Die diesjährige Fasnet in Bad Cannstatt hat begonnen. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

In Bad Cannstatt haben die Narren am frühen Morgen des Dreikönigstags mit Staubwedel und Sauerwasser die Rückkehr des Blätzleshäs gefeiert.

Stuttgart - Die nächtlich dunklen Gassen Bad Cannstatt sind menschenleer. Doch in der Küblergasse ist das Klingeln von Schellen zu hören. Eine in einen weiten Umhang gehüllte Gestalt schlüpft ins Zunfthaus der Narrengilde der Felben im Kübelesmarkt. Am Dreikönigstag startet man hier wie jedes Jahr Punkt 6.01 Uhr in die kommende Fasnet.

„Während die Karnevalisten am 11. November die neue Saison ausrufen, beginnen die schwäbisch alemannischen Narren erst, wenn die Weihnachtszeit vorüber ist“, erklärt Häsmeister Olaf Betsch. „Weihnachten und Silvester könnte man ruhig überspringen“, ergänzt ein gutgelaunter Herr, während er wohlwollend das reichhaltige Frühstücksbuffet begutachtet. „Auf das heutige Maskenabstauben freue ich mich schon seit November. Endlich kann man wieder ordentlich gekleidet herumlaufen!“ Erst nach dem symbolischen Säubern der Holzmasken darf das am Aschermittwoch eingemottete Blätzleshäs wieder offen getragen werden.

Narrentaufe in Bad Cannstatt

Martina Buschle muss sich das Recht, ihr selbst angefertigtes Kostüm zu tragen, erst noch verdienen. Nach einer Fasnet im Leihhäs, steht ihr nun die Narrentaufe bevor. Dabei hatte die aus Mühlheim an der Donau zugezogene Neu-Küblerin zunächst geunkt, in Stuttgart gebe es keine echte Fasnet. Dann erlebte sie den Schmotzigen Donnerstag in Cannstatt „Das hat mich überzeugt“, schwärmt Buschle. „Ich war schon in Mühlheim aktiv. Nun will ich mich hier engagieren. Auch wegen meiner Tochter: Sie soll eine ebenso schöne Jugend unter Narren haben, wie ich sie erleben durfte.“ Ein tüchtiger Schluck aus dem Henkelkrug mit Sauerwasser und segnendes Nass aus dem Gefäß von Maskenmeister Axel Rahm werden wenig später für sie und fünf weitere Anwärter die Aufnahme in die Zunft, besiegeln.

Ehe das feuchte Element genossen und vergossen werden kann, gilt es allerdings noch den Brunnengeist zu erwecken, der über die Cannstatter Quellen wacht. Zuhause ist er unweit des Zunfthauses: im Jakobsbrunnen. Mit Rätschen und Schellen bewegen dutzende Felben und Monde den Schutzherrn der Mineralwasservorkommen dazu, dem gusseisernen Trog zu entsteigen.

Es wird rundgehen in Bad Cannstatt

„Jetzt können sie wieder die Sau rauslassen“, amüsiert sich ein Zaungast am Rande des närrischen Schauspiels. Auch die Narren sind bester Stimmung. Da kommt der Spielmannszug wie gerufen, der kurz vor der Taufzeremonie in der Küblergasse auftaucht und den Küblermarsch intoniert. Sogleich stimmt die versammelte Menge ein: „Die Welt isch doch a Kügele…“. In den kommenden 38 Tagen wird es in Bad Cannstatt wieder entsprechend rundgehen.