Marco-Oliver Luz hält manches nicht mehr für zeitgemäß. Foto: Tilman Baur

Kehrwoche im Rathaus von Stuttgart-Degerloch: Der neue Bezirksvorsteher, Marco-Oliver Luz, möchte bereits nach zwei Monaten im Amt einige Veranstaltungen und Abläufe ändern. Doch wie gut kommt das an?

Degerloch - Die Amtszeit von Marco-Oliver Luz als Bezirksvorsteher in Degerloch ist noch jung. Eines ist aber bereits nach knapp zwei Monaten klar: Auch wenn Luz Teil der Stadtverwaltung ist, ist er nicht zum Verwalten im passiven Sinn nach Degerloch gekommen. Vielmehr macht er seine Ankündigung vom Dezember wahr, als er im Interview mit unserer Zeitung sagte, dass er sich als Impulsgeber innerhalb des Bezirks sehe.

Einiges will der Neue umkrempeln, wie die jüngste Sitzung des Bezirksbeirats gezeigt hat. Die Empfänge zum Beispiel. Unter Vorgängerin Brigitte Kunath-Scheffold gab es traditionell zwei davon: den Ehrenamtsempfang im Bezirksrathaus für geladene Gäste im November sowie den Neujahrsempfang im Januar. Das soll sich ändern: Luz stellt sich eine gemeinsame Veranstaltung für alle Bürger vor, inklusive der Ehrenamtlichen.

Der Nikolausmarkt sei „nicht mehr zeitgemäß“

Besonders auf eine Begrüßung der Neubürger legt Luz zudem Wert. Jedes Jahr verschlägt es bis zu 2000 Menschen aus den verschiedensten Gründen nach Degerloch. Und Luz will, dass der Bezirksbeirat als Gastgeber der Veranstaltung auftritt. Darüber hinaus sollen sich Degerlocher Vereine bei der Veranstaltung präsentieren können. Die bislang eher formalen Veranstaltungen sollen aufgelockert werden. „Kurze, prägnante Reden“ stellt sich Luz vor, danach sollen die Menschen miteinander ins Gespräch kommen.

Andere Kommunen hätten Veranstaltungen schon länger für die breite Bevölkerung geöffnet, so Luz, das bisherige Format sei nicht mehr zeitgemäß. Statt wie bislang im November und im Januar soll die neue Veranstaltung in der warmen Jahreszeit stattfinden, statt Glühwein im beheizten Rathaus schweben Luz und seinen Mitarbeitern Bistrotische vor dem Rathaus vor. Umkrempeln will Luz auch den Nikolausmarkt. Dieser sei „nicht mehr zeitgemäß“, wie er in Absprache mit dem Gewerbe- und Handelsverein (GHV) festgestellt habe. Stattdessen überlege man, einen Weihnachtstreff einzurichten mit Posaunenchor, Roten Würsten und Beiträgen von Vereinen wie dem Frauenkreis. „Heimelig und unkompliziert“ stellt sich Marco-Oliver Luz das vor. Auch hier soll der Bezirksbeirat zusammen mit dem GHV als Betreiber auftreten.

Jugendrat hat für ihn hohe Priorität

Energisch geht der Neue Projekte an, denen er bereits in seiner Bewerbungsrede im November Prioritäten eingeräumt hat. Ein Runder Tisch mit Schulleitern und Vertretern von Vereinen ist bereits einberufen, um gemeinsam zu beraten, wie man mehr Jugendliche für die Lokalpolitik begeistern kann. Dem Zustandekommen des Jugendrats räumt Luz eine hohe Priorität ein.

Dass sich die an die Abläufe der letzten Jahre gewöhnten Lokalpolitiker ob der vielen neuen Ansätze überrumpelt fühlen, glaubt Luz indes nicht. Alleingänge vermeidet er und sagt, konstruktiv mit den Fraktionen zusammenarbeiten zu wollen. Das muss er auch, schließlich müssen diese die Gelder, wie etwa jene für den Empfang, aus dem Bezirksbudget genehmigen. Im März wird sich also zeigen, wie gut die neuen Pläne wirklich ankommen – oder ob es Widerstand gibt.