Ängstlichkeit, Anspannung, Erschöpfung: Insbesondere Studentinnen macht der Leistungsdruck im Studium zu schaffen. Foto: pressmaster/Adobe Stock

Etwa ein Viertel der Studierenden hierzulande leidet Studien zufolge unter Stress, jeder sechste ist sogar psychisch erkrankt. Dabei galten junge Akademiker lange als wenig anfällig. Was steckt dahinter?

Stuttgart - Die Panik kam meist vor den Prüfungen. Sie vergaß zu essen, saß bis tief in der Nacht in der Bibliothek, fand kein Ende – und keine Zeit mehr für andere Aufgaben. Wenn Susanne Seibel (Name geändert) nachts todmüde nach Hause kam, konnte sie nicht einschlafen, weil die Angst die Gedanken kreisen ließ. Sprach jemand sie darauf an, reagierte sie gereizt, manchmal brach sie in Tränen aus. Irgendwann wurde der Druck zum ständigen Begleiter ihres Studiums, jede Aufgabe wurde zur Qual. „Ich hatte ständig Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden, schlechte Noten zu bekommen, nicht gut genug für einen Job in einem umkämpften Bereich zu sein“, sagt Susanne Seibel, 28, heute, zwei Jahre später. Das Gefühl ging nicht weg, obwohl sie im Studiengang Politikwissenschaften eine der Besten ihres Jahrgangs war. Eine „depressive Verstimmung“ nannte die Psychologin in der Beratungsstelle des Studierendenwerks das damals. Sie befand, dass Susanne Seibel unter Leistungsdruck und Versagensangst litt. Und damit kein Einzelfall sei.