Die Station Flughafen/Messe bleibt auch künftig der S-Bahn vorbehalten. Foto: dpa

Der 389-Millionen-Euro-Haushalt des Verbands Region Stuttgart hat am Mittwoch eine große Mehrheit gefunden. Auch das dritte Gleis am Flughafen ist beschlossene Sache.

Stuttgart - Mehr Platz am Flughafen: Die Regionalversammlung hat sich in der Sitzung in der Sparkassenakademie am Pariser Platz gegen die vier Stimmen der Linken erwartungsgemäß dazu entschlossen, 20 Millionen Euro für einen besseren Filderbahnhof im Rahmen des Milliardenprojekts Stuttgart 21 locker zu machen.

Der Bau eines dritten Gleises für die Züge aus Richtung Singen soll 80 bis 120 Millionen mehr kosten. Dafür muss die S-Bahn-Station Flughafen nicht für Fernzüge umgebaut werden und bleibt den Schnellbahnen vorbehalten. Das Gremium vollendete damit die Vorlage des Ministerrats, der in der vergangenen Woche die Beteiligung des Landes beschlossen hatte.

Am Mittwoch gingen die Meinungen über das Erreichte einmal mehr weit auseinander. Professor André Reichel postulierte für die Grünen, dass erst sie an die Regierung gelangen mussten, um zu einer genehmigungsfähigen Trasse zu kommen. Der Ex-Landrat von Böblingen, Bernhard Maier von den Freien Wählern, monierte dagegen, dass erst Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) und der Verkehrsausschuss Landesverkehrsminister Winfried Hermann dazu gebracht hätten, seiner Verantwortung gerecht zu werden. „Außerdem bleibt ein bitterer Beigeschmack, weil das Land keinen eigenen Finanzierungsanteil beiträgt“, sagte Maier. Es bestelle lediglich Zugverbindungen, die ohnehin vorgesehen seien. Ein weiterer Vorteil der Variante drittes Gleis ist aus Sicht der Region, dass ein Anschluss für eine Schienenverbindung in Richtung Neckartal angelegt wird.

Mehr Züge für mehr Fahrgäste

Der Haushalt des Verbands wächst 2016 vor allem deshalb von 323 Millionen Euro in diesem Jahr auf 389 Millionen an, weil sich die Regionalversammlung 2014 dazu entschlossen hatte, zehn neue S-Bahnen zu kaufen. Sie sollen unter anderem an den Endhaltestellen Vaihingen, Bernhausen, Schorndorf (S 2) und Weil der Stadt (S 6) im fliegenden Wechsel mit den einfahrenden Zügen losfahren, um wertvolle Sekunden im Kampf gegen die Verspätungen zu gewinnen.

Auf Linien mit besonders vielen Fahrgästen (S 1, S 2) sollen die S-Bahnen länger werden, für die Verlängerung der S 2 nach Neuhausen/Fildern wird ein zusätzlicher Zug gebraucht. Von den 82,6 Millionen Euro Anschaffungskosten werden 72 im kommenden Jahr fällig, 20 davon kommen vom Sparbuch. Zu viel, hat die CDU laut Sprecher Helmut Noë mittlerweile festgestellt. Mit den Expressbussen und der Zuständigkeit für Park + Ride kommen „erhebliche Kosten auf uns zu“. Da sei es notwendig, noch ein bisschen mehr auf der hohen Kante zu lassen als die geplanten 15 Millionen Euro. Darüber will die CDU im nächsten Jahr noch diskutieren.

Mehr Flächen für Wohnbau

Ein große Rolle spielte in der Aussprache das Thema Wohnbaugebiete. Regionalräten verschiedener Couleur schwant allmählich, dass sie vor sechs Jahren in Erwartung einer bestenfalls stagnierenden Einwohnerzahl zu wenig Flächen oder zumindest teilweise die falschen Gebiete festgelegt haben. Mittlerweile soll die Bevölkerung des Ballungsraums nicht nur wegen der vielen Flüchtlinge bis 2030 fröhlich weiterwachsen – weshalb nun auch CDU und Grüne die Wohnbauschwerpunkte auf den Prüfstand stellen wollen.

Das nutzten die Kritiker von einst jetzt zur Revanche. „Einmal mehr zeigt sich derzeit, dass sich die Lebenswirklichkeit nicht an die reine Lehre des Verbands hält“, ätzte etwa Andreas Hesky, OB von Waiblingen und Fraktionschef der Freien Wähler.