Durch falsches Futter können Ponys Verdauungsprobleme bekommen. Foto: ddp

Popcorn, Schokolade, Pizza – was so mancher Besucher den Tieren im Streichelzoo auf dem Killesberg füttert, gehört definitiv nicht auf deren Speiseplan. Was viele nicht wissen: Für die Tiere kann das tödlich enden.

S-Nord - Ein Flamingo am Neckar fällt immer auf. Deshalb hatten die beiden Ausreißer Glück im Unglück. Auf ihrer Ausflugstour wurden sie sofort entdeckt. Einen der Vögel haben die Tierpflegerinnen Susanne Miniböck und Anita Konnopka am Samstag im Tierheim in Botnang wieder abgeholt. Dort hatten ihn hilfsbereite Menschen gebracht, denen er über den Weg stolziert war. Der andere war im Wertstoffhof Weilimdorf gelandet, wo sofort die Fahndung nach seinem eigentlichen Bestimmungsort losging. Jetzt sind die beiden im Tierhaus im Flamingogehege, das sonst nur als Winterquartier dient. Dort erholen sie sich von ihrem Schock, denn freiwillig sind sie nicht ausgebüxt. Da sind sich die Tierpflegerinnen sicher. „Vielleicht sind sie von einem frei laufenden Hund oder einem Fuchs erschreckt worden“, überlegt Susanne Miniböck.

Sie und ihre Kollegin sind nicht nur verantwortlich für das Wohlergehen der elf Flamingos, sondern auch der sechs Ponys, drei Esel, sechs Ziegen, vier Schafe, vier Lamas, zwei Minischweine, 15 Hühner und 30 Enten, Gänsen sowie weiteren Wasservögeln. Am Vormittag hat Anita Konnopka bei strömendem Regen die Ponys in ihren Stall geführt, denn die beiden Fohlen reagieren empfindlich auf Nässe. Deshalb sind sie gleich darauf in ihrem Stall von Tierärztin Sarah Hoppler bei ihrem Routinebesuch gegen grippale Infekte geimpft worden.

Alle Tiere haben einen speziellen Speiseplan

Glücklicherweise hatte die Veterinärin bei dieser Visite nicht mehr zu tun, denn nach den Wochenenden leidet immer eines der Tiere an Durchfall oder Koliken, ärgert sich Susanne Miniböck. „Das bekommen sie, weil die Leute ihnen Dinge füttern, die sie krank machen. Wir haben schon Kartoffelschalen, schimmeliges Brot, Popcorn, Schokolade, Pizza im Gehege gefunden, und am schlimmsten, auch Kohl.“ Alle Tiere haben ihren speziellen Speiseplan, montags fahren die Pflegerinnen zum Großmarkt: Nur Frisches wird eingekauft. „Die Schweinle mögen zum Beispiel gern Süßes wie Ananas und Melone“, sagt Susanne Miniböck. Außerdem schleppen die beiden Frauen ballenweise Heu und Stroh in die Ställe. Das ist Knochenarbeit.

Kein Tier kommt zu kurz und dennoch gibt es Zeitgenossen, die aus Unwissenheit sogar giftige Pflanzen wie Eibe, Efeu oder Narzissen abreißen und sie den Tieren zum Fressen reichen. Für eine Ziege endete das tödlich. Weil die Besucher aber so gerne füttern wollen, gibt es extra einen Automaten mit artgerechten Pellets. „Aber dann halten die Leute den Tieren das Futter im Plastiktütchen hin. Dabei kann es passieren, dass eine Ziege oder ein Pony die Tüte gleich mit frisst. “ Übel ging so eine Gedankenlosigkeit für ein Ponyfohlen aus, das deshalb in die Tierklinik eingeliefert werden musste. Vor Jahren ist ein Zebu-Rind an einem Darmverschluss verendet. Der Grund war der Metallclip an einer verschluckten Wurstpelle. „Der Tierpräparator des Rosensteinmuseums hat uns damals angerufen und gesagt, dass er die Todesursache gefunden habe“, berichtet Susanne Miniböck. Immer, wenn ein Tier aus dem Streichelzoo gestorben ist, werden die Präparatoren aus dem Naturkundemuseum gefragt, ob sie Interesse haben. Jetzt wartet ein toter Flamingo darauf, ausgestopft zu werden.

Die Pflegerinnen leben in der Nähe ihrer Schützlinge

Alle jüngeren Vögel sind mit einem Chip gekennzeichnet. So kann das Alter der Tiere ermittelt werden, denn Flamingos leben bis zu 60 Jahre. Übrigens auch für deren rote Färbung sorgen Susanne Miniböck und Anita Konnopka. Sie mischen Karotin oder in homöopathischen Dosen Paprikapulver ins Essen. „Sonst wären die hierzulande ganz weiß“, sagt Susanne Miniböck. In ihrem natürlichen Lebensraum in südlichen Gefilden fressen die Flamingos eine bestimmte Krebsart, die die Rotfärbung des Gefieders verursacht. Auf dem Killesberg ernähren sie sich vorwiegend von schwimmenden Spezialpellets. „Die werfen wir ins Wasser und dort schwimmen sie. Seit es die gibt, haben wir keine Probleme mehr mit den Tauben, die früher alles weggefressen haben“, erzählt Susanne Miniböck. Seit 19 Jahren arbeitet sie im Streichelzoo. Beide Pflegerinnen wohnen in der Nähe ihrer Schützlinge und sind im Falle eines Falles auch nachts für sie da.