Kommt es auch in Stuttgart zu Streiks im Nahverkehr? Verdi droht zumindest mit Protesten in der nächsten Tarifrunde. Foto: dpa/Marijan Murat

Die Arbeit als Busfahrer ist anstrengend - mit wechselnden Schichtzeiten und teilweise aggressiven Fahrgästen. Verdi will daher bei der anstehenden Tarifrunde die Arbeitsbedingungen in den Fokus rücken. Notfalls mit Warnstreiks.

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi will in der anstehenden Tarifrunde für die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr die Arbeitsbedingungen verbessern. „Die Arbeitszeiten im Schichtdienst mit teilweise langen Pflichtpausen sind im Fahrerberuf die Hauptbelastung und machen den Job im Nahverkehr nicht besonders attraktiv“, sagte Verdi-Landeschef Martin Gross in Stuttgart.

Die Gewerkschaft geht bundesweit koordiniert vor. Sie kündigte deshalb alle 16 Manteltarifverträge in den Ländern. Gross drohte bereits mit Protesten. „Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, werden wir die Arbeitgeber vermutlich ordentlich wachrütteln müssen.“ Die Friedenspflicht endet am 30. Juni. Von da an kann es auch zu Protestaktionen von Verdi kommen. „Für die Nutzer des Nahverkehrs kann es durchaus sinnvoll sein, gutes Schuhwerk parat zu haben und das Fahrrad im Frühjahr zu richten.“

Tarifrunde startet wohl im Frühjahr

Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) erklärte, es gebe keinen Anlass für Proteste und sprach von „sehr guten Arbeitsbedingungen“. Von den Tarifgesprächen sind nach Verbandsangaben 6 300 Beschäftigte betroffen, die bei den Nahverkehrsbetrieben in Baden-Baden, Esslingen, Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Konstanz und Stuttgart arbeiten.

Bei der Tarifrunde, die voraussichtlich im Frühjahr startet, geht es nicht um mehr Geld, sondern um den Manteltarifvertrag. Verdi macht sich ferner für mehr Zuverlässigkeit bei der Dienstplanung, weniger Überstunden oder einen zeitnahen Freizeitausgleich stark. Die wöchentliche Arbeitszeit für die Beschäftigten im Südwesten beträgt 39 Stunden.

Gross sagte: „Wenn ein Fahrer im Nahverkehr Pause macht, hat er oft nur das eigene Fahrzeug zur Verfügung. Eine Toilette ist während der Schicht oft nicht erreichbar. Deswegen verzichten viele beispielsweise auf Trinken während ihrem Dienst.“ Den Beschäftigten mache auch die gestiegene Aggressivität von manchem Fahrgast zu schaffen. Verdi verwies darauf, dass es immer schwieriger werde, Personal für Bus und Bahn zu finden. „Wenn Fahrer im Ausland angeworben werden, müssen sie für ihre Aufgabe ausreichend qualifiziert werden. Auch sprachlich, da es in diesem Job viel Kundenkontakt gibt. Ein Führerschein reicht nicht aus.“

Nahverkehr in Reutlingen und Tübingen wird neu ausgeschrieben

Der Gewerkschaftsfunktionär bekräftigte, dass bei der Vergabe des kommunalen Nahverkehrs an private Betreiber der Tarifvertrag aufgrund des Tariftreuegesetzes eingehalten werden müsse. „Dazu braucht es endlich echte Kontrollen.“ In nächster Zeit wird nach Verdi-Angaben beispielsweise der Nahverkehr in Reutlingen und Tübingen neu ausgeschrieben.