Tatsächlich kann eine Unterzuckerung, die sogenannte Hypoglykämie, bei Diabetikern wie Boris Vukcevic schnell zur Unfallursache werden. Foto: dapd

Diabetikern wie dem Fußballer Vukcevic kann die Krankheit im Straßenverkehr zum Verhängnis werden – Autofahren dürfen sie dennoch.

Heidelberg - Es war ein Zuckerschock, der den Fußballprofi Boris Vukcevic vom Bundesligisten 1899 Hoffenheim am 28. September die Kontrolle über sein Auto verlieren ließ. Das geht aus der Auswertung der ärztlichen Berichte durch das Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg hervor. Nach wie vor liegt der 22-jährige Sportler in einer Heidelberger Klinik im Koma.

Tatsächlich kann eine Unterzuckerung, die sogenannte Hypoglykämie, bei Diabetikern wie Boris Vukcevic schnell zur Unfallursache werden. Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, bei der die Blutzuckerwerte vom Körper nicht allein reguliert werden können. Sie kann unterschiedliche Ursachen haben, weshalb es verschiedene Diabetesformen gibt. Normalerweise regulieren Diabetiker mit Hilfe von Messgeräten und Medikamenten wie Insulin ihren Blutzuckerspiegel. Durch Infektionen, übermäßige körperliche Belastung sowie Diätfehler kann der Wert schnell abweichen. Sinkt der Zuckerspiegel im Blut von etwa 90 bis 110 Milligramm pro Deziliter auf unter 70, treten Symptome wie Unruhe, Zittern, Gähnen, Müdigkeit und Schwindel auf.

Wer dabei noch am Steuer sitzt, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere. „Wer von seinem Diabetes weiß, ist daher verpflichtet dafür zu sorgen, dass er am Steuer keine Unterzuckerung bekommt“, heißt es bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Beispielsweise indem Diabetiker vor Fahrtantritt den Blutzucker messen, immer Traubenzucker bei sich tragen und vor der Fahrt nicht mehr Insulin spritzen als gewöhnlich und nicht weniger essen als bisher. Lesen Sie hier weitere Artikel rund um Diabetes.

Nach wie vor gehört Diabetes zu den meldepflichtigen Krankheiten

Wie ernst diese Verpflichtung von Betroffenen wahrgenommen wird, zeigt die Unfallstatistik: Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen machen körperliche und geistige Mängel nur ein Prozent der Unfallursachen aus. Wie hoch davon der Anteil der durch Diabetes bedingten Unfälle ist, lässt sich nur schwer ermitteln, so der Stuttgarter Rechtsanwalt Oliver Ebert, Rechtsexperte der Deutschen Diabetes-Hilfe. „Fest steht, dass das Unfallrisiko selbst von den am ehesten gefährdeten insulinbehandelten Diabetikern wohl nicht über dem Durchschnitt liegt.“

Zumindest im arbeitsmedizinischen Bereich sei sogar das Gegenteil der Fall. So hat der IKK Bundesverband 2007 in einer Studie festgestellt, dass Diabetiker weniger in Arbeitsunfälle verwickelt sind als Nichtbetroffene – eben weil sie es gewohnt sind, mehr auf ihre Gesundheit zu achten.

Nach wie vor gehört Diabetes somit auch nicht zu den meldepflichtigen Krankheiten. „Beantragen Betroffene einen Auto- oder Motorradführerschein, ist die Angabe über Diabetes freiwillig“, bestätigt Oliver Ebert. Lediglich Lastwagen, Busse oder Taxis steuern dürfen Diabetiker, die ihren Blutzucker mit Medikamenten stabil halten können, nur mit einem ärztlichen Gutachten.

Für Diabetiker, die schon mehr als einmal in einen Unfall verwickelt waren, wird es in der Regel eng: So entschied erst unlängst das Verwaltungsgericht in Mainz, dass einem zuckerkranken Mann der Führerschein entzogen wurde, weil er wegen Unterzuckerung bereits mehrfach Unfälle verursacht hatte. Das könnte auch Boris Vukcevic passieren: Denn auch er war schon 2010 infolge eines Zuckerschocks in einen Unfall verwickelt. Dabei hatte er weitaus mehr Glück – und wurde nur leicht verletzt.

Welche Krankheiten oder Mängel das Autofahren stark beeinträchtigen oder dazu führen, dass der Führerschein entzogen wird, zeigt eine Liste im Internet: www.verkehrsportal.de/fev/anl_04.php