Noch ist Bernhausen mit der S-Bahn gut angebunden. Noch. Foto: Horst Rudel

Muss der Kiosk am S-Bahnhof in Filderstadt-Bernhausen zumachen, wenn ein Jahr lang keine S-Bahn fährt? Wir haben uns rund um das Filderstädter Drehkreuz umgehört, welche Befürchtungen mit der Sperrung verbunden sind.

Filderstadt - Hayati Hayta macht sich große Sorgen. Wenn die S-Bahn wie von der Deutschen Bahn vorgesehen ein Jahr lang nicht den S-Bahnhof Bernhausen anfahren sollte, um S-21-Bauarbeiten voranzutreiben, rechnet er mit starken Einbußen in seinem Kiosk. Denn das Geschäft liegt unmittelbar neben der Haltestelle. „99 Prozent unserer Kunden sind S-Bahn-Fahrer“, sagt Hayta. Er fürchtet, dass ihm sein Geschäft komplett wegbrechen könnte. Dann müsse er den Laden womöglich solange schließen. „Wenn nichts reinkommt, geht es nicht anders.“ Er hofft nun, dass vielleicht ein Busersatzverkehr eingerichtet wird, der auch am Bahnhof hält, sodass trotzdem noch Menschen nach Bernhausen gespült werden, die Zeitschriften, Zigaretten oder Süßigkeiten einkaufen wollen.

An der Gotthard-Müller-Schule in Bernhausen sieht die Rektorin Sabine Nafe der Sperrung bisher gelassen entgegen. „Das ist für uns noch kein Thema“, sagt sie. Die meisten Schüler kämen per Rad, zu Fuß oder mit Bussen. Aktuell würde die S-Bahn-Sperrung zwölf Schüler betreffen, allerdings geht die Rektorin davon aus, dass für sie rechtzeitig eine Lösung gefunden wird – etwa ein Busersatzverkehr.

Die Filharmonie sieht eine Verschlechterung in Zukunft

Im Kultur- und Kongresszentrum Filharmonie, das in Laufweite des S-Bahnhofs liegt, wird die geplante Sperrung mit gemischten Gefühlen erwartet. Denn: „Wir haben immer damit geworben, dass wir so gut erreichbar sind“, sagt die Geschäftsführerin Helene Sonntag. Sie rechnet damit, dass weniger die Besucher des Kulturangebots als vielmehr die Tagungs- und Businessgäste unter einer fehlenden Schienenanbindung leiden werden. Denn Kulturbesucher am Abend kämen ohnehin eher mit dem Auto. Kongressteilnehmer hingegen würden häufig auch von weit weg per Zug anreisen und dann in die S-Bahn umsteigen. Helene Sonntag ist froh darüber, dass sie den Besuchern 620 kostenfreie Parkplätze anbieten kann. Tagsüber seien viele davon bislang ungenutzt – das werde sich dann sicherlich ändern. „Insgesamt ist es aber so, dass der S-Bahn-Anschluss ein Pluspunkt der Filharmonie ist, aber nicht das Kriterium, ob man uns besucht oder nicht.“

In der Kneipe Bahnhof – vor Ort besser bekannt als „Bahnhöfle“ –, die unweit der Haltestelle liegt, ist man weniger besorgt ob der zu erwartenden Veränderungen. „Die meisten unserer Stammkunden sind Bernhäuser“, sagt Claudia Meinhold, die im Lokal kellnert. Hin und wieder komme zwar jemand rein, der auf den Bus warten muss oder dem gerade die S-Bahn rausgewitscht ist, um sich die Wartezeit mit einem Bierchen zu vertreiben, das sei aber die Minderheit. Im Sommer würden gerne auch Radler im Bahnhöfle einkehren, die aber ja ohnehin nicht auf die S-Bahn angewiesen seien. „Wir erwarten durch die Sperrung keinen großen Verlust“, sagt Meinhold.

Wer ist ansonsten noch betroffen?

Nahe gelegen ist auch der TSV Bernhausen. Der Vorsitzende Jochen Köker sieht ebenfalls keine gravierenden Auswirkungen auf den Sportverein zukommen. „Die meisten Mitglieder kommen mit dem Auto oder mit dem Fahrrad“, sagt Köker. Wenn sie den öffentlichen Nahverkehr nutzten, dann wohl eher den Bus. Auch zu Wettkämpfen würden die Teams in der Regel nicht die Bahn nehmen: „Das ist fast nicht organisierbar.“

Betroffen sein werden sicherlich auch Besucher der Bücherei und des Gartenhallenbads. Die Pressestelle der Stadt, der beide Einrichtungen angehören, möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht zu möglichen Auswirkungen äußern.