung.“

Spielplan: Noch eine Partie steht für den VfB in diesem Jahr auf dem Programm. Am Samstag bei Hannover 96. Und in Niedersachsen will der VfB einen erfolgreichen Rückrundenstart hinlegen, um sich dann in der Winterpause noch einmal zu justieren. Denn der Aufstiegsfavorit aus Stuttgart hinkt seinen eigenen Erwartungen hinterher. Zeitgleich erwarten die Darmstädter im Hamburger SV den nächsten Favoriten. „Wir haben große Lust auf diese Begegnung“, sagte der SV-Trainer Dimitrios Grammozis.