Zu Fuß durch den Schwabtunnel ist kein pures Vergnügen, aber der kürzeste Weg. Jetzt soll der Weg für Fußgänger sicherer und heller werden Foto: Georg Linsenmann

Nach viel Flickarbeit wird der erste Straßentunnel der Welt samt Treppenanlage als Ganzes saniert. Drinnen werden die Oberflächen renoviert, die Kacheln gereinigt und instand gesetzt. Mehr Licht für Fußgänger ist auch geplant.

S-Süd/S-West - Leiser solle es werden im Schwabtunnel, auch „schöner für Fußgänger“. Nicht zuletzt aber soll die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer verbessert werden. Forderungen, die der Bezirksbeirat Süd mit zwei jeweils einstimmig beschlossenen Anträgen der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen an die Stadt gestellt hatte: fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Und fast genau so lange musste das Gremium auf Antworten warten. Weil das Tiefbauamt eine Grundsanierung der Treppenanlagen für nötig hält und im Zuge dieser Überlegungen auch den Tunnel in Augenschein nahm, kommt nun Bewegung in die Sache. Darüber haben zwei Mitarbeiter des Tiefbauamtes in der aktuellen Sitzung des Bezirksbeirates berichtet.

Optisch nicht im besten Zustand

Pech war allerdings, dass an dem Abend just der Mitarbeiter erkrankt war, der am Verkehrskonzept für den Tunnel arbeitet, was dann einige Fragen offen bleiben ließ. Gleichwohl hatten Michael Schecker und Silvester Koci spannende Neuigkeiten zu bieten – und Koci leitete die Thematik mit einer Art Hommage an den Tunnel ein, als er die historische Bedeutung des 1896 eröffneten Bauwerkes skizziert: als „erster Straßentunnel Deutschlands“, durch den je ein Automobil gefahren ist. Nun aber erscheine der 10,50 Meter breite Tunnel, der den Süden und den Westen der Stadt verbindet, „optisch nicht im besten Zustand“ zu sein. Dies gelte aber nur für die inneren Oberflächen der Tunnelhülle, „denn die Konstruktion ist in einem guten Zustand“, berichtete Koci. Deshalb wolle man „eher eine Renovierung der Oberflächen und dabei möglichst wenig in die vorhandene Substanz eingreifen“.

Eine Festlegung von einiger Bedeutung, denn sie betrifft direkt den ersten Punkt des alten Antrages: Maßnahmen, mit Hilfe derer Hilfe der Geräuschpegel gesenkt werden könnte. Just das hatte auch der Bezirksbeirat West am selben Abend gefordert, wo die Pläne zuvor vorgestellt worden waren. Im Süd-Gremium wurde das unterstrichen. Dem aber hielt Koci entgegen: „Wir wollen dieses wunderbare Tunnel-Bauwerk erhalten und nur ungern in die Konstruktion eingreifen“. Wie das gehen könnte, das ist sowieso unklar, denn die Keramikkacheln, mit denen die Röhre verkleidet ist, steht unter Denkmalschutz, wie das Bauwerk insgesamt. Deshalb sei nur an eine entsprechende „Instandsetzung und Reinigung“ der noch gut erhaltenen Verkachelung gedacht.

Diskussionen über den Spritzschutz für Fußgänger

Fortschritte wird es dagegen bei der Ausleuchtung des Tunnels geben. Dazu seien „zusätzliche Lichtbänder über den Gehwegen geplant“. Die Kritik an der Art der Ausgestaltung nahm Koci auf: „Wir sind erst am Anfang. Über die Gestaltung kann man sicher noch reden.“ Umstritten ist dagegen der Plan, den Spritzschutz, der aktuell die Gehwege hüfthoch von der Fahrbahn abgrenzt, zu entfernen. Mehrere Stimmen plädierten dagegen, weil dies ein „Unsicherheitsgefühl“ bei den Fußgängern verursachen würde. Bei einer Zählung am 13. Juli 2017 hatten 1100 Menschen den Tunnel zu Fuß durchschritten. Radfahrer waren 450, Autos 11 000 gezählt worden.

Die Erörterung dieser Sicherheitsfrage wurde dann, wie auch das mögliche Verkehrskonzept insgesamt, auf die nächste Sitzung vertagt. Wie sehr das drängt und wieviel Potenzial das für Kontroversen birgt, wurde trotzdem deutlich. Etwa über den Vorschlag, auf Tempo 30 zu gehen. Oder den Autoverkehr per Ampel im Wechselbetrieb zu regeln, wozu postwendend „Staus bis auf die Fildern hoch“ prophezeiht wurden. Diesen Vorschlag hatten die beiden auch aus dem West-Gremium mitgebracht.

Eitel Sonnenschein herrscht dagegen bei den Plänen für die Treppenanlage. Hier konstatierte Michael Schecker „Schäden an den Natursteinen und am Mauerwerk“. Dem sei man bis dato immer „mit Reparaturmaßnahmen“ begegnet, die nun teils „schon wieder repariert werden müssten“. Deshalb habe man, so Schecker, entschieden, „nicht klein zu denken, denn nochmals reparieren bringt nichts. Jetzt muss man an die Substanz ran“. Das Ziel sei, „den langfristigen Erhalt des ganzen Bauwerks sicherzustellen“. Dabei gehe es nicht zuletzt darum, durch entsprechende Abdichtung zu verhindern, dass weiter unkontrolliert Wasser in die Treppenanlage eindringen kann. Das mit dem Wasser eindringende Streusalz sei mit die Hauptursache für die Schäden an der Treppe. Im Gremium wurde dieser Ansatz als „großer Wurf“ (Roland Petri; CDU) gelobt. Nach dem aktuellen Stand soll die Gesamtmaßnahmen in mehreren Etappen bis Ende 2020 umgesetzt werden. Die genauen Kosten stehen noch nicht fest.