Daimler-Aktionäre besichtigen die Autos ihres Unternehmens, das von der Justiz verdächtigt wird, bei Dieselabgasen manipuliert zu haben. Foto: dpa

Vor einem halben Jahr sorgte eine große Razzia bei Daimler für Aufsehen – 250 Ermittler nahmen Unterlagen an elf Daimler-Standorten mit. Nun dürfen sie diese auch sichten – entgegen dem Willen von Daimler.

Stuttgart - Die Daimler AG ist mit dem Versuch gescheitert, die bei einer Razzia im Mai sichergestellten Daten vor einer Sichtung durch die Justiz zu bewahren. Eine Sprecherin des Amtsgerichts Stuttgart sagte unserer Zeitung, das Gericht habe die vorläufige Sicherstellung der Unterlagen durch die Ermittlungsbehörden zu einem großen Teil bestätigt. Damit konnte sich der Stuttgarter Automobilkonzern mit seinem Widerspruch gegen diese vorläufige Sicherstellung nicht durchsetzen. Bleibt es bei der Entscheidung, kann die Staatsanwaltschaft die Unterlagen nach Material durchforsten, das als Beweismittel für das laufende Ermittlungsverfahren gegen mehrere Daimler-Mitarbeiter in Betracht kommt.

230 Polizisten und 23 Staatsanwälte stellten die Unterlagen im Mai sicher, nachdem die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung „im Zusammenhang mit der Manipulation der Abgasnachbehandlung an Diesel-Pkw“ eingeleitet hatte.

Daimler wird der Manipulation von Diesel-Software verdächtigt

Die Justiz will anhand der Unterlagen Erkenntnisse zu dem Verdacht gewinnen, dass Daimler, wie es seinerzeit im richterlichen Durchsuchungsbeschluss hieß, von 2008 bis 2016 eine Million Dieselfahrzeuge mit illegaler Software auf den Markt gebracht habe.

Nicht weiter betrieben wird das Verfahren gegen einen Daimler-Mitarbeiter, der versucht haben soll, den Ermittlern Unterlagen vorzuenthalten. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wegen versuchter Strafvereitelung aufgrund geringer Schuld eingestellt

Eine Daimler-Sprecherin bestätigte unserer Zeitung, dass das Gericht die „vorläufige Sicherstellung zur Durchsicht“ bestätigt habe, wollte sich zu dem Verfahren aber nicht im Einzelnen äußern.