Der neue BOB hat den Bürgerverein 109 000 Euro gekostet. 22 500 Euro gab es erstmals als Zuschuss vom Land. Den Rest brachte der Verein selbst auf. Foto: privat

Beim Botnanger Ortsbus will man technische Normen berücksichtigen. Doch es gibt Hindernisse.

Botnang - Mit Ausnahmen bei EU-Richtlinien tut sich die europäische Bürokratie bekanntlich schwer. Im Falle von Bürgerbussen, wie dem Botnanger Ortsbus (BOB), wird eine Ausnahme laut den Bürgerbusverbänden in Zukunft jedoch unabdingbar: nämlich die Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts der eingesetzten Kleinbusse von 3,5 auf 4,25 Tonnen. Zumindest, wenn die mit dem technischen Fortschritt auch Schritt halten sollen. Doch die Aussichten sind nicht rosig, zumindest nicht auf kurze Sicht. Wie in Botnang sind bundesweit mehr als 300 Bürgerbusse auf den Straßen im Einsatz. Gesteuert werden sie von Ehrenamtlichen. Damit letztere die Kleinbusse fahren dürfen, überschreiten diese das Gewicht von 3,5 Tonnen nicht. Alles darüber hinaus würde den Besitz eines LKW-Führerscheins erfordern. „Den haben Ehrenamtliche in der Regel nicht“, erklärt Botnangs Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle. Stierle ist Vizepräsident des baden-württembergischen Landesverbandes „proBürgerBus“ sowie stellvertretender Vorsitzender des Botnanger Bürgervereins, der den BOB betreibt.

Warum das Thema Gewicht Stierle und die Vertreter der Landesverbände derzeit besonders umtreibt, ist schnell erklärt: Bürgerbusse sollen sicher, barrierefrei und möglichst umweltschonend sein. Damit einher geht allerdings, dass bei den Fahrzeugen technische Normen berücksichtigt werden. Einstieghilfen für Rollstuhlfahrer, die neuen Euro 6-Motoren oder der künftige Elektroantrieb mit seinen Batterien: All diese Erweiterungen erhöhen das Gewicht der Busse. Die einzige Möglichkeit bislang wäre „Sitze auszubauen“, erklärt Stierle.

Ausnahmeregelung von der EU abgelehnt

Bislang wurde das Gesuch um eine Ausnahmeregelung von der EU abgelehnt. „Wir haben anhand der Begründung gesehen, dass der Bearbeiter die Gegebenheiten in Deutschland nicht kennt“, sagt Stierle. An der Forderung möchte man daher festhalten. Langwierig dürfte der Weg jedoch werden. Denn er führt nicht direkt an die zuständige EU-Stelle. Die Bürgerbusvereine müssen sich an Vertreter der Landes- und Bundesministerien und Politiker wenden und diese überzeugen. Die erhoffte Anpassung soll nun eine Arbeitsgemeinschaft der Bürgerbusvereine erreichen.

Auch wenn Bürgerbusse in ländlichen Regionen mit einem schlechteren öffentlichen Nahverkehr von verkleinerten Bussen besonders betroffen wären, so hat auch Botnang Steigungen, Staffeln und steile Wohnstraßen, die für Menschen mit Einschränkungen schwer zu bewältigen sind. Stierle betont die Wichtigkeit des BOB für Botnang. „Wir haben eine demografisch alte Gemeinde. Der BOB hält die Menschen mobil“, sagt er. Auch die menschliche Komponente spiele eine Rolle, denn man trifft sich im BOB. Für Senioren sei zudem wichtig, dass der Bus erst dann losfahre, wenn sie sicher sitzen. „Viele haben Angst zu stürzen“, erklärt Stierle.

Neuer Bus kostete insgesamt 109 000 Euro

Und so hat sich der Botnanger Bürgerverein im vergangenen Jahr auch nicht von den Kosten der Anschaffung eines neuen Busses abhalten lassen. 109 000 Euro hat man inklusive aller Umbauten für den Bus aufgebracht. „Vom Land gab es dieses Mal 22 500 Euro“ ,sagt Stierle. Der Rest wurde mit angesparten Eigenmitteln und einem zinslosen Überbrückungskredit des GHV Botnang finanziert. den ersten Bus hatte man noch komplett selbst finanziert. Verglichen mit anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, wo die Förderungen seit Jahren deutlich höher ausfallen, sei das laut Stierle noch wenig. Immerhin gebe es neuerdings 250 Euro Zuschuss für Ehrenamtliche, die den Personenbeförderungsschein machen.