Das Justizgebäude an der Urbanstraße Foto: Stadtarchiv Stuttgart

Mindestens 423 Menschen sind während der Nazi-Herrschaft im Innenhof des Stuttgarter Justizgebäudes hingerichtet worden. Das imposante Bauwerk beherbergte die willfährigen Helfer einer „Justiz des Terrors und der Ausmerzung“.

Stuttgart - Noch die Namensnennung ist eine letzte Demütigung gewesen: Auf den Plakaten, die die Deutschen zur Abschreckung in Colmar und Nachbarorten im Elsass aufhängen lassen, sind die Vornamen der französischen Widerstandskämpfer René Birr, Eugène Boeglin, Adolphe Murbach und Auguste Sontag eingedeutscht. „Bekanntmachung“ steht in großen schwarzen Lettern auf dem Plakat – und dann wird verkündet, dass die vier zum Tod verurteilten Mitglieder der Résistance „heute hingerichtet worden sind“. Nicht bekannt gemacht wird, wo die Guillotine stand, unter der die vier Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren Ende Mai 1943 ermordet wurden: im Lichthof des Justizgebäudes in Stuttgart, einer zentralen Hinrichtungsstätte der Nationalsozialisten.