Der Katzenbachsee ist ein Kleinod und bei den Stuttgartern beliebt. Foto: Sandra Hintermayr

Der Katzenbachsee und der Steinbachsee stehen zum Verkauf. Die Netze BW hat Interessenten aufgefordert, ihre Angebote abzugeben. Auch die Stadt hat Interesse. Sicher ist aber noch nichts...

Büsnau - Den Grünen ist der Katzenbach- und der Steinbachsee wichtig. Das macht die Gemeinderatsfraktion in ihrem „Stadtblatt“ deutlich. „Wir freuen uns, dass der Katzenbach- und Steinbachsee in absehbarer Zeit, wie von uns beantragt, in städtischen Besitz übergehen“, heißt es auf Seite 7 des Parteiblattes. Die wertvollen Biotope würden etlichen in Stuttgart seltenen Vogelarten einen Lebensraum bieten und seien für die Menschen ein wichtiges Erholungsgebiet.

Es gibt noch keine Verhandlungen

Ganz so weit ist es aber noch nicht. Derzeit gehören die Seen der Netze BW, einer Tochter der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Der Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth antwortet auf Nachfrage unserer Zeitung: „Offiziell ist uns von einem Kaufinteresse der Stadt nichts bekannt. Wir werden aber die Unterlagen, die dieser Tage an die Interessenten verschickt werden – mit der Aufforderung, ein Angebot abzugeben – auf jeden Fall auch an die Stadt schicken.“ Mittlerweile ist das geschehen. Die Schreiben gingen am 6. April raus. „Wir haben darum gebeten, dass uns Angebote bis zum 15. Mai übergeben werden“, sagt Hans-Jörg Großcurth.

Seitens der Stadt heißt es, man habe Interesse am Kauf der Seen. „Wir sind dazu in Gesprächen mit der EnBW, aber noch nicht in konkreten Verhandlungen. Wann es zu einem Abschluss kommt, ist derzeit noch offen“, schreibt der Pressesprecher Martin Thronberens in einer schriftlichen Stellungnahme. Auch die Grünen-Stadträtin Petra Rühle, die im Impressum des „Stadtblatts“ neben Andreas Winter als Verantwortliche genannt wird, räumt auf Nachfrage ein: „Fest steht da noch nichts.“

Viele potenzielle Käufer

Fakt ist aber, dass die Stadt Stuttgart von verschiedenen Seiten aufgefordert wurde, die Seen zu kaufen. So gab es nicht nur Vorstöße von verschiedenen Fraktionen des Gemeinderats. Auch der Vaihinger Bezirksbeirat sprach sich auf Antrag der CDU dafür aus. Das Stuttgarter Wasserforum sah es ähnlich und argumentierte sogar, dass die Stadt die Seen gar nicht mehr kaufen müsse. Die Bürgerinitiative behauptete, dass die Netze BW gar nicht Eigentümerin der Seen sei, sondern das Land Baden-Württemberg. Die Netze BW dementierte das. Die Tierrechtsorganisation Peta wollte die Seen gar selbst kaufen und dort zwei Refugien schaffen, in denen die Fische ungestört leben können. Auch der Württembergische Anglerverein und die Anglerfreunde Leonberg äußerten Interesse an den Seen.

Die Pflege der Seen ist teuer

Im Herbst des vergangenen Jahres hatten die Netze BW angekündigt, die Seen verkaufen zu wollen. Für das Unternehmen sind die Gewässer nur noch ein Kostenfaktor. Pro See investiert es jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag in die Pflege. 2013 zahlte die Netze BW zusätzlich 300 000 Euro für die Sanierung eines Damms. Mittelfristig sind weitere Investitionen in den Hochwasserschutz notwendig. Die Netze BW rechnen mit 170 000 Euro pro See.

Bei der Übernahme der Neckarwerke Grundstücks GmbH vor mehr als einem Jahrzehnt hatte die EnBW die Gewässer erhalten. Bis 1998 waren beide über das Wasserwerk Gallenklinge in die Stuttgarter Wasserversorgung eingebunden. Seitdem wird kein Trinkwasser mehr aus dem Bodensee eingeleitet. Die Seen gehören aber nach wie vor zur Notwasserversorgung.