Thomas Strobl will den konservativen Flügel der CDU mit der Wahl versöhnen. Foto: dpa

Nach der Wahl nehmen Parteimitglieder Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz in die Pflicht. Ein dauerhaftes Zerwürfnis soll verhindert werden.

Berlin - Viele Christdemokraten sind am Wochenende bemüht gewesen, die Gräben zuzuschütten, die sich bei der Wahlentscheidung zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz aufgetan haben. „Es gibt auch sehr schwer Enttäuschte“, sagte der CDU-Bundesvize Thomas Strobl unserer Zeitung, nachdem Kramp-Karrenbauer sich knapp durchgesetzt hatte. Die neue Vorsitzende sei aber „kein Abziehbild von Angela Merkel“ und könne „ihre eigenen Akzente“ setzen bei der Innen- wie auch der Wirtschaftspolitik, warb der Südwest-Landeschef. Strobl forderte von ihr klare Signale an die unterlegene Seite: „Führung heißt jetzt vor allem Integration.“ So müsse und werde „auch das konservative Element seinen ganz festen Platz in der CDU“ behalten. Zudem, so der Stuttgarter Innenminister weiter, werde der Landesverband „immer für die berechtigten Interessen unserer Familienbetriebe, des Handwerks, des Mittelstands einstehen. Das garantiere ich.“

Von Stetten bietet Kramp-Karrenbauer Zusammenarbeit an

Der Waiblinger Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer verlangt ein Angebot für die Mitglieder, Wähler, Mittelständler oder Wirtschaftsliberale, die sich wie er Merz gewünscht hatten. „Es gibt zahlreiche enttäuschte Reaktionen aus der Mitgliedschaft genauso wie aus dem Kreis von Unterstützern und Wählern“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion: „Es liegt jetzt in der Hand der neuen Vorsitzenden, schnell, klar und nicht nur verbal deutlich zu machen, welche Zukunftsperspektiven sie dieser Kern- und Stammklientel in der CDU bietet.“

Christian von Stetten, der Vorsitzende des einflussreichen Parlamentskreises Mittelstand und ein wichtiger Merz-Unterstützer, bot Kramp-Karrenbauer die Zusammenarbeit an: „Ich werde sie in ihrer neuen Aufgabe nachhaltig unterstützen.“ Er berichtete zudem, dass die Saarländerin ihrerseits zugesagt habe, Hauptrednerin beim Neujahrsempfang der Mittelstandsparlamentarier Mitte Januar zu sein.

Friedrich Merz soll Minister werden

Um ein dauerhaftes Zerwürfnis zu verhindern, setzten sich am Wochenende auch mehrere AKK-Unterstützer für die aktive Einbindung des Merz-Lagers ein. „Annegret Kramp-Karrenbauer sollte jetzt sehr schnell bei den Themen Wirtschaft und Migration eine kreative Unruhe um sich herum zulassen, damit sie sich in diesen zentralen Punkten möglichst schnell von Merkel absetzen kann“, sagte der CDU-Innenexperte im Bundestag, Armin Schuster. „Das stärkste Entspannungssignal wäre, wenn Merz das Angebot von Kramp-Karrenbauer annimmt und eine wichtige Rolle in der Partei übernimmt, die später in ein Ministeramt münden könnte“, so Schuster weiter. Eine Unterstützerinitiative, der auch EU-Kommissar Günther Oettinger und Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart angehören, hat einen Kabinettsposten für Merz gefordert. Strobl erinnerte Merz diesbezüglich an seine, wenn auch vage, Parteitagszusage: „Ein Mann, ein Wort.“