Thomas Strobl (Mitte), Landesvorsitzender der CDU und Innenminister in Baden-Württemberg, winkt beim Landesparteitag der baden-württembergischen CDU nach seiner Wiederwahl zwischen seinen beiden Stellvertretern Daniel Caspary und Annette Widmann-Mauz auf dem Podium. Foto: dpa

Der eine oder andere wird Thomas Strobl mit der geballten Faust in der Tasche als Landeschef der CDU in Baden-Württemberg gewählt haben, um weitere Unruhe vor den anstehenden Wahlen zu vermeiden, meint Redakteur Nils Mayer.

Weingarten - Vor Wahlen rücken Parteien für gewöhnlich zusammen, um die eigenen Mitglieder für den Wahlkampf zu mobilisieren. Und um der Öffentlichkeit das Bild einer geschlossenen Partei zu präsentieren – internen Streit mag nämlich kein Mensch. Rund drei Wochen vor den Europa- und Kommunalwahlen haben die Delegierten auf dem CDU-Landesparteitag da keine Ausnahme gemacht und den Landesvorsitzenden Thomas Strobl mit 83,3 Prozent der Stimmen im Amt für zwei weitere Jahre bestätigt. 2017 in Reutlingen hatte er nur 81,7 Prozent der Stimmen erhalten. Insofern ist das Ergebnis kein deftiger Denkzettel – allerdings auch kein Grund für ausgelassene Feierlaune.

Strobl hält sich bedeckt

Auch für die weiter wabernde Frage nach der Spitzenkandidatur für die Landtagswahl im Jahr 2021 ist das Ergebnis kein bisschen aussagekräftig. Das Murren aus den eigenen Reihen über die Performance als stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister ist unüberhörbar. Der eine oder andere wird ihn mit der geballten Faust in der Tasche gewählt haben, um weitere Unruhe vor den anstehenden Wahlen zu vermeiden. Strobl selbst hatte vor und auf dem Parteitag in Weingarten betont, dass die Wahl des Landesvorstands anstehe, „nicht mehr und nicht weniger“. Interpretierte der Wiedergewählte nun aus dem soliden Ergebnis Rückenwind, wäre dies töricht.

Position nicht sicher

Die Wiederwahl verbindet vielmehr den Auftrag, die CDU wieder zur stärksten Kraft zu machen. Das hat er kaum in eigener Hand. Viel wird davon abhängen, ob der beliebte Ministerpräsident Winfried Kretschmann noch einmal antritt. Klar ist aber: Fährt die CDU bei den Europa- und Kommunalwahlen schlechte Ergebnisse ein, beginnen die parteiinternen Personaldebatten um die Spitzenkandidatur schon bald von Neuem.

nils.mayer@stuttgarter-nachrichten.de