Eine schnelle und leistungsfähige Netzanbindung und der Einsatz von mobilen Endgeräten sind mittlerweile für nahezu jeden Betrieb unverzichtbar. Foto: dpa

Baden-württembergische Betriebe sind im Vergleich zum Bund besser mit Breitbandanschlüssen versorgt – doch viele sind nicht mit deren Qualität zufrieden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die sich auch mit Investitionen in die Aus- und Weiterbildung beschäftigt.

Stuttgart - Baden-württembergische Unternehmen sehen sich besser mit schnellem Internet versorgt als Betriebe in anderen Bundesländern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit, deren Ergebnisse unserer Zeitung vorab vorliegen. Demnach verfügen 81 Prozent der befragten Firmen im Land über einen Breitbandanschluss (DSL, UMTS oder LTE), das sind über alle Branchen hinweg sieben Prozentpunkte und je nach Branche bis zu 14 Prozentpunkte mehr als der bundesweite Durchschnitt.

Nach einer noch wenig verbreiteten, aber in Zukunft unverzichtbaren Anbindung an ein Gigabit-Glasfasernetz wurde nicht gefragt. Je größer der Betrieb, desto höher ist die Breitbandabdeckung: Die Spanne reicht von 74 Prozent in Kleinstbetrieben mit weniger als fünf Mitarbeitern bis zu 93 Prozent in Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten.

Mängel bei Geschwindigkeit und Verlässlichkeit

Trotz der guten Abdeckung mit Anschlüssen sind die Südwestbetriebe unzufriedener mit der Qualität der Datenübertragung, also bei Geschwindigkeit und Verlässlichkeit, als Unternehmen im Rest der Republik. Die Diskrepanz zwischen vorhandener Kapazität und tatsächlicher Leistung wird etwa in der Metall- und Elektroindustrie, einer der Schlüsselbranchen im Land, deutlich: Hier verfügen zwar 85 Prozent der Betriebe über Breitbandanschlüsse, allerdings sind nur 72 Prozent der Unternehmer auch mit ihrer Datenrate und der Stabilität der Verbindung zufrieden. Über alle Branchen hinweg sind 78 Prozent der Betriebe mit Breitbandanschluss zufrieden mit der Leistungskapazität, im Bund sind es 83 Prozent.

Bei der Ausstattung mit digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien weist Baden-Württemberg der Studie zufolge einen Vorsprung gegenüber dem Bund auf. Beim Einsatz von PCs (96 Prozent) und mobilen Endgeräten wie Laptops, Tablets oder Smartphones (88 Prozent) liegen die Betriebe im Land jeweils um vier Prozent über dem Bundesschnitt; Big-Data-Analysen und Cloud-Computings liegen mit einem Verbreitungsgrad von 51 Prozent sogar um acht Prozentpunkte über dem gesamtdeutschen Wert.

Die Studie, die auf der Befragung von 16 000 Betrieben aller Wirtschaftszweige und Größenklassenaus dem Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2017 beruht, sowie eine weitere aktuelle Untersuchung des IAB machen darüber hinaus Aussagen zur Aus- und Weiterbildungsbereitschaft im Zuge des digitalen Wandels. „Betriebe, die in den letzten Jahren im Bereich der Arbeitswelt-4.0-Technologien investiert haben, investieren stärker in Weiterbildung als andere“, resümieren die IAB-Studienmacher. Durch dieses Engagement erlangten diese Unternehmen Vorteile im Wettbewerb um die besten Fachkräfte, heißt es weiter.

Den Sorgen vor einem Bedeutungsverlust der Ausbildung liefern die Studienergebnisse keine Nahrung. Die verstärkten Weiterbildungsaktivitäten gingen nicht zulasten der Erstausbildung – hierbei habe sich allerdings der Charakter verändert: „So bilden stärker digitalisierte Betriebe heute vermehrt in anderen Berufen aus und sie legen dabei mehr Wert auf modernste IT-Kentnisse“, so die Autoren.

Ausbildungsinhalte müssen modernisiert werden

„Die duale Ausbildung wird durch die Digitalisierung nicht entwertet, sondern sie bleibt das Modell der Zukunft“, sagt Christian Rauch, der Chef der Bundesagentur für Arbeit im Südwesten, im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch halten die Ausbildungsinhalte mit den veränderten Anforderungen Schritt? In wichtigen Bereichen, ja, meint der Fachmann: „Die Metall- und Elektroindustrie hat sich durch Reformen der Ausbildungsberufe schnell auf die Veränderungen durch die Digitalisierung eingestellt“, so Rauch. Zwar nehme die Überarbeitung von Ausbildungsordnungen einige Zeit in Anspruch, Zusatzqualifikationen würden jedoch zügiger integriert. Vor allem im Dienstleistungsbereich verspricht er sich vom völlig neuen Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E-Commerce, der seit September ausgebildet wird, ein positives Signal. Erste Zahlen für neu abgeschlossene Lehrverträge deuteten darauf hin, für eine Bilanz sei es noch zu früh.

Dass die Weiterbildungsbereitschaft der Südwestfirmen im Bundesvergleich etwas geringer ausgeprägt ist, sei der guten Konjunktur und der hohen Auslastung geschuldet, erklärt Rauch und fügt hinzu, „das birgt aber auch Risiken“. Trotz der Neuauflage der Digitalprämie durch die Landesregierung und der bevorstehenden Einführung des Qualifizierungschancengesetzes im Bund mahnt der BA-Regionalchef weitere „strukturelle Hilfen für Betriebe“ an. Das gelte etwa für die Weiterbildung insbesondere für Beschäftigte von kleinen und mittleren Unternehmen mit individuellem Qualifizierungsbedarf. „Bosch und Daimler tun sich dabei leichter als ein Mittelständler mit einigen hundert Mitarbeitern“, so Rauch.