Die AfD will in den Stuttgarter Stadtbezirken präsenter werden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Stuttgart gibt es zwar viele Anhänger der AfD, doch die Partei in den Bezirksbeiräten repräsentieren will kaum jemand. Nun will die AfD aktiv werden und eine stadtweite Struktur aufbauen.

Stuttgart - Im Mai 2014 wählten die Baden-Württemberger ihre Gemeinderäte, und nach dem Ergebnis stehen der AfD in 19 von 23 Stuttgarter Bezirken Sitze in den Beiräten zu. Doch auch fast drei Jahre später sind einige Stühle leer. Das Gremium in Birkach hat seit dem Wegzug von Astrid Fiechtner keinen AfDler mehr in seinen Reihen, auch in Degerloch ist die Position nach einer anfänglichen Besetzung vakant. In Hedelfingen hat sich kein Ehrenamtlicher für den Job erwärmen können. In Stuttgart-Ost, -Nord, -Mitte sowie Obertürkheim hat die AfD indes keinen Anspruch auf einen Sitz.

In Sillenbuch hatte nach der Kommunalwahl das Amt des AfD-Bezirksbeirats Ronald Geiger inne, sein Stellvertreter war Bernhard Angele. Beide kehrten der Partei jedoch den Rücken und folgten dem ehemaligen AfD-Bundesvorsitzenden Bernd Lucke zur Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa). Nun, ein Jahr nach dem Ausscheiden Angeles, hat sich mit der Juristin Katharina Dahlmann aus Riedenberg eine Neue hervorgetan. Kennengelernt haben sowohl das Gremium als auch die Öffentlichkeit sie noch nicht. Bereits in den vergangenen beiden Sitzungen hätte sie verpflichtet werden sollen, war aber verhindert. In der Sitzung am 10. Mai soll sie auf ihrem Stuhl Platz nehmen.

Ein neues Gesicht gibt es auch in Vaihingen. Ursula Rüdenauer, seit Dezember 2016 Parteimitglied, soll am 2. Mai offiziell als Bezirksbeirätin verpflichtet werden.

Ein Sillenbucher Ehepaar hat Bezirksgruppe im Bezirk aufgebaut

Anderswo tut sich die Partei mit der Kandidatensuche noch schwer, erläutert Lothar Maier, einer der beiden AfD-Fraktionssprecher im Gemeinderat. Die rund 250 Mitglieder, die der Kreisverband habe, seien ungleichmäßig verteilt in Stuttgart. Birkach sei aus AfD-Sicht „ein Sorgenkind“, weil kaum ein Einwohner das Parteibuch hat. In Hedelfingen wurde die AfD zwar rege gewählt, Parteimitglieder gibt es aber nur drei bis vier, sagt Maier, „und von denen hat keiner großen Antrieb, in den Bezirksbeirat einzutreten“. Er spricht von „ungeheuren Diskriminierungen“, denen Mitglieder ausgesetzt seien, „das ist bei vielen die entscheidende Überlegung“. Viele seien der Partei zwar zugetan, blieben aber lieber unerkannt.

Auftrieb erhofft sich die Partei von Bezirksgruppen, die aktuell aufgebaut werden. Katharina Dahlmann und ihr Mann, ebenfalls ein Jurist, haben vor etwa vier Wochen eine in Sillenbuch gegründet, berichtet der AfD-Gemeinderats- und Kreissprecher Bernd Klingler.

Die AfD will bei Hocketsen und Festen präsenter werden

Eine ähnliche Zahl kann die neue Bezirksgruppe Möhringen-Vaihingen vorweisen, der künftig Ursula Rüdenauer und Benny Kaufmann vorstehen wollen. Anfang Mai, sagt die 58-Jährige, will sich die Bezirksgruppe offiziell formieren. Das Ziel ist laut Klingler eine stadtweite Struktur. In Sillenbuch will die AfD künftig beim Meile-Sommerfest, bei Feuerwehr-Hocketsen oder mit Infoständen auf dem Markt in Erscheinung treten. Auch hat die Partei Kontakte zu Gastronomen geknüpft, bei denen sie tagen will. Zwar habe es einige Körbe gesetzt, „aber wir haben eine schöne Liste mit Lokalen in Degerloch, Möhringen, Sillenbuch oder Vaihingen“, sagt Bernd Klingler.

Er betont: Bis zum 30. Juni will die AfD in allen Bezirksbeiräten vertreten sein. Laut Lothar Maier sucht man Menschen, die im Bezirk verankert sind und nicht gleich wieder hinschmeißen. Vom Ausgang des jüngsten AfD-Parteitags mit der Nominierung des neuen Spitzen-Duos Gauland/Weidel rechnet sich Klingler einen Mitgliederschub aus, und auch Maier glaubt: „Die Frage der Bezirksbeiräte wird durch die Zeit gelöst.“