Christian Schloz weiß nicht, wie es weitergehen soll. Foto: Tilman Baur

Ein Anwohner aus Stuttgart-Degerloch wünscht sich eine neue Abstellmöglichkeit für sein Auto. Doch die Stadt Stuttgart winkt ab, denn ein Bäumchen steht dem Ansinnen im Wege.

Degerloch - Vermessen klingt seine Forderung nicht gerade: Christian Schloz will nichts weiter als eine Garage neben seinem Haus an der Degerlocher Albstraße. Eine Garage, wie sie alle Häuser in seiner näheren Umgebung haben. Platz für eine Einfahrt auf seinem Grundstück gäbe es, Platz im Hof für eine Garage ebenso. Doch Schloz hat seine Rechnung ohne die Stadt gemacht: Denn zwischen Straße und Bürgersteig, frontal vor seiner Einfahrt, steht ein junger Baum – und der ist das Problem.

„Die Stadt sagt, dass der Baum dort stehen bleiben muss“, berichtet Christian Schloz. Denn der sei im Bebauungsplan von 1986 verzeichnet. 19 Jahre später, im Jahr 2005, hat das Gartenamt den Plan dann in die Tat umgesetzt und den Baum eingepflanzt. Jetzt steht er da und versperrt Schloz den Weg. „Es geht ja nur darum, die Einkäufe auszuladen. Im Moment müssen wir unser Auto dafür auf dem Nachbargrundstück abstellen“, so der 54-jährige Informatiker, der seit neun Jahren Eigentümer des Hauses an der Albstraße ist.

Auch Handwerker haben Probleme

Rundherum gebe es keine Parkplätze. Handwerker hätten genau das gleiche Problem. Oft, so Schloz, hielten sie einfach aus der Not heraus auf der Straße oder auf dem Gehweg und schalteten den Warnblinker ein.

Theoretisch wäre es zwar möglich, diagonal in die Einfahrt zu fahren. Praktisch war das jedoch kompliziert, erklärt Schloz. „Man müsste auf dem Bordstein rangieren. Die Bus- und Autofahrer würden sich darüber freuen“, merkt er ironisch an. Von den Fußgängern ganz zu schweigen, denn auf diesem Abschnitt seien viele Schulkinder unterwegs. Dazu kommt, dass das Degerlocher Verkehrskonzept vorsieht, eine Öffnung der Albstraße in beide Richtungen zu prüfen, was unter Umständen zu noch mehr Verkehr führen könnte.

Die Stadt gibt sich nicht kompromissbereit

Doch die Stadt bewegt sich nicht. „Die Realisierung der von Ihnen geplanten Fertiggarage samt Zufahrt ist aus unserer Sicht mit umsichtiger Planung auch bei Erhalt des vorhandenen Baumes möglich“, schreibt Anja Neupert, Bezirksleiterin Filder des Gartenamts, in einem Brief an Schloz. Und ergänzt: „Ein Verpflanzen des 2005 gepflanzten Baums ist aus unserer Sicht nicht mehr möglich.“ Der Baum sei im Bebauungsplan verzeichnet und dürfe nicht weichen.

Zu den Auflagen gehört zudem, dass neben dem Baum ein Meter freigehalten werden muss – was Schloz‘ Pläne weiter durchkreuzt und den möglichen Einfahrwinkel zuspitzt. Wie ernst es die Stadt mit dieser Vorgabe meint, hat Schloz einst erfahren, als Handwerker bei ihm waren und ihr Auto kurz direkt neben dem Baum abgestellt hatten. „Das gab einen Riesenärger mit der Stadt. Die Gärtner haben geklingelt und gesagt, dass das dem Baum schade“, erinnert sich der Degerlocher.

Die Verwaltung sei bei eigenen Vorhaben weniger zimperlich

Doch zumindest müsste man den Baum doch ein wenig versetzen dürfen, hatte Schloz gehofft – und sah sich auch darin getäuscht. Die Stadt hält das für nicht machbar. „Ich sehe ja ein, dass man in der Stadt Bäume braucht und wäre auch für einen neuen Baum aufgekommen“, sagt er. Aber über diese für ihn kleinlichen Regelungen kann der Mann nur den Kopf schütteln. Denn, so meint er, sei die Verwaltung bei eigenen Vorhaben längst nicht so zimperlich. Im Zuge des Neubaus der Sporthalle auf der Waldau habe man beispielsweise kräftig abgeholzt. Die Stadt kontert, dass sie dafür aber Ausgleichsmaßnahmen schaffe. Im Geltungsbereich der sogenannten Baumschutzsatzung – die allerdings in Degerloch nicht gilt – ist sie gar dazu verpflichtet, für jeden gefällten Baum drei neue zu pflanzen.

All das stimmt Christian Schloz jedoch nicht versöhnlich. Wie es weitergeht, weiß er nicht. „Vielleicht hole ich mir Rechtshilfe“, sagt er etwas ratlos. Einstweilen muss er seinen Kombi weiterhin auf dem Nachbargrundstück parken, um seine Einkäufe abzuladen.