So könnte die katholische Kirche St. Ulrich künftig aussehen. Foto: z/Angelika Lehrer

Die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Möhringen, -Fasanenhof und -Sonnenberg hat einen Ideenwettbewerb ausgelobt, um die Kirche St. Ulrich und das Gemeindezentrum zukunftsfähig zu machen. Der Sieger ist gekürt – und alles ist offen.

Fasanenhof - Seit gut zwei Jahren sind St. Ulrich und St. Hedwig eine Gesamtkirchengemeinde. Insbesondere den Gemeindemitgliedern auf dem Fasanenhof ist es wichtig, „zwei Gemeinden und zwei Standorte zu erhalten“, so formulierte es die Kirchengemeinderätin Anne Ripsam vor einem Jahr in einem Interview. Dazu gehören für sie und viele andere Katholiken auf dem Fasanenhof auch zwei Kirchen. Klar ist aber auch, dass das Gemeindezentrum St. Ulrich zu groß und zu teuer im Unterhalt ist. Einst wurde es für 6000 Gemeindeglieder konzipiert. Mittlerweile sind es auf dem Fasanenhof aber nur noch etwa 1600 Katholiken.

„Der Raum ist zu groß, die Heizkosten sind zu hoch, der Unterhalt des gesamten Gemeindezentrums ist zu teuer, im Kindergarten gibt es immer wieder Probleme mit dem Gebäude“, nennt Pfarrer Heiko Merkelbach ein paar Schlagwärter. Er ergänzt: „Auf Dauer ist das keine Lösung. Das ist Commen Sense, jedenfalls bei den meisten, ein paar kritische Stimmen gibt es immer.“ Der Kirchengemeinderat habe viel überlegt und hin und her diskutiert. Das Ziel sei es gewesen, den sakralen Raum zu verkleinern und dabei dennoch die wesentlichen Elemente der Kirche zu erhalten. So sei vor etwa einem Jahr die „steile Idee“ entstanden, den Kindergarten in die Kirche hineinzubauen. Um herauszufinden, ob das überhaupt geht, habe die Gemeinde zusammen mit dem Stadtdekanat und der Diözese einen Ideenwettbewerb ausgelobt. „Bei so etwas müssen die Profis ran“, sagt Merkelbach.

14 Büros haben sich beteiligt

Insgesamt 14 Architekturbüros beteiligten sich an dem Wettbewerb. Vor Kurzem kürte eine Jury bestehend aus acht Sachpreisrichtern aus der Gemeinde und acht Fachpreisrichtern, also Architekten, einen Sieger. Gewonnen hat das Büro Kissler und Effgen aus Wiesbaden, das zum Beispiel auch den Sitz der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn gebaut hat. „Wir waren der Meinung, dass sich die Gemeinde in dem von diesem Büro gestalteten Kirchenraum am ehesten wiederfindet“, sagt Merkelbach. Die Architekten hätten souverän alles in der Kirche untergebracht, ohne dass es gequetscht aussehe.

„In manchen Entwürfen war der Kindergarten so nach hinten gedrängt oder gar in einem Anbau untergebracht. Das wollten wir nicht“, sagt der Pfarrer. Der Kirchenraum sei zwar kleiner, aber es sei ein „würdiger“ Raum. Die Glaswände und die von der Gemeinde selbst finanzierte Marienkapelle bleiben erhalten und es ist Platz für eine umgebaute Orgel. Von außen würde die St.-Ulrich-Kirche im Wesentlichen aussehen wie bisher. Auch den Turm würde es nach diesem Entwurf weiterhin geben. „Das war mir wichtig, denn er prägt das Bild des Stadtteils“, sagt Merkelbach. Er hofft, dass der Siegerentwurf auch in der Gemeinde auf große Akzeptanz stößt.

Ein akademisches Gedankenspiel

Die Chancen stehen gut. Marina Schaal wohnt auf dem Fasanenhof und ist Mitglied im Kirchengemeinderat. Sie sagt, im Siegermodell seien die wichtigen Aspekte des sakralen Raums und die des Kindergartens gut miteinander verbunden worden. Auch in ihren Gesprächen mit anderen Gemeindegliedern habe sie keinen Aufschrei oder Stimmen der Empörung vernommen.

Entschieden ist aber freilich noch nichts. Zunächst werden der Siegerentwurf sowie die Plätze zwei und drei am Dienstag dem Bischof in Rottenburg vorgestellt. Doch unabhängig davon, wie es weitergehe, habe sich der Ideenwettbewerb auf alle Fälle in akademischer Hinsicht gelohnt. „Wir wissen jetzt zumindest, was möglich ist“, sagt Merkelbach.