Die Regionaldirektorin des Verbands Region Stuttgart, Nicola Schelling, der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), Volker Kefer, Vorstand der Bahn für Infrastruktur und der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) bilden den Lenkungskreis zu Stuttgart 21 Foto: Stefan Klein

Die Deutsche Bahn überprüft mir einem Gutachten, ob die bisher mit 16 164 Personen angenommene maximale Reisendenzahl im neuen Tiefbahnhof richtig ist.

stuttgart - Die Deutsche Bahn überprüft mir einem Gutachten, ob die bisher mit 16 164 Personen angenommene maximale Reisendenzahl im neuen Tiefbahnhof richtig ist. Die Annahme ist für das Rettungskonzept („Entfluchtung“) wesentlich. „Nach meiner Einschätzung ist die Zahl um das Doppelte zu hoch“, sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer unserer Zeitung am Freitag am Rande einer Pressekonferenz.

Bei den rund 16 000 Menschen handele es sich um die „theoretische Maximalzahl, 8000 in Zügen, gleichzeitig 8000 auf den Bahnsteigen“, so Kefer bei der Presseinfo nach des Sitzung des Lenkungskreises zum Projekt Stuttgart 21. Das Gutachten der Bahn beschäftige sich mit der Frage, „ob die 16 000 überhaupt möglich sind“.

Bei einer geringeren Zahl werde es „keine Abstriche an der Sicherheit geben“, versicherte Kefer. Die Stuttgart-21-Planer haben aber offenbar erkannt, dass die noch nicht genehmigten Fluchttreppenhäuser die Nutzbarkeit der Bahnsteige einschränken. Auf jedem der vier Steige soll es zwei voll verglaste Fluchttreppen geben. Zwischen ihnen und der Bahnsteigkante bleibt nur der gesetzlich vorgeschriebene Minimalabstand von 2,05 Meter, zwischen Treppe und Sicherheitsstreifen nur rund ein Meter.

„Wir wollen nicht einen Katastrophenschutz auf Kosten der Nutzbarkeit haben“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Zu den Fluchttreppen werde es daher „noch Überlegungen geben“. Bei der Anlage gehe es auch um „architektonische Fragen“, sagte Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne). Die Entrauchungsfrage im Tiefbahnhof sei dank neuer Gutachten „einfacher geworden“, der Stadt lägen aber nicht alle Unterlagen vor, und einen Sicherheitsrabatt für die inzwischen entspanntere Atmosphäre bei den Verhandlungen mit der Bahn werde es nicht geben.

Kefer kündigte an, dass die Bahn die Zusammenfassung der Brandschutzgutachten bis in drei Monaten liefern werde. Damit könnte die Aufsichtsbehörde Eisenbahn-Bundesamt (Eba) frühestens Anfang August über die geänderten Baupläne entscheiden.

Planungen und Bauarbeiten des Großprojektes sind nach wie vor stellenweise zeitkritisch. Die Bahn hat inzwischen Aufträge für 2,457 Milliarden Euro vergeben. Der Konzern-Aufsichtsrat hatte im Februar 2013 maximal 6,5 statt zuvor 4,5 Milliarden Euro genehmigt. Die dem Kontrollgremium vorgestellten Risiken „realisieren sich“, sagte Kefer. Über die strittige Mitzahlung des Landes an den Mehrkosten wurde am Freitag nicht verhandelt.

Die Pläne, den Landesflughafen an die Gleise Stuttgart-München anzuschließen, müssten im Juli öffentlich erörtert werden, fordert Kefer. Hermann sagt, es könne auch September werden. Dann aber könnten die Arbeiten am Flughafen kaum noch bis Ende 2021 erledigt werden; ein Jahr Verzug kostet 100 Millionen Euro. Regionaldirektorin Nicola Schelling appellierte, der Flughafenanschluss müsse zeitlich mit der Gesamtinbetriebnahme erfolgen. Der S-21-Bau belaste die Fahrgäste der S-Bahn, sagte Schelling.

Verspätung meldet die Bahn für Bauarbeiten in der Stadtmitte (fünf Monate), am Rosensteinpark (Ehmannstraße, sieben Monate), wo unklar ist, wie mit Juchtenkäfern-Bäumen umgegangen werden soll, und beim Grundwasser-Management im Schlossgarten. Auf der Strecke nach Ulm sei die Einleitung der Gleise in den Bahnhof Ulm zeitkritisch, so Kefer. Außerdem hat die Bahn noch immer keine Genehmigung für den Bau der Strecke im Albvorland.

Unklar ist, ob die Stadt die Entschädigung für vom Tunnelbau betroffenen Grundstücke akzeptiert. Privateigentümer beklagen, hier und beim Schadenersatz (nach Bauschäden), übervorteilt zu werden. Die Bahn braucht Zustimmungen für 3500 Grundstücke. Bis März hatte sie 232.