Die Planer, die beim Wettbewerb den ersten Preis holten, erklären Baubürgermeister Pätzold und OB Kuhn (von rechts) ihre Vorstellungen. Der Preisgerichtsvorsitzende Franz Pesch (links) hört mit. Foto:  

Die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs lassen Befürworter und Gegner von Stuttgart 21 nicht kalt. Die einen fordern bessere Lösungen vor allem beim Umgang mit der Topografie im S-21-Areal. Die anderen werden grundsätzlicher.

Stuttgart - Nach dem städtebaulichen Ideenwettbewerb für die geplanten Rosensteinviertel von Stuttgart 21 treiben die Ergebnisse sowohl Befürworter wie auch Gegner des Bahn- und Städtebauprojektes um.

Die IG Bürger für Baden-Württemberg, die das Projekt S 21 unterstützt, sieht bei prämierten Entwürfen noch erheblichen Verbesserungsbedarf. „Die Lösung für einen neuen zufriedenstellenden Stadtboden ist noch nicht gefunden“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Umgang der Planer mit den topografischen Verhältnissen. Sowohl das mit dem ersten Preis bedachte „Hauptkonzept“ von Planern um das Stuttgarter Büro ASP wie auch der mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Entwurf von Laux Architekten (München/Stuttgart) stütze sich im Wesentlichen auf das Bestandsgelände. Der Höhensprung, der den Städtebau und den Alltag der Menschen prägen würde, werde nicht überwunden. Mit einer Höhe von 14 Metern bleibe er in den Konzepten „ein eklatanter Mangel“, wurde bei IG Bürger in Diskussionen kritisiert.

Es gab auch Sorge um „Fernblickbezüge“ zu markanten Punkten der Umgebung, die von der Bebauung zugestellt zu werden drohten. Beide Konzepte setzten sich auch zu sehr ab vom bestehenden Nordbahnhofviertel. Zudem wurde die Überfrachtung des Plangebiets mit sozialer Infrastruktur, vor allem mit weiterführenden Schulen, problematisiert. Klärungsbedarf sah man außerdem beim Umgang mit erhaltenswerten Bahnbauwerken, beim Ausmaß der Parkerweiterung und Begrünung und bei der Verkehrserschließung.

Aktionsbündnis beklagt Verschwendung von Ressourcen

Das Aktionsbündnis gegen S 21 setzt sich grundsätzlicher mit der Entwicklung auseinander. Die „immer noch nicht aufgegebene Idee einer Bebauung des Gleisvorfelds“ sei klima- und verkehrspolitisch aus der Zeit gefallen, heißt es in einer Pressemitteilung. Dass dafür die Kreativität vieler Architekten abgerufen worden sei, stelle eine Verschwendung von Ressourcen dar, die die Stadt dringend benötige, wenn es um das Mietwohnungsproblem und die weiterhin ungelösten Fragen der Klima- und Umweltbelastung in der Stadt gehe. Großflächige Bodenversiegelung und großvolumige Bebauungen in der Frischluftschneise Stuttgarts würden die mikroklimatische Belastung der Stadt verschärfen und zur weiteren Erderwärmung beitragen. Die „Zerstörung der hocheffizienten Bahninfrastruktur“ des Gleisvorfelds verbaue der Stadt jede Chance auf Verdoppelung des Fahrgastaufkommens auf der Schiene. Auch „beteiligungspolitisch“ spreche der Rosensteinwettbewerb allem Hohn, was als Lehre aus dem Streit um S21 gezogen werden müsse. Das Aktionsbündnis schlägt als „städtebauliche und klimaverträglichere Alternative“ die Bebauung des C-Areals von S 21 vor. Grund: Bei einem Abschied von S 21 sei es schnell von Baulogistik freizuräumen. Hier könnten viel zeitnäher 1000 Wohnungen ermöglicht werden.