Seit der Einweihung des Kinderhauses an der Kirchhaldenschule ist die Schule zumindest räumlich gut aufgestellt. Foto: Torsten Ströbele

Der Rektor der Botnanger Kirchhaldenschule fordert im Bezirksbeirat, dass an beiden Grundschulen im Stadtbezirk mehr Stellen geschaffen werden. Der Sozialdatenatlas zeige, warum das notwendig sei.

Stuttgart-Botnang - Reinhold Sterra macht keinen Hehl daraus, dass er sich ungerecht behandelt fühlt. Der Rektor der Kirchhaldenschule war in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats zu Gast, um über die Schulsozialarbeit an seiner Grundschule zu sprechen. „Schule hat sich wie die Gesellschaft stark verändert“, sagte Sterra. Sie sei vielfältiger und heterogener geworden. „Die neuen Medienwelten, die veränderten Familienstrukturen, die Integration von Geflüchteten, der gewachsene sonderpädagogische Förderbedarf und die Inklusion: Wir sind mehr denn je auf Hilfe angewiesen.“ Dabei sei die Schulsozialarbeit vor Ort ein ganz wichtiger Faktor.

Am 2. Januar hat Nicole Rosenmayer an der Kirchhaldenschule ihre Arbeit aufgenommen. Sie hat eine 50-Prozent-Stelle in Botnang. Zudem ist sie noch an der Hohewartschule in Feuerbach tätig. „Reicht eine halbe Stelle an der Kirchhaldenschule aus?“, wollte Norbert Latuske (SPD) wissen. „Das ist momentan schwierig zu sagen, aber aufstocken ist grundsätzlich immer gut“, sagte Rosenmayer. Reinhold Sterra wurde deutlicher: „Aus unserer Sicht ist es schwer verständlich und schwer hinnehmbar, dass die Franz-Schubert-Schule eine 75-Prozent-Stelle bekommen hat und wir nicht.“ Allerdings stellte er auch umgehend klar, dass er seiner Botnanger Kollegin Anke Leitzinger nichts wegnehmen möchte. „Wir brauchen in Botnang zwei Vollzeitstellen“, betonte Sterra.

Seine Forderung untermauerte er mit Zahlen aus dem Sozialdatenatlas 2018. Im Einzugsgebiet seiner Schule (Botnang-Nord) würden 233 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahre leben. Davon hätten 203 einen Migrationshintergrund. Das entspricht 87,1 Prozent. Insgesamt gebe es 346 Haushalte mit Kindern. In mehr als 20 Prozent der Fälle leben die Mädchen und Buben dort mit nur einem Elternteil. Der Anteil der Sozialmietwohnungen in Botnang-Nord beträgt 17,3 Prozent. Von den 440 Bewohnern im Alter zwischen sechs und 18 Jahre sind 27,7 Prozent Sozialgeldempfänger. Von den 70 Alleinerziehenden, die Kinder unter 18 Jahren haben, leben mehr als 67 Prozent von Arbeitslosengeld II. „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache“, betonte Reinhold Sterra. Und auch die Rektorin der Franz-Schubert-Schule musste ihrem Kollegen beipflichten: „Gerechter wäre es, wenn wir die 50- und die Kirchhaldenschule die 75-Prozent-Stelle hätten.“ Sie habe schon bei der Stadt nachgefragt. Die Antwort: Es habe vor etwa einem Jahr einen Stichtag gegeben, der für die Verteilung der Stellen ausschlaggebend gewesen sei. Zu diesem Stichtag seien noch rund 50 Flüchtlingskinder aus der Beethovenstraße an der Franz-Schubert-Schule unterrichtet worden. „Das war damals der ausschlaggebende Faktor“, sagte Anke Leitzinger.

Im Juni vergangenen Jahres hatten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses im Stuttgarter Rathaus dann beschlossen, wie mit den 23,5 neuen Stellen umgegangen wird, die der Gemeinderat in seinen Haushaltsberatungen bewilligt hatte, um den Ausbau der Schulsozialarbeit voranzutreiben. In der Vorlage hieß es: „Junge Menschen an insgesamt 56 Stuttgarter Schulen profitieren von diesem Stellenzuwachs. In Stuttgart ist dadurch ein großer Schritt in Richtung flächendeckender Versorgung erreicht.“ Im Fokus standen vor allem die 13 von aktuell 58 reinen Grundschulen, die bislang noch keine Schulsozialarbeit anbieten konnten. Zehn dieser Grundschulen haben dann aufgrund des hohen Bonuscard-Anteils je eine 50-Prozent-Stelle bekommen – darunter die Kirchhaldenschule, die Hohewartschule, die Maria-Montessori-Schule (Weilimdorf) und die Hattenbühlschule (Feuerbach). Weitere vier Grundschulen haben aufgrund der Vorbereitungsklassen Schulsozialarbeit erhalten – darunter die Franz-Schubert-Schule in Botnang.