Ehemals „gute Freunde“ – inzwischen ziemlich beste Feinde: Sigmar Gabriel (l.) und Martin Schulz Foto: dpa

Nur einen Tag hat der Frieden gehalten, dann ist Sigmar Gabriel öffentlich explodiert. Er wirft SPD-Chef Martin Schulz Wortbruch vor. Dass der nun ungerührt Außenminister werden kann, scheint ausgeschlossen, kommentiert Bärbel Krauss.

Berlin - Nur einen Tag hat der Frieden gehalten, dann ist Sigmar Gabriel explodiert. Öffentlich. Abends zuvor habe er in der Fraktionssitzung der SPD noch entspannt gewirkt und: kein Wort gesagt. Das haben jedenfalls Abgeordnete aus der nicht öffentlichen Sitzung berichtet. Aber die Ruhe war offenbar eine Ruhe vor dem Sturm.

Gabriel sollte nach dem Willen der neu-alten SPD-Führung weichen, damit sein Nachfolger an der Parteispitze, Martin Schulz, ihm nun auch im Außenministerium nachfolgen könne. Ihm war die Rolle des Bauernopfers zugedacht und eine Zukunft als Hinterbänkler. Das ist ein Part, mit dem Sigmar Gabriel sich nicht abfinden mochte. Er sieht sich ungerecht behandelt, klagt über Respektlosigkeit und ein gebrochenes Wort.

Dass Schulz ungerührt Minister werden kann, scheint ausgeschlossen

Über die Frage, wer da in welcher Weise illoyal gewesen ist in der Partei, die die Solidarität so hochhält, werden die Genossen noch lange streiten. Davon unbenommen ist die Geschichte vom friedlichen Wechsel im Parteivorsitz der SPD schon jetzt Makulatur. Nicht nur der schon geschwächte Schulz ist beschädigt. Für seine designierte Nachfolgerin Andrea Nahles gilt das auch. Dass Schulz, der ja eigentlich nie in ein Kabinett Merkel eintreten wollte und wegen seiner Wende in dieser Sache scharf in der Kritik steht, jetzt trotzdem ungerührt Außenminister werden kann, scheint ausgeschlossen - dass Gabriel es bleibt,ebenfalls.

Der offene Zoff in der SPD-Spitze macht es noch schwerer, die Basis von der umstrittenen Groko zu überzeugen. Das ist eine Hypothek, an der nicht nur die führenden Sozialdemokraten, sondern auch die Kanzlerin und die künftige Koalition, so sie zustande kommt, zu tragen haben.

baerbel.krauss@stzn.de