Benjamin Denk kümmert sich als Abschnittsleiter um den Bau von Stuttgart 21 entlang der A 8 auf den Fildern. Foto: Ines Rudel/Rudel

Auf den Fildern folgt die ICE-Neubaustrecke der Autobahn. Mit 250 Kilometer pro Stunde Reisegeschwindigkeit werden die Züge deutlich schneller unterwegs sein als die Autos. Benjamin Denk ist der zuständige Abschnittsleiter.

Stuttgart - Elf Sekunden wird der ICE brauchen, um durch diesen Abschnitt zu rauschen. Elf Wimpernschläge, dann haben die Fahrgäste wieder freien Blick auf die in militärischer Strenge aufgereihten Krautköpfe und den ewigen Strom von Autos und Lastwagen auf der A 8 bei Denkendorf.

„Mit der Rückverlegung der Autobahnspur nach München am Wochenende erreichen wir einen Meilenstein auf den Fildern“, sagt Benjamin Denk und hebt die Stimme gegen den Lärm der Brummis, die vorbeirauschen. Ein Lastwagenfahrer hat bei Denk im Januar 2018 für erheblichen Pulsschlag gesorgt.

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Er rauschte mit seinem Schwertransporter über die Absperrung des Tunnels Denkendorf, blieb in der Baustelle hängen und verletzte sich schwer. „Ich war auf dem Weg ins Büro, bin dann gleich hierher, um nach der Absicherung zu schauen“, sagt der junge Bauingenieur. Mit der war alles in Ordnung, der Fahrer hatte den durch Stuttgart 21 bedingten Schlenker der A 8 zu spät bemerkt.

Schnell die Straßenseite wechseln

18 Meter tief reicht das kurze, 40 Millionen Euro teure Tunnelstück mit der 1,20 Meter dicken Decke unter die Autobahn. In ihm werden Züge mit 250 Kilometern pro Stunde die Straßenseite der A 8 wechseln, um in Richtung Flughafen oder zum Albvorlandtunnel zu rasen. Im August 2015 wurde mit dem Tunnelbau begonnen, doch Benjamin Denk ist schon viele länger beim Bahnprojekt. Er stammt aus Bietigheim, hat an der Hochschule für Technik in Stuttgart studiert, wohnt jetzt in Kornwestheim. Vor acht Jahren kam der Bauingenieur ins Projekt. „Das war am Albaufstieg. Über den Fildertunnel und die Tunnel Ober- und Untertürkheim kam ich hierher.“ Aus dem Jungingenieur wurde ein Abschnittsleiter. „Hier gibt es jeden Tag Adrenalin“, sagt der 39-Jährige.

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Nicht nur der Bau selbst ist fordernd, sondern auch dessen Vorbereitung. Die Arbeiten an der Anschlussstelle Wendlingen hatte die S-21-Projektgesellschaft zweimal ausgeschrieben. Die Angebote waren zu teuer. „Das war nicht darstellbar“, sagt Denk, also wurde in kleinere Einheiten umgeplant, so dass mehr Unternehmen auf die Ausschreibung reagieren konnten. „Jetzt haben wir viele kleinere, regionale Firmen an der Arbeit. Der Steuerungsaufwand ist größer, aber es wird günstiger.“ Im Sommer 2022 soll die Strecke vom Flughafen bis Wendlingen im Rohbau fertig sein, die Anschlussstelle sechs Monate später. Die elf Sekunden im Tunnel rücken näher.