Ellen Dietrich, Gründerin eines Waisenhaus-Projektes in Kathmandu (3.v.l.), bekam 17 000 Euro von Schülern, Schulleitern, Lehrern und Elternvertretern des Neuen Gymnasiums und des Leibniz-Gymnasiums überreicht. Foto: Georg Friedel

Bei einem Benefizlauf von Schülern des Leibniz- und des Neuen Gymnasiums in Stuttgart-Feuerbach kamen rund 17 000 Euro für den Verein „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal“ zusammen

Feuerbach - Ellen Dietrich legt ihre Innenhandflächen aufeinander, führt sie in die Nähe des Herzens, beugt Kopf und Oberkörper leicht vor und sagt zu den im Werner-Haas-Saal versammelten Schülern, Eltern und Lehrern: „Namasté!“ Das sei der nepalesische Gruß und bedeute so viel wie: „Ich grüße das Göttliche in Dir“, erklärt Dietrich. Sie trägt ein rotes Tuch über beide Schultern, ein traditionelles nepalesisches Gewand und strahlt.

Als Botschafterin einer hierzulande weitgehend fremden Lebensweise und Kultur tritt Ellen Dietrich vor der Schülerschar des Neuen Gymnasiums und des Leibniz-Gymnasiums nur am Rande in Erscheinung. Denn in erster Linie ist sie heute in ihrer Funktion als Gründerin und Vorsitzende des Vereins „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal“ nach Feuerbach gekommen. Die „Nepalfrau“ – wie sie in ihrer Heimatstadt Schwäbisch Gmünd oft bezeichnet wird – hat dieses Hilfsprojekt für nepalesische Waisenkinder 1998 gegründet. Früher arbeitete sie als Lehrerin für Englisch und Französisch, später war sie Schulleiterin und danach als Personalreferentin für Gymnasien beim Regierungspräsidium tätig. Inzwischen ist das „Haus der Hoffnung“ in Kathmandu ihre neue Lebensaufgabe geworden. Umso mehr freut sie sich über die 17 000-Euro-Spende der beiden Feuerbacher Gymnasien: „Das verschafft unserem Projekt ein kleines finanzielles Pölsterchen“, sagt Dietrich.

Für jede erlaufene Runde gab es Geld

Mit großem sportlichen Einsatz und der Hilfe von vielen Sponsoren haben die Schüler bei einem Benefizlauf am 11. Oktober des vergangenen Jahres diese Summe zusammengebracht. Ausgestattet mit einer Laufkarte und einem Stempel gab es an dem besagten Termin für jede erlaufene Runde auf der Tartanbahn Geld. So kam ein beträchtlicher Betrag zusammen: „Manche Eltern haben 10 Euro pro Runde ausgelobt“, berichtet Schulleiter Otto Fischer bei der Scheckübergabe. „Wir waren am Ende alle überwältigt. Eine solche Spende hatten wir bis dahin noch nie gesammelt“, sagt der Rektor des Leibniz-Gymnasiums, der Ellen Dietrich schon seit vielen Jahren kennt und ihr Engagement zu schätzen weiß.

„Das ist eine sagenhafte Summe“, bedankt sich Ellen Dietrich bei allen Anwesenden. Die inzwischen 70-jährige Gründerin des Waisenhaus-Projektes berichtet über das Leben und den Tagesablauf in den zwei Häusern, in denen 180 Kinder und Jugendliche in Kathmandu untergebracht, betreut, versorgt und unterrichtet werden. Viele ihrer Zöglinge sind Vollwaisen, andere stammen aus bitterarmen Familien, die für den Unterhalt ihrer Kinder nicht aufkommen können. „Seit fünf Jahren bin ich in Pension und seitdem bin ich bis zu fünf Monate pro Jahr in Nepal“, berichtet Dietrich. Mit anderen ehrenamtlichen Helfern treibt sie unentwegt Spenden für ihr Hilfsprojekt auf, verbringt mit den Kindern fast das halbe Jahr in Nepal, unterrichtet sie und kümmert sich darum, dass auch jeder Euro vor Ort sinnvoll eingesetzt wird: „Jetzt haben wir noch 25 weitere Kinder aufgenommen.“ In Nepal gebe es keine Unterhaltspflicht, ebenso wenig wie eine Witwen- oder Waisenrente, erzählt sie. Kinder ohne Eltern seien praktisch auf sich allein gestellt.

Hilfe für das Projekt „Haus der Hoffnung“

Im Projekt „Haus der Hoffnung“ leben die Kinder und Jugendlichen dagegen in familienähnlichen Strukturen. Der Tagesablauf sei straff organisiert, schildert die frühere Schulleiterin: „Gelernt wird ab 6.30 Uhr, das tägliche Unterrichts- und Lernprogramm samt Hausaufgaben endet um 17.30 Uhr.“ Bei den Älteren wird sogar bis 22 Uhr gelernt. Der gesamte Unterricht werde auf Englisch abgehalten. „Das ist ganz schön hart, also beschwert euch nicht über Hausaufgaben“, gibt sie den Feuerbacher Schülern mit auf den Weg.

Es werden natürlich auch Feste gefeiert, in der Freizeit wird gespielt, gemalt und gesungen, wie die vielen Fotografien beweisen, die Ellen Dietrich zeigt. „Wir feiern aber nicht nur Hindufeste, sondern auch Weihnachten und Ostern.“ Das fördert das Verständnis und die Toleranz gegenüber anderen Religionen und Kulturen.

Info Wer dem Verein helfen möchte, kann unter Angabe seiner Adresse eine Spende überweisen an das Konto des Vereins bei der Kreissparkasse Ostalb, IBAN: DE44 6145 0050 1000 0511 51, BIC-Code: OASPDE6A. Weitere Infos gibt es unter: www.hausderhoffnung-nepal.de