Trinken bis zur Bewusstlosigkeit: Wenn Kinder und Jugendliche zur Flasche greifen, können sie die Folgen oft nicht abschätzen. Experten sehen aber insgesamt einen rückläufigen Trend. Foto: Axel Heimken/dpa

Die gute Nachricht: Immer weniger Jugendliche in Deutschland greifen zur Flasche. Laut einer Gesundheitsstudie trinken nur 8,7 Prozent einmal pro Woche Alkohol. Doch ein Problem bleibt brandaktuell: das Rauschtrinken.

Berlin - Der regelmäßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen in Deutschland geht laut einer Studie weiter zurück. Unter den zwölf- bis 17-Jährigen trinken aktuell 8,7 Prozent mindestens einmal pro Woche – ein neuer Tiefstand, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Mittwoch nach Umfragedaten von 2018 mitteilte.

Im Jahr 2004 waren es noch 21,2 Prozent gewesen, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), bei der Vorstellung des „Alkoholsurvey 2018“ – „Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland“ – in Berlin mitteilte. Die Untersuchung wurde von der BZgA durchgeführt.

„Erwachsensein heißt nicht, zu viel Alkohol zu trinken“

„Auch wenn die Zahlen insgesamt erfreulich sind, sehen wir bei den jungen Erwachsenen einen Trend, den es zu bremsen gilt: Erwachsensein heißt nicht, dass es plötzlich in Ordnung ist, zu viel Alkohol zu trinken! Ziel muss sein, lebenslang einen bewussten Umgang zu erreichen“, kommentierte Mortler die Ergebnisse.

Für die alle zwei Jahre vorgenommene Studie wurden den Angaben zufolge von April bis Juni 2018 bundesweit 7002 Menschen zwischen 12 und 25 Jahren vom Institut Forsa befragt.

Zahl jugendlicher Trinker gesunken

Den Zahlen zufolge konsumiert jeder dritte junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren (33,4 Prozent) regelmäßig Alkohol. Verglichen mit 2014 sei dieser Wert zwar stabil geblieben, gleichzeitig zeige sich aber im Vergleich zu 2004 eine langfristig rückläufige Entwicklung, hieß es. 38,1 Prozent der Jugendlichen haben den Angaben zufolge noch nie Alkohol getrunken.

Der Anteil der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren, die bei der Befragung angaben, im letzten Monat einen Alkoholrausch gehabt zu haben, liegt laut der Studie bei 13,6 Prozent und unterscheidet sich somit kaum von den Vorjahren. 2004 noch sei diese Frage von 22,6 Prozent der Jugendlichen bejaht worden.

Mehr männliche als weibliche Rauschtrinker

Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren haben sich hingegen mehr Personen in einen Rausch getrunken, wie es hieß. Der aktuelle Wert liege bei 37,8 Prozent und damit um fünf Prozentpunkte höher als noch vor zwei Jahren.

Junge Männer trinken sich demnach öfter in einen Rauschzustand als junge Frauen, gleichwohl ist auch die Anzahl der weiblichen jungen Erwachsenen, die bis zum Rausch konsumieren, von 22,6 Prozent (2016) auf 28,4 Prozent (2018) gestiegen.

Als Rauschtrinken gilt, in 30 Tagen vor der Befragung an mindestens einem Tag bei einer Gelegenheit fünf Gläser oder mehr zu trinken.

Aktuelle Studie zum weltweiten Alkoholkonsum

Wie schädlich Alkohol für die Gesundheit sein kann, ist bereits seit langem bekannt. Dennoch wird weltweit immer mehr getrunken, so das Ergebnis einer internationalen Studie, die im Fachblatt „The Lancet“ erschienen ist.

Eine Auswertung von Daten aus 189 Ländern ergab, dass der Alkoholkonsum der Weltbevölkerung von 1990 bis 2017 um 70 Prozent gestiegen ist. Global trank 1990 jeder Mensch von 15 bis 99 Jahren im Schnitt umgerechnet 5,9 Liter reinen Alkohol. Bis 2017 stieg dieser Konsum auf 6,5 Liter. In Deutschland waren es 13,05 Liter im Jahr 2017. Ein halber Liter Bier enthält etwa 20 Gramm reinen Alkohols.

1,3 Millionen Abhängige in Deutschland

In Deutschland beobachteten die Wissenschaftler eine Stagnation mit sinkendem Trend. Laut „Alkoholatlas Deutschland 2017“ sank der durchschnittliche Alkoholkonsum bei den 18- bis 59-jährigen Männern von 22 Gramm Reinalkohol pro Tag im Jahr 2000 auf 16 Gramm im Jahr 2015. Bei den gleichaltrigen Frauen hat sich die getrunkene Menge dagegen kaum verändert und lag im Jahr 2015 bei neun Gramm Reinalkohol pro Tag.

Nach Zahlen der Bundespsychotherapeutenkammer sind rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig und 2,7 Millionen Menschen missbrauchen Alkohol.

Pro Jahr stehen der Techniker-Krankenkasse zufolge etwa 74 000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol. Täglich gibt es rund 200 Todesfälle durch zu hohen Alkoholkonsum. Die Lebenserwartung von Alkoholabhängigen ist statistisch gesehen um rund 15 Prozent vermindert. Das entspricht einer Verkürzung der Lebenszeit um etwa zwölf Jahre.

Gefährliche Sucht

Verkehrsunfälle, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs sind nur ein Teil der Todesursachen, die mit Alkohol in Verbindung gebracht werden. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ging 2016 jeder 20. Todesfall darauf zurück.

Alkohol werde einer der Hauptrisikofaktoren für vorhersehbare Krankheiten bleiben „und seine Auswirkungen werden sich wahrscheinlich relativ zu anderen Risikofaktoren erhöhen“, erklärte Erstautor Jakob Manthey, Psychologe an der TU Dresden.

Höchster Anstieg in Südostasien

Für die Studie analysierten die Forscher Daten zum Alkoholkonsum von Menschen von 15 bis 99 Jahren aus 189 Ländern. Sie stellten fest, dass 2017 in nordafrikanischen Ländern sowie Ländern des Nahen Ostens am wenigsten getrunken wurde, während es in Zentral- und Osteuropa am meisten war. Der höchste Anstieg aber wurde mit 34 Prozent im wirtschaftlich aufstrebenden Südostasien beobachtet.